Katrin Dorkewitz vom Fachbereich Nutztierethologie und Tierhaltung der Universität Kassel stellte auf der Bioland Geflügeltagung 2024 die Ergebnisse aus dem Teilprojekt Tierwohl im Projekt MobiWohl vor.
Bieten Mobilställe bessere Voraussetzungen für mehr Tierwohl?
Die Forschenden untersuchten, ob sich durch den Einsatz von Mobilställen mehr Tierwohl realisieren lässt. Einerseits sind die Tiergruppen meist deutlich kleiner als in stationärer Haltung und durch den häufigeren Flächenwechsel sollte sich der Nährstoffeintrag in den Boden verringern und die Attraktivität der Flächen erhöhen; möglicherweise könnte sich auch der Infektionsdruck reduzieren. Weitere mögliche Vorteile der Mobilställe könnten durch die höhere Freilandnutzung durch kleinere Gruppen und attraktivere Flächen bewirkt werden, wie ein gesenktes Risiko für Verhaltensstörungen und verminderte osteoporotische Prozesse (brüchigere Knochen).
Andererseits sind auch zahlreiche Risiken durch die mobile Haltung vorstellbar. So könnte die höhere Freilandnutzung das Risiko für Beutegreiferverluste erhöhen, die Kontaktmöglichkeit zu Infektionserregern steigern und das Risiko für Energieunterversorgung vergrößern. Die kleineren Ställe könnten das Unfallrisiko sowie das Risiko für soziale Auseinandersetzungen anschwellen lassen und die Klimaführung im Stall erschweren. Mit der erschwerten Klimaführung könnte die Einstreuqualität sinken, die dann das Risiko für Tierverschmutzung und Fußballenentzündungen fördert.
Am Projekt MobiWohl beteiligte Betriebe
Betrachtet wurden 42 Betriebe von Februar 2022 bis Januar 2024. Da sechs der Betriebe über zwei Ställe verfügten, wurden insgesamt 48 Ställe begutachtet. In dem Projekt kamen zwölf Stallmodelle sechs verschiedener Hersteller mit 190 bis 2.000 Legehennen-Plätzen zum Einsatz. Bei den Tieren waren überwiegend Hybridgenetiken (braun und weiß) zu finden, aber auch gemischte Herden mit Grünlegern, ÖTZ-Tieren und Marans.
Niedrige Tiergewichte im Mobilstall
Ein häufiges und recht auffälliges Problem waren zu leichte Tiere, wofür verschiedene Ursachen ausgemacht wurden. Oft waren die Lichtprogramme und Fütterungszeiten nicht mit denen der Aufzucht abgestimmt und die Abdunkelung bei langen Lichttagen ist im Mobilstall sehr aufwändig. Eine Phasenfütterung ist im Mobilstall wegen der fehlenden Lagermöglichkeiten schwierig und die Kosten steigen bei Abnahme kleiner Mengen. Die tägliche Futteraufnahme der Tiere ist zumeist nur grob über das Nachfüllintervall kontrollierbar und die Gewichtsentwicklung wird oft nicht routinemäßig erfasst. Oft hören die Tiere einfach nicht, dass im Stall die Futterkette anläuft, beispielsweise weil die Belüftung bei hohen Außentemperaturen zu laut ist.
Weitere Herausforderungen im Mobilstall
Mobilställe können bei hohen Außentemperaturen Hitzestress verursachen. Oft lassen Luftqualität und Stallklima im Mobilstall zu wünschen übrig. Kommt es zu Aufstallungsgeboten, sind die Ställe fast zu klein. Der Flächenwechsel wird bei verschiedensten Witterungen durchgeführt und die stärkere Freilandnutzung erhöht die Beutegreiferverluste.
Mobilställe sind nicht die Lösung aller Probleme
Zusammenfassend hält Katrin Dorkewitz fest, dass manche (aber nicht alle) Tierwohlprobleme etwas geringer ausgeprägt sind als die Literatur aus stationärer Haltung berichtet; die Hauptproblembereiche sind ähnlich. Das Potenzial für besseres Tierwohl werde in der Praxis zum Teil realisiert, aber das Haltungssystem alleine ist nicht die Lösung aller Probleme. Um dieses Potential ausschöpfen zu können, braucht es gutes Management und das bedarf guten Fachwissens. Mobilstallspezifische Herausforderungen bei der Auswahl der Haltungstechnik und im Management müssen berücksichtigt werden.
Übrigens sollen im Sommer 2024 mobilstallspezifische Managementempfehlungen im Internet veröffentlicht werden.
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