Tränkehygiene – was lauert da im Wasser?

26 Mai 2023
Wasser
Wasser

Dr. Julia Handel vom Geflügelgesundheitsdienst Fellbach der Tierseuchenkasse Baden-Württemberg verschaffte gab im Rahmen einer Veranstaltung des Netzwerks Fokus Tierwohl einen Überblick über mögliche Probleme in der Tränkehygiene.

Wasser – Grundlage allen Lebens

Tränkewasser muss für die Tiere schmackhaft und verträglich sein – ist es das nicht, trinken die Tiere zu wenig und verweigern in Folge die Futteraufnahme. Zusätzlich darf das Tränkewasser keine Nachteile für die bauliche Substanz verursachen.
Problematischerweise besteht immer die Gefahr einer biotischen Tränkewasserkontamination mit Pilzen, Parasiten, Bakterien und Viren. Gerade der Biofilm stellt ein Problem dar, da dort schnell Antibiotika-Resistenzen entstehen (bereits nach fünf Tagen nachgewiesen), noch Wochen nach einer Behandlung Wirkstoffreste nachgewiesen werden können und Keimnester für Desinfektionsmittel schwer zugänglich sind.

Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle

Um Probleme mit dem Tränkewasser schnell zu erkennen und darauf zu reagieren, ist es notwendig, zu dokumentieren, wieviel Tränkwasser und wie viel Futter von den Tieren aufgenommen wird. Das Wasser muss ständig olfaktorisch, optisch (direkt oder endoskopisch) und haptisch auf Auffälligkeiten untersucht und regelmäßig durch mikrobiologische sowie physiko-chemische Laboranalysen kontrolliert werden. Routineproben sollten an der Einspeisestelle entnommen werden, bei Auffälligkeiten jedoch zusätzlich direkt an der Tränke, um das Problem lokalisieren zu können. Untersuchungen haben gezeigt, dass Verunreinigungen der Tränken durch Kot eine untergeordnete Rolle spielen. Die Haupteintragsquelle für Keime sind die Tiere selbst, indem sie eine rückwirkende Verkeimung über die Tränkenippel verursachen.

Durch das Wasser übertragene Krankheiten

Viele für Geflügel relevante Krankheiten können über das Wasser übertragen werden. Dazu zählen Pseudomonaden, Clostridien, Salmonellen, Staphylokokken, E. coli, Rotaviren und die Schwarzkopfkrankheit. Für die Biosicherheit müssen offene Gewässer und Pfützen im Auslauf vermieden und die Tränken im Stall sauber gehalten werden.

Pseudomonaden kommen überwiegend in verschmutzten Tränke- und Futterbehältnissen vor und werden unter anderem mit kontaminiertem Wasser aufgenommen. Dementsprechend ist das Auftreten von Pseudomonadeninfektionen meist die Folge hygienischer Mängel. Zur Vermeidung ist die hygienische Sanierung von Brutschränken und Ställen notwendig.

Salmonellen können wochenlang im Biofilm von Wasserleitungen leben und eine kontinuierliche Verunreinigungsquelle darstellen.
Die Schwarzkopfkrankheit, die vor allem Puten befällt und tödlich endet, wird über Wurm-Larven übertragen, die sich in Pfützen aufhalten. Auch hier ist ein gutes Wasserhygienekonzept notwendig.

Über ein geeignetes Tränkwassermonitoring lässt sich sogar die aviäre Influenza in Schach halten. Dieses Frühwarnsystem zur schnelleren Erkennung von Influenza-Viren im Stall wurde von der niedersächsischen Putenwirtschaft erprobt und sollte grundsätzlich im 10-km-Radius um Primärausbrüche durchgeführt werden. Ein Nebeneffekt des Monitorings ist die Vermeidung von Sekundärausbrüchen über das Tränkwasser. Wildvögel dürfen keinen Zugang zum Tränkewasser haben und weder Pfützen noch offene Gewässer gehören in den Freilauf.

Brunnenwasser für die Tiere?

Brunnenwasser-Proben zeigen oft fäkale Verunreinigung durch Silage, Gülle, Mist und häusliche Abwasser. Auch zeigen sich häufig Grenzwertüberschreitungen in Bezug auf Nitrat, Eisen oder Mangan. Brunnenwasser sollte im besten Fall Trinkwasserqualität haben und vor dem ersten Einsatz sowie jährlich untersucht werden. Als sinnvolle Reinigungssysteme haben sich die Umkehr-Osmose, Wasserenthärter und Eisenfilter gezeigt – eine geschmackliche Veränderung des Wassers erfolgt schon bei Eisengehalten ab 10 mg/l.

Magdalena Esterer
Bild: Pixabay

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