So funktioniert die Tageslicht-Mauser in der Praxis

22 Oktober 2022
Mobilstall
Legehennen gehen ins Legenest eines Mobilstalls

„Du hast angefangen zu spielen, jetzt musst Du das Spiel auch zu Ende spielen“, sagt Inga Garrelfs vom Landwirtschaftszentrum Eichhof des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen. Die Mauser ist kein Prozess, den man abbrechen kann, nur weil Probleme auftreten. Inga Garrelfs berichtete im Rahmen des Online-Seminars des Netzwerks Fokus Tierwohl „Legehennen länger halten – gesund durch die Mauser kommen“ über ihre Erfahrungen mit einer induzierten Legepause im Tageslicht-Mobilstall. 

 

Das Hühnermobil mit Wintergarten des Landwirtschaftszentrums Eichhof bietet 238 Tieren bei konventioneller Haltung Platz. Die im Praxisbeispiel beschriebene Hafer-Mauser wurde vom 7. Januar 2019 bis zum 16.Februar 2019 durchgeführt, die Hühner befanden sich in der 56. Lebenswoche oder waren älter. Der Monat Januar ermöglichte der Lohmann-Sandy-Herde durch den sich natürlich verlängernden Lichttag einen sanften Start in die neue Legeperiode. Das Kunstlicht wurde während des Mauser-Programms ausgeschaltet und blieb auch aus.

Umfangreiche Vorbereitungen notwendig

Zur Vorbereitung der induzierten Mauser führte der Betrieb eine Wurmkur durch, mistete den Stall und reinigte die Nester. Exakt 50 Tiere wurden gewogen, um den Gesundheitszustand und die Uniformität der Herde festzustellen, die Legeleistung betrug 92 Prozent. Die Herde wurde zu diesem Zeitpunkt wegen ihres hohen Gewichts schon mit Legehennenalleinfutter II gefüttert; man ließ sie die Tröge leerfressen. Muschelschrot und Magensteinchen standen zur freien Aufnahme für die gesamte Mauser zur Verfügung und dem Trinkwasser wurden Mineralien hinzugefügt.

Reduktionsphase

In der Reduktionsphase, die 15 Tage dauerte, war der Wintergarten zugänglich, allerdings hatten die Hennen keinen Zugang zum Auslauf. Schon am zweiten Tag der Reduktionsphase begannen die Tiere, sich blutig zu picken. Daraufhin wurden zusätzlich die Seitenteile des Stalles abgedunkelt, um Sonnen-Spots zu verhindern; der Stall hatte noch über 20 Lux Licht. Die erste sieben Tage hatten die Hennen gequetschten Hafer zur freien Verfügung, danach bekamen sie ganze Haferkörner. Am Ende der Reduktionsphase wurden 26 Tiere gewogen, sie zeigten 69 Prozent Uniformität und 350 g weniger Körpergewicht. Zu diesem Zeitpunkt wurden unter 20 Eier gelegt, allerdings konnte nicht darauf gewartet werden, dass die Legeleistung unter 8 Prozent sinkt, da man die Hühner nicht zu stark leiden lassen wollte.

Aufbauphase

Die Aufbauphase dauerte 23 Tage und wurde durch Aminosäuren und Vitamine unterstützt, die über das Trinkwasser zugeführt wurden. In der ersten Woche wurden die Hennen mit geschrotetem Hafer und Legehennenalleinfutter II im Verhältnis 50/50 gefüttert, ab der zweiten Woche bekamen sie Legehennenalleinfutter II und Zugang zum Auflauf.

Inga Garrelfs kommt zu dem Schluss, dass die Tageslicht-Mauser ein schonendes Mauser-Programm ist, weil die Tiere Zugang zum Wintergarten haben und sie in ihrem Fall keine Verluste zu beklagen hatte. Die ad-libitum-Futtergabe sei ein Vorteil; hier sei allerdings auf ein reichliches Angebot an Futterplätzen zu achten. Die Tageslicht-Mauser führe aber anderseits dazu, dass die Tiere nicht synchron starten, nicht auf null Prozent Legeleistung zu bringen seien und ein hohes Risiko für Federpicken bestehe. Bis die Ausgangsleistung wieder erreicht werde, vergehe mehr Zeit. Etwa 70 Tage nach Beginn der Mauser hatten die Hühner im beschriebenen Praxisbeispiel fast wieder ihr ursprüngliches Gewicht und etwa 88 Prozent Legeleistung erreicht. 

"„Du hast angefangen zu spielen, jetzt musst Du das Spiel auch zu Ende spielen.; Die Mauser ist kein Prozess, den man abbrechen kann, nur weil Probleme auftreten. Kommt es beispielsweise zu Kannibalismus im Stall, muss individuell auf das auftretende Problem reagiert werden. Und das ist nur durch eine kontinuierliche Beobachtung der Hühner möglich. Eine induzierte Legepause ist immer mit einem erhöhten Arbeitsaufwand verbunden, da dauernde Kontrollen der Tiere unumgänglich sind." (Inga Garrelfs)"
Magdalena Esterer
Bild: Hehnastoi

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