Am Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems hat ein Forschungsprojekt zur Impfung gegen die Geflügelpest begonnen. Zunächst sollen 50 Gänse mit Wirkstoffen verschiedener Hersteller geimpft werden.
Die Geflügelpest grassiert weiter in Europa und ebenso in anderen Teilen der Welt. Aktuell sind überwiegend Wildvögel betroffen. Beim Hausgeflügel geht die Zahl an Infektionen derzeit weiter zurück. In der EU gab es zum Beispiel im Juli dieses Jahres nur noch sechs gemeldete Ausbrüche, zwei in Frankreich und je einen in Deutschland, Dänemark, Italien und den Niederlanden. Der Ausbruch in den Niederlanden war der erste in einer kommerziellen Geflügelhaltung seit gut einem halben Jahr. Der Ausbruch in Deutschland betraf einen Gänsemastbetrieb in Schleswig-Holstein mit ca. 6.300 Tieren.
Trotz dieser Entwicklung bleibt die Geflügelpest eine große wirtschaftliche Gefahr für Geflügelbetriebe. Das Virus ist inzwischen endemisch in Wildvogelpopulationen vorhanden. Um herauszufinden, ob eine Impfung Gänse vor dem Virus erfolgreich schützen könnte, hat das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) nun ein Forschungsprojekt auf der Insel Riems im Südwesten des Greifswalder Boddens gestartet. Das berichtet der Norddeutsche Rundfunk, NDR.
Beobachtung im Hochsicherheitsstall
In der ersten Phase des Projekts wollen die Forscher beobachten, wie sich das Virus bei geimpften Tieren verhält. Dazu sollen bei 50 Gänsen, die in einem Hochsicherheitsstall auf der Insel Riems leben, verschiedene Wirkstoffe getestet werden. Erfahrungen aus Asien und Afrika zeigen, dass durch die Impfungen zwar Infektionen verhindert werden, das Virus aber versucht, sich weiterzuentwickeln und gegen die Immunität arbeitet.
Das Geflügel wird so möglicherweise nicht mehr krank, obwohl es das Virus in sich trägt. "Sodass wir also denken, wir haben gesundes Geflügel vor uns, handeln das gesunde Geflügel, machen daraus Lebensmittel, die aber dann unter Umständen hochpathogene Viren enthalten können", erklärt Professor Timm Harder, Laborleiter am FLI. Um zu verhindern, dass das Virus so auch Menschen anstecken könne, müsse das geimpfte Geflügel strengstens überwacht werden.
Überwachung geimpfter Bestände aufwändig
Daher schreibt eine EU-Verordnung für den Fall der Zulassung eines Impfstoff auch strenge Überwachungsmaßnahmen geimpfter Tiere vor. Deren Umsetzung wäre für die einzelnen Betriebe sehr teuer: Pro Bestand müssten von einem Amtstierarzt monatlich 60 Proben im Labor auf das H5N1-Virus getestet werden. Für einen Betrieb mit etwa 10.000 bis 20.000 Hühnern ergäben sich daraus 900 bis 1.000 Euro monatliche Kosten. In der EU ist zwar bisher kein Impfstoff zugelassen, jedoch forschen viele Länder an einer Impfung. Frankreich etwa plant für den Herbst eine überwachte Impfung von Gänsebeständen.
Die Forschung auf dem Riems soll auch untersuchen, wie eine Überwachung geimpfter Tiere möglichst praxistauglich gestaltet werden kann, schreibt der NDR. Das Projekt soll noch bis 2025 laufen.
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