Ganzkörperanalysen von Junghennen

11 September 2024
Junghenne
Junghennen

Für eine exakte Nährstoffbilanzierung ist wichtig, wie hoch der Gehalt von Stickstoff und Phosphor in Legehennen ist. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat deshalb Versuche gemacht und die Ergebnisse mit den Werten der DLG verglichen.

Die mit dem Futter aufgenommenen Nährstoffe werden von den Tieren zu einem Teil wieder ausgeschieden, zu einem anderen Teil werden sie aber auch in Muskeln, Organen, Knochen oder Federn gespeichert – der sogenannte Nährstoffansatz.

Um herauszufinden, wie viele der gefütterten Nährstoffe im Tierkörper verbleiben, führt die Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen Ganzkörperanalysen von Nutzgeflügel durch. Der dabei erfasste Nährstoffansatz ist für die Bilanzierung der Nährstoffausscheidungen wichtig. Denn aus der Nährstoffzufuhr über das Futter abzüglich des Nährstoffansatzes im Tierkörper können die Nährstoffausscheidungen errechnet werden.

Für weitere Ableitungen in der Stoffstrombilanz- und Düngeverordnung ist es wichtig, dass die umweltrelevanten Nährstoffe Stickstoff (N) und Phosphor (P) so genau wie möglich ermittelt werden. Die LWK beabsichtigt daher, eine standardisierte Methode der Ganzkörperpräparation von Geflügel bundesweit zu etablieren, um mögliche Unterschiede in der Tierkörperaufbereitung und damit in den Analyseergebnissen auszuräumen.

Berechnungsgrundlage

Im DLG-Band 199 (2014) „Bilanzierung der Nährstoffausscheidungen landwirtschaftlicher Nutztiere“ sowie im aktuellen DLG-Merkblatt 457 „Berücksichtigung N- und P-reduzierter Fütterungsverfahren bei den Nährstoffausscheidungen“ werden für Jung- und Legehennen Ansätze von 35 g N und 5,6 g P je kg Ganzkörper kalkuliert. Mit diesen Werten als Berechnungsgrundlage wurden die Nährstoffausscheidungen für die Düngeverordnung erstellt, unberücksichtigt blieben genetische und altersabhängige Unterschiede.

Drei Genetiken getestet

Daher wurde ein Projekt mit drei Junghennen-Herkünften durchgeführt. Ziel der Arbeit ist, unter Berücksichtigung einer einheitlichen Präparationsmethode den Nährstoffansatz der Junghennen-Herkünfte mit den DLG-Werten zu vergleichen.

Es wurden aus zwei Aufzuchtbetrieben der Firma Lohmann Deutschland jeweils 15 Junghennen braun-, weiß- und beigelegender Linien entnommen (Lohmann Brown-Classic (LB), Lohmann Selected Leghorn-Classic (LSL) und Lohmann Sandy (S)). Die Junghennen repräsentierten hinsichtlich ihrer Entwicklung das Mittelmaß der jeweiligen Herde. Alle Tiere wurden mit einem Alleinfuttermittel für braune Herkünfte in vier Futterphasen versorgt. Je nach Linie lag der Futterverbrauch bis zum 120. Aufzuchttag bei 5,6 - 6,4 kg je Tier.  

Daten zum Nährstoffgehalt in Eintagsküken konnten aus früheren Untersuchungen herangezogen werden und wurden in der Berechnung des Nährstoffansatzes der Junghennen genutzt. Die Junghennen waren bei der Tötung 119 Tage alt, da üblicherweise am 120. Tag die Aufzucht endet und dieser Zeitpunkt damit besonders interessant ist. Die Tötung der Hennen erfolgte nach den Bestimmungen des Tierschutzgesetzes und der Tierschutz-Versuchstierverordnung nach Betäubung durch stumpfen Schlag auf den Kopf mittels zervikaler Dislokation und mit zusätzlicher Durchtrennung der halsnahen großen Blutgefäße. Das aus den großen Blutgefäßen ausgetretene Blut koagulierte im Kopf- und Halsbereich, sodass eine separate Aufbereitung des Blutes für die weiteren Präparationsschritte nicht nötig war.

Körper und Federn

Die Federn wurden nach dem Brühen nass gerupft und der Magen- und Darminhalt entfernt. Die Federn wurden getrocknet, zerkleinert, verwogen und nach genetischer Herkunft gepoolt. Die Körper wurden einzeln gemahlen, gefriergetrocknet und anschließend von der LUFA Nord-West auf die Gehalte an N und P analysiert, ebenso die Federproben.

Die Tabelle 1 zeigt die Lebendmasse, die präparierte Körpermasse, das Federgewicht und die in den Federn gemessene N-Menge der untersuchten Junghennen. Die LSL wies eine deutlich geringere Lebend- und Federmasse je Tier auf als die anderen beiden Herkünfte. Die Differenz zwischen Lebendmasse und präparierter Körpermasse zeigt, dass bei Erfassung der Lebendmasse ein Anteil an Exkrement- und Futterresten von 10 % berücksichtigt werden muss, um auf den für die Berechnung des Nährstoffansatzes relevanten Tierkörper zu schließen. Allein den Federn konnten in den Ergebnissen bis zu 30 % des gesamten N-Ansatzes zugeordnet werden.

Tabelle 1. Masse-Ergebnisse der drei Genetiken 

Genetik Lebensmasse (g) Körpermasse*, präpariert (g)

Federmasse (g)

N in Federn (g/Tier)
Lohmann Sandy 1.411 1.268 103 14,19
Lohmann Brown-Classic 1.430

1.280

108 14,76
Lohmann LSL 1.240 1.116 89 12,14
Mittelwert 1.360 1.221 100 13,70

*ohne Magen-/Darminhalt, ohne Federn

 

Tabelle 2. Nährstoffansatz in Ganzkörpern von drei Junghennen-Herkünften
Ganzkörper plus Feder

Genetik N (g/kg) P (g/kg) K (g/kg)
Lohmann Sandy 36,49a 6,44a 2,20a
Lohmann Brown-Classic 36,23a 6,07b 2,18a
Lohmann LSL 35,72b 6,37a 2,10b
Mittelwert 36,15 6,29 2,16

a, b: Verschiedene Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede innerhalb einer Spalte

Die Tabelle 2 zeigt den Nährstoffansatz der Junghennen, der sich aus der Analyse des Ganzkörpers, der Federn und der Verrechnung mit dem Input-Faktor Eintagsküken ergibt. Im Nährstoffansatz der Junghennen konnten teilweise signifikante Unterschiede zwischen den Linien festgestellt werden: Der Stickstoff- und Kalium-Ansatz der weißlegenden LSL-Junghennen war geringer als bei den beige- und braunlegenden Linien (S und LB), die sich statistisch nicht voneinander unterschieden. Beim P-Ansatz wurde bei LB weniger P im Ganzkörper ermittelt als bei LSL und S. Durch die Trennung von Ganzkörper und Federn wurde ersichtlich, dass die Federn einen erheblichen Anteil am N-Ansatz der Junghenne haben. In dieser Untersuchung wurde im Mittel ein Ansatz von gerundet 36,2 g N und 6,3 g P je kg Tier ermittelt.

Unterschiede festgestellt

Die Analysen belegen, dass alle untersuchten Herkünfte einen höheren N- und P-Ansatz aufwiesen, als in der Düngeverordnung mit 35 g N und 5,6 g P je kg angegeben wird. Die ermittelten N-Ansätze liegen somit im Mittel 3 % über den Werten der DLG, die P-Ansätze 11 %. Es ist unwahrscheinlich, dass der Ganzkörperansatz von Junghennen mit Legehennen vergleichbar ist, auch wenn die DLG bislang keine Differenzierung anbietet.

Außerdem konnten teilweise signifikante Unterschiede im Nährstoffansatz zwischen den drei untersuchten Junghennen-Linien festgestellt werden. Die im DLG-Merkblatt angegebenen Werte des Nährstoffansatzes berücksichtigen dagegen keine Unterschiede zwischen verschiedenen Genetiken.
Es wäre sinnvoll, verschiedene Legehennen-Herkünfte zu vergleichen. Ein standardisiertes Ganzkörperanalyseverfahren mit Junghennen am Ende der Aufzucht und Legehennen zum Ende der Transitphase könnte langfristig dazu beitragen, die Ansatzwerte in der Düngeverordnung zu aktualisieren und zu einer Differenzierung in Junghennenaufzucht und Legehennenhaltung zu führen. So ließen sich zukünftig genauere Nährstoffbilanzen erstellen. Um die Ergebnisse dieser Arbeit zu validieren, müssen weitere Studien zu Ganzkörperanalysen durchgeführt werden.

 

Land und Forst, Niels Luther-Köhne, LWK Niedersachsen .
Bild: Cordula Möbius

Reagieren

Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.