Plukon-Chef: „Das Hähnchenschnitzel liegt auch morgen auf unserem Teller“
Hähnchenschnitzel oder Chicken Nuggets liegen auch morgen auf unserem Teller. Die Herkunft Deutschland ist wichtig. Trotzdem nützt ein Blick in die Niederlande, um zu sehen, wohin die Reise beim Essen geht. Wir sprachen mit Rainer Dullweber, Deutschland-Chef von Plukon.
Rainer Dullweber ist seit eineinhalb Jahren Geschäftsführer der Plukon Food Group in Deutschland. Um die Zukunft der Geflügelbranche hierzulande macht er sich keine Sorgen: „Geflügel ist und bleibt eines der beliebtesten Lebensmittel hierzulande. Der Anteil von Geflügel am gesamten Fleischverzehr steigt deutlich an, und rund 70 % des Geflügelfleischverbrauchs entfallen auf Hähnchenfleisch“, ist er zuversichtlich. Da bezieht er die Hähnchenmast mit ein.
Und er nennt weitere Gründe, die für Hähnchenfleisch sprechen: Es ist mager, wird von fast allen Ethnien gegessen, keine Religion verbietet es und auch beim immer wichtiger werdenden Aspekt Nachhaltigkeit kann es punkten: „Gegenüber anderen Fleischsorten hat Hähnchenfleisch eine relativ günstige CO2-Bilanz“, so der Geschäftsführer.
Plukon Schlachthof in Gudensberg
Es geht in Richtung Haltungsstufe 3 oder 4
In Deutschland wird sehr stark über Tierwohl diskutiert. Für Dullweber lohnt sich da ein Blick in die Niederlande. Die Plukon Food Group hat dort ihren Ursprung: „In Deutschland ist bei Plukon Ware aus dem Initiative Tierwohl Programm (ITW) Mindeststandard. ITW entspricht der Haltungsstufe 2 des Handels. Auch wenn Verbraucher sich momentan infolge des Ukraine-Konflikts bei Premiumprodukten etwas zurückhalten, hat insgesamt in den letzten Jahren die Nachfrage nach den Haltungsstufen 3 und 4 zugenommen“, beschreibt er die Situation. Bekanntlich haben führende Gruppen des Lebensmittelhandels (LEH) ihre Weichen in Richtung Haltungsstufen 3 und 4 gestellt.
In den Niederlanden ist der LEH die Strategie zur Umsetzung von mehr Tierwohl schon vor Jahren und etwas anders angegangen: „Dort ist Tierwohl schon seit vielen Jahren wichtig. Der Handel war sehr konsequent bei der Umstellung. Es gab dann nur noch Hähnchenfleisch aus höheren Haltungsstufen, Stufe 1 verschwand sofort aus den Regalen“, berichtet Rainer Dullweber. In Deutschland hat der Kunde nach wie vor die Möglichkeit zu wählen – und greift dann eben oft zur preisgünstigsten Haltungsstufe.
Die niederländischen Hähnchenmäster haben die Forderungen nach mehr Tierwohl umgesetzt. „Wir haben in den Niederlanden schon vor über zehn Jahren zusammen mit Tierschutzorganisationen alternative Aufzuchtmodelle entwickelt und in die Betriebe gebracht“, so Dullweber.
Langfristige Abnahmeverträge mit Mästern
Diesen Weg sieht er auch für die deutschen Berufskollegen: „Wir sagen unseren Mästern ‚Investiert in höhere Haltungsstufen - so wie der Markt es hergibt‘. Dafür brauchen sie allerdings Planungssicherheit. Von unserer Seite gibt es die in Form langfristiger Abnahmeverträge“, erläutert er. Das reiche jedoch nicht. Landwirte müssten ihre Ställe auch umbauen können. Für Haltungsstufe 3 brauche es einen Wintergarten. Und Landwirte bräuchten die rechtliche Sicherheit, dass sie den Stall dann mindestens für die Abschreibungszeit auch betreiben können. Da sieht Rainer Dullweber die Politik dringendst in der Pflicht.
„Nachhaltigkeit und Tierwohl müssen am Ende rentabel bleiben. Nur so kann der Nutztierstandort Deutschland wettbewerbsfähig bleiben“, ist sein klares Statement.
In niederländischen Supermärkten gibt es viel mehr hochwertige Convenience-Produkte als hierzulande.
Zuversichtlich stimmt ihn, dass bei Frischgeflügel die Herkunft Deutschland sehr wichtig geworden ist. Der Trend zur Regionalität, den viele große LEH-Ketten aufgegriffen haben, unterstützten dies. „Ein Problem in Deutschland ist allerdings, dass in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung die Herkunft nicht ausgewiesen sein muss“, bemängelt er. Auch hier bestehe Nachholbedarf.
Frische hochwertige Convenience-Produkte im Trend
Welche Entwicklungen bei Lebensmitteln sieht er ansonsten? „Convenience-Produkte werden auch in Deutschland zunehmen“, ist er sicher. Geflügelfleisch passe da gut. In den Niederlanden haben Convenience-Produkte einen noch höheren Stellenwert als hierzulande. Hochwertige ultrafrische Komplettmahlzeiten sind dort sehr beliebt. „Wir bieten zum Beispiel Salatmahlzeiten an, in denen vitaminreiche Salat- und Gemüsevariationen mit hochwertigen Trendzutaten kombiniert werden. Hähnchenfleisch ist oft dabei, aber nicht immer.“ Die frischen Convenience-Produkte entsprächen der wachsenden Nachfrage im „Green-Eating“-Bereich. Sie werden inzwischen auch hierzulande verkauft.
Über Plukon: Die Plukon Food Group mit Ursprung Niederlande gehört zu den größten europäischen Anbietern von Geflügelprodukten und hat über 30 Niederlassungen in verschiedenen EU-Ländern. Pro Woche werden über 9 Mio. Hähnchen geschlachtet und verarbeitet.
In Deutschland hat die Gruppe drei Schlachthöfe, zwei Verarbeitungsbetriebe und eine Brüterei. Hier sind 2.350 Mitarbeiter/-innen tätig. Plukon Deutschland arbeitet mit ca. 200 Hähnchenmastbetrieben zusammen.
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Christa Diekmann-Lenartz
Bild:
Christa Diekmann-Lenartz, Plukon
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