Annemarie Kaiser von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde informierte beim 3. Online-Fachforum für Zweinutzungshühner der ÖTZ über einen Mastversuch, der unter dem Thema „Coffee-Hähne in der Mastleistung, Futterverwertung, Gesundheit und Verhalten abhängig von Alter, Fütterung und Haltungssystem“ durchgeführt wurde.
Versuchsaufbau
Im Arbeitspaket „Betrachtung spezieller Herausforderungen in der Haltung alternativer Hühnerherkünfte” des Projekts Öko2Huhn zielte ein Mastversuch darauf ab, insbesondere agonistisches Verhalten (alle Verhaltensweisen, die mit Rivalität, Wettbewerb und Konkurrenz verbunden sind) und Brustbein-Deformationen zu beurteilen.
Acht Gruppen mit je 25 Coffee-Hähnen lebten in vier Haltungsvarianten; etwa 100 Coffee-Hähne wurden mit den Schwester-Hennen im Mobilstall aufgezogen. Es wurde vermutet, dass häufigere Sitzstangennutzung Brustbein-Deformationen begünstigte und dass sich die Sitzstangennutzung durch attraktive Auslaufgestaltung, erhöhte Ebenen oder Beschäftigungsmaterial vermindern lassen.
Diese Haltungsvarianten kamen zur Anwendung:
- Stall 1 mit Sitzstange und unstrukturiertem Auslauf
- Stall 2 mit erhöhten Ebenen, Picksteinen und unstrukturiertem Auslauf
- Stall 3 mit Sitzstange, Picksteinen sowie Heunetzen und unstrukturiertem Auslauf
- Stall 4 mit Sitzstange, Picksteinen und strukturiertem Auslauf
Von Lebenswoche 12 bis Lebenswoche 16 wurden in jeder Woche fünf Tiere aus jeder Gruppe geschlachtet.
Untersuchung von Gesundheit und Verhalten
Die Gesundheit der Hähne wurde durch Tierbonituren (fachgerechte, qualitative Beurteilung) in den Lebenswochen 8, 10, 12, 13, 14, 15 und 16 überprüft; teilweise nur durch Stichproben oder ein verkürztes Boniturschema. Des Weiteren wurde der Schlachtkörper untersucht.
Das Tierverhalten wurde jeweils einen Tag durch stündliches Scansampling von 9 bis 16 Uhr von Lebenswoche 9 bis 14 dokumentiert sowie durch Continuous Behaviour Sampling, das in den Lebenswoche 9 bis 14 in jeder Gruppe pro Woche viermal je fünf Minuten stattfand.
Gesundheit
Bei der Untersuchung der Gesundheit der Tiere lag der Fokus auf Brustbein-Deformationen, die nicht den Knochen betrafen, sondern den Knorpel. An den Versuchs-Hähnen wurden weder Brüche noch Entzündungen festgestellt. Bei den starken Brustbein-Deformationen nach der Schlachtung war im Stall 1 der Anteil der Brustbeinverkrümmungen nach innen mit 17,4 % deutlich höher als in Stall 3 (11,3 %), Stall 4 (8,2 %) und Stall 2 (4,2 %). Insgesamt waren Deformationen nach innen häufiger als seitliche Veränderungen, außer im Mobilstall, bei dem die seitlichen Veränderungen mit 4,9 % höher lagen als die Veränderungen nach innen (4,3 %). Der Stall mit den erhöhten Ebenen führte augenscheinlich zu den geringsten Deformationen.
Agonistisches Verhalten
Federpicken wurde in den Stoßfedern und in den Schwungfedern untersucht. Im Mobilstall und in Stall 1 war dieses Verhalten am häufigsten und nur hier waren ausgeprägte Federpickschäden zu beobachten. Hatten die Hähne Beschäftigungsmaterial (Heunetze, Picksteine) war dieses Verhalten im Vergleich weniger stark ausgeprägt. Auch in Hinblick auf die Kammverletzungen zeigten die Gruppen mit Beschäftigungsmaterial (Stall 2, 3 und 4) die geringsten, der Stall 1 und die Mobilstallgruppen die höchsten Schäden. Je älter die Tiere wurden, desto mehr respektive größere Kammverletzungen wurden bonitiert.
Verhalten: Auslaufnutzung
Der strukturierte Auslauf wurde am intensivsten genutzt und die Auslaufstruktur konnte als einziger signifikanter Einflussfaktor auf die Nutzung der Sitzstangen festgestellt werden.
Resümee
Annemarie Kaiser fasste zusammen, dass Brustbein-Deformationen durch strukturierte Ausläufe, Beschäftigungsmaterial und/oder erhöhte Ebenen reduziert werden können. Agonistisches Verhalten ist am ehesten durch Beschäftigungsmaterial minderbar. Die Auslaufnutzung lässt sich durch „Blühstreifen” deutlich erhöhen.
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