Hähnchenmäster Thomas Korte sieht Zukunft entspannt

13 September 2023
Masthuhn
Hähnchenmäster Thomas Korte

Thomas Korte ist stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises Hähnchenmast im Landesverband Niedersächsische Geflügelwirtschaft. Zu schaffen machten den Hähnchenmästern die Importe und die Kaufzurückhaltung der infolge der Inflation. Dennoch blickt Korte zuversichtlich in die Zukunft.

Die Zahlen, die Thomas Korte nannte, sprechen für sich: Die Ukraine exportierte vor dem Krieg mit Russland jährlich etwa 20.000 Tonnen Hähnchenfleisch nach Deutschland. Ist diese Menge auf das Zehnfache angestiegen. Da die Ukraine nicht zur EU gehört, brauchen naturgemäß keine EU-Standards erfüllt werden, sprich, die Importware wird deutlich günstiger erzeugt und das Herkunftsland braucht bei verarbeiteter Ware bekanntlich nicht deklariert werden.

Dennoch zeigte sich der Sprecher des Arbeitskreises Hähnchenmast im Landesverband der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW) auf der Mitgliederversammlung recht zufrieden mit den Auszahlungspreisen und den erreichten Deckungsbeiträgen im vergangenen Wirtschaftsjahr.

Produktion nach den Vorgaben der Initiative Tierwohl

Fast 90 Prozent der Hähnchenmästerinnen und Hähnchenmäster hierzulande produzieren nach den Vorgaben der Initiative Tierwohl, ITW. Die aktuelle Laufzeit endet zum 1. April kommenden Jahres. „Üblicherweise gibt es neue Vereinbarungen für drei Jahre“, so Korte. Aufgrund der großen politischen Verunsicherung, wie es mit der Nutztierhaltung in Deutschland weitergeht, wollte der Lebensmittelhandel sich deshalb nicht längerfristig festlegen. Jetzt gibt es eine zunächst einjährige Verlängerung bis zum 31. März 2025.

Für die neue Laufzeit gelten einige neue Vorgaben, die Thomas Korte erläuterte. Der bisherige Bonus von 2,75 Cent/kg wird nicht mehr aus dem ITW-Fördertopf des Handels bezahlt. Das Kartellamt hatte diese Praxis bekanntlich gerügt. Den – zu vereinbarenden - Bonus zahlen künftig die Schlachthöfe direkt aus.

Initiative Tierwohl: Künftig Dämmerlicht vorgeschrieben

Bei einer Teilnahme an der Initiative Tierwohl müssen Hähnchenmäster ihren Tieren künftig Dämmerlicht anbieten, und zwar mindestens jeweils eine Viertelstunde: „Dafür reicht es nicht, einfach einige Lampen auszumachen, es ist eine Dimmfunktion nötig“, so Korte. Nach seiner Einschätzung hat ein Großteil der Mäster seine Ställe jedoch ohnehin inzwischen mit LED-Lampen ausgestattet, da ist das Dimmen kein Problem.

Neue Vorgaben gibt es auch zum Beschäftigungsmaterial: In der neuen Laufzeit der Initiative Tierwohl muss je angefangene 100 qm Stallfläche ein Pickstein zur Verfügung stehen oder für je 2.000 Tiere. Monitoring-Daten zu den Herden, dazu gehört die Mortalität, die Anzahl Transporttote und die Schlachtdatenbefunde, sollen künftig in einer zentralen Datenbank zusammengeführt werden, um eine integrationsübergreifende Vergleichbarkeit zu haben.

Schere Kaufkraft geht weiter auseinander

Einen kritischen Blick warf Thomas Korte, der auch Vorstandsmitglied im NGW ist, auf die Aktivitäten von Politik und Handel bezüglich der Haltungskennzeichnung. Er bedauerte, dass Geflügel zunächst bei der Haltungskennzeichnung außen vor bleibt und damit auch von den geplanten Fördergeldern zum Umbau der Tierhaltung ausgeschlossen ist.
Er warnte davor, im Handel zu stark auf die höheren Haltungsstufen zu setzen: „Die Schere bei der Kaufkraft geht immer weiter auseinander.“ Inflationsbedingt könnten sich viele Verbraucher schlicht und einfach kein teures Fleisch leisten.  

Neue Konkurrenz aus dem Labor?

Entspannt sah Korte die „Konkurrenz“ für Hähnchenfleisch aus dem Labor. „Die weltweite Nachfrage nach Fleisch wächst jedes Jahr um zwei bis drei Prozent und Geflügel steht durch seine sehr gute Futterverwertung gut da“, betonte er. „Cultured Meat“ werde in den kommenden Jahren bestenfalls einen Bruchteil des Bedarfs decken können, zudem seien die Produktionskosten durch den hohen Energiebedarf enorm. Die Frage, ob man angesichts des „Hypes“ um das Laborfleisch als Mäster noch in Um- oder Neubauten investieren könne, beantwortete er für sich mit einem eindeutigen „Ja“.

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Christa Diekmann-Lenartz

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