Von links: Thomas Schröder, Friedrich-Otto Ripke und Thomas Ebenfeld
Geflügelhalter brauchen sich um den Markt wenig Sorgen machen. Probleme bereiten Ideen des Lebensmittelhandels und der Politik. Ohne Wirtschaftlichkeit und realistische Zeitachse funktioniert der gewollte Umbau der Tierhaltung nicht - so der dringende Appell der niedersächsischen Branche.
Friedrich-Otto Ripke, wiedergewählter Präsident des Landesverbandes der Nie-dersächsischen Geflügelwirtschaft, NGW, brachte es auf den Punkt: „Wir können am Markt gut bestehen!“ Das betonte er auf der Mitgliederversammlung seines Verbandes in Dötlingen (Landkreis Oldenburg). Der NGW ist mit rund 1.600 Mitgliedern der größte Landesverband der Geflügelwirtschaft.
Der Pro-Kopf-Verbrauch bei Geflügelfleisch und Eiern ist stabil. Die Initiative Tierwohl, entsprechend der Haltungsstufe 2 des Handels („Stallhaltung plus“), wird gut nachgefragt. Etwa 90 % des hiesigen Hähnchenfleischs kommen aus Haltungsstufe 2, bei Puten sind es etwa 70 %. Dieses Fleisch werde gekauft, so Ripke.
Pläne des Lebensmittelhandels nicht umsetzbar
Als irreal bezeichnete er jedoch die Pläne des Lebensmittelhandels, speziell Aldi, künftig hauptsächlich auf die höheren Haltungsstufen 3 und 4 zu setzen: „Unsere Betriebe können derzeit gar nicht umbauen für 3 und 4, die Genehmigungen da-für fehlen und es gibt keinen Bestandsschutz.“ Sehr kritisch sah der NGW-Präsident dabei, dass Aldi mit seinen Ankündigungen den Kunden suggeriere, dass noch mehr Tierwohl einfach umsetzbar sei.
Den gleichen Vorwurf richtete er an die Politik. Sie lasse die Realität (bei Produ-zenten und Verbrauchern) außen vor, wenn sie glaube, man könne nur in Haltungsstufe 3 oder 4 produzieren: „Das ist Wunschdenken und teilweise auch Ideologie!“
Natürlich gebe es das Hochpreissegment, aber die Verarbeiter könnten ein Lied davon singen, wie hoch die Rückläufe im Biobereich derzeit seien. Je höher die Haltungsstufen, desto teurer seien die Lebensmittel. Doch für immer teurere Produkte gebe es immer weniger Käufer. „Eine Tierschutzpolitik, die das ausblendet, läuft gegen den Markt und ist zum Scheitern verurteilt“, so Ripke.
Gemeinsam mit Tierhaltern Umbau gestalten
Er appellierte an die Politik, gemeinsam mit den Produzenten eine Strategie für den Umbau der Tierhaltung zu erarbeiten. Die Geflügelhaltung sei eine Zukunftsbranche, in Sachen Nachhaltigkeit und Regionalität schon sehr gut aufgestellt. Ernährungsstrategien der Politik und immer weiter hochgeschraubte Klimaschutzanforderungen, die zu schnell kommen und rein national laufen, gefährdeten die Existenz der Tierhalter. Letztlich gefährdeten sie damit auch den Tierwohlfortschritt.
Verschlimmert werde die Situation dadurch, dass viele Neuregelungen nicht auf EU-Ebene abgestimmt sind. Zunehmende Importe aus Osteuropa wie etwa Polen und ggf. demnächst aus den südamerikanischen Mercosur-Staaten kämen erschwerend hinzu.
Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit braucht Unternehmertum
Auf der Mitgliederversammlung verabschiedete der NGW eine Resolution an die Politik mit Forderungen, damit die Geflügelhaltung in Deutschland weiter möglich bleiben kann. Ein zentraler Punkt dabei ist, dass es unternehmerfreundliche Rahmenbedingungen geben muss, auch, um mehr Nachhaltigkeit umzusetzen.
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