Vergangene Woche fand die Mitgliederversammlung der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW) in Dötlingen (LK Oldenburg) statt. Neben fachlichen Themen ging es auch um eine große Personaländerung.
Eigentlich sieht es gut aus für die niedersächsische Geflügelwirtschaft. Die Nachfrage nach Eiern und Geflügelfleisch ist nach wie vor hoch. Der Selbstversorgungsgrad liegt jedoch bei allen Produkten bei unter 100 Prozent – sowohl bei Hähnchenfleisch (96,7 %), Putenfleisch (82,4 %), Entenfleisch (43,8 %), Gänsefleisch (17,7 %) als auch bei Konsumeiern (73,1 %). Den niedersächsischen Betrieben kommt dabei eine entscheidende Rolle zu, da hier etwa 37 % der deutschen Legehennen gehalten werden und sogar 60 % der Hähnchenmast in Deutschland stattfindet.
Ein Abbau der Tierzahlen passe nicht zu der hohen Nachfrage, sagte Friedrich-Otto Ripke, NGW-Vorsitzender und Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG).
Stattdessen brauche die Branche mehr unternehmerische Freiheit, um die inländische Nachfrage auch bedienen zu können. Denn Importe, das zeigen Kontrollen immer wieder, erreichen die deutschen Standards weder in Bezug auf Lebensmittelsicherheit, Tierschutz oder Klimaschutz.
„Die Gemeinwohlleistungen der Landwirtschaft werden hoch geschätzt“, sagte Ripke in Richtung der europäischen Agrarpolitik. „Die wichtigste Gemeinwohlleistung, das darf nicht vergessen werden, ist jedoch die Produktion von Lebensmitteln.“
Sollten künftig mehr und mehr Bertriebe, wie von der Gesellschaft gefordert, auf die höheren Haltungsformen mit geringeren Besatzdichten umstellen, brauche es umso dringender Stallneubauten, um die dadurch sinkenden Tierzahlen auszugleichen, sagte Ripke. Das gelte es, insbesondere in Richtung Politik zu betonen.
Herkunftskennzeichen im Handel zu finden
Um die heimische Produktion zu stärken, setzt die Geflügelwirtschaft auf das wirtschaftsgetragene Herkunftskennzeichen der „Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft“ (ZKHL). Das Zeichen „Gutes aus Deutscher Landwirtschaft“ ist bereits auf ersten Produkten im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) zu finden. Auch Kartzfehn-Geschäftsführer Heinz Bosse betonte, wie wichtig dieses Zeichen für die deutsche Putenwirtschaft sei. Da nur ein Drittel des Putenfleischs in Deutschland über den Lebensmitteleinzelhandel vermarktet würde, sei es wichtig, die Herkunftskennzeichnung auch auf die Bereiche Gastronomie, Hotel, Restaurant und Kantinen auszuweiten.
Neuer Präsident der Geflügelwirtschaft
Neben fachlichen Themen ging es auf der Mitgliederversammlung auch um eine wichtige Personalveränderung. Nach acht Jahren als Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) wird Friedrich-Otto Ripke sein Amt im Herbst 2024 an einen Nachfolger übergeben. Der aus Schleswig-Holstein stammende Landwirt Hans-Peter Goldnick ist designierter ZDG-Präsident und wird voraussichtlich am 11. November 2024 auf der ZDG-Mitgliederversammlung offiziell zum Nachfolger von Friedrich-Otto Ripke gewählt werden.
Goldnick hat über 40 Jahre einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb geleitet, den er über die Jahre zu einem mittelständischen Vermarktungsunternehmen für Eier, Erdbeeren und Spargel ausgebaut hat. Vor zwei Jahren wurde der Betrieb an seine Tochter übergeben. Im Mai dieses Jahres wurde Goldnick zum neuen Vorsitzenden des Bundesverbandes Ei (BVEi) gewählt.
Auf der NGW-Mitgliederversammlung richtete Goldnick das Wort an die anwesenden Berufskollegen sowie den amtierenden Präsidenten Ripke. „Das sind große Fußstapfen, in die ich treten werde“, sagte Goldnick. Für sein zukünftiges Amt sei es ihm wichtig, mehr Fachwissen in die entsprechenden politischen Gremien zu tragen und dafür zu sorgen, dass Entscheidungen nicht an der Branche vorbei, sondern gemeinsam mit den Geflügelhaltern getroffen würden. Er brenne für die neue Aufgabe und sagte abschließend: „Ich würde mich freuen, der Vertreter von Ihnen allen zu sein – egal ob groß oder klein, ob Puten oder Enten. Ich will euer Mann sein und mich in die Schlacht werfen.“
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