Alexander Surm, Fachberater Legehennen bei der Raiffeisen Ems-Vechte erläuterte auf dem Ankumer Bio Legehennen Forum, welche Chancen, aber auch welche Risiken sich durch die Mauser ergeben und dass eine Verlängerung der Haltungsdauer auch ohne Mauser möglich ist.
Schnell reagieren
Surm fasst in seinem Vortrag die Marktlage der letzten Jahre zusammen, die sich während Corona und dem damit verbundenen steigenden Gesundheitsbewusstsein in Richtung hochpreisiger Produkte bewegte, seit Ende 2021 durch Aufzucht der Bruderhähne erhöhte Kosten in der Tierbeschaffung bereithielt und durch die Kostenexplosion von Lebensmitteln eine Verschiebung in Niedrigpreis-Modelle wie die Bodenhaltung aufwies. Eierproduzenten müssen deswegen sehr schnell auf ALLE sich verändernden Marktbedingungen reagieren, so Surm.
Tiergesundheit in und nach der Mauser erhalten
Eine Möglichkeit hierfür sei das Mausern der Herde. Dabei müssten zum Beispiel hinsichtlich der Tiergesundheit einige Dinge bedacht werden. So lasse der Schutz der Nadelimpfstoffe in der Mauser nach, weil das Immunsystem in der Mauser zurückgefahren werde. Der Salmonellen-Impfschutz aus der Aufzucht lasse stetig nach, weshalb eine Salmonellen-Nachimpfung über das Wasser in der Mauser wichtig sei. Gegebenenfalls müssen Wartezeiten für Eier beachtet werden. Während Bioherden während der Legeperiode nur mit pflanzlichen Präparaten entwurmt werden könnten, sei während der Mauser auch eine Entwurmung mit Flubendazol oder Fenbendazol möglich (weil sowieso gerade keine Eier gelegt werden). Spulwürmer und Blinddarmwürmer kommen nach Surm in der Mauser sehr häufig vor, Haarwürmer und Bandwürmer deutlich seltener. Im Kot lassen sich Wurmeier feststellen, bei Sektion im Darm auch juvenile Stadien.
Chancen der Legepause
Die Legeleistung bei braunen Herden kann nach der Mauser auf bis zu 90 %, bei weißen Herden sogar auf bis zu 94 % steigen, wusste Alexander Surm zu berichten, und die Hennen sind nach der Mauser wieder voll befiedert. Ökonomisch betrachtet werden die Kosten für die Anschaffung neuer Tiere, den Service (Fangen, Reinigung, Desinfektion) aufgeschoben und das Umlaufkapital verschiebt sich zeitlich nach hinten. Durch die Mauser können Behandlungen mit Präparaten mit Wartezeit durchgeführt werden. Durch die längere Nutzungsdauer wird die Nachhaltigkeit verbessert, da die Kosten für die Aufzucht von Junghennen und Bruderhähnen auf eine längere Periode verteilt werden. Selbstvermarkter bekommen die Möglichkeit, schwerere Ware zu produzieren und in schwachen Marktzeiten (im Sommer) findet keine Eierproduktion statt.
Risiken der Legepause
Surm gibt zu bedenken, dass sich gesundheitlich und legetechnisch „schlechte“ Herden nicht gut mausern lassen und dass der Impfschutz der Nadelimpfungen aus der Aufzucht abnimmt, je älter die Herde wird. In der Mauser sind Verluste durch kleinere Tiere möglich, wodurch sich die Kosten pro Ei nach der Mauser erhöhen können. Das Neubefiedern kann sowohl eine nervöse Herde als auch Federpicken oder Kannibalismus verursachen. Die Legeleistung nach der Mauser wird nicht auf das Niveau einer startenden Herde steigen und durch die erhöhten Eigewichte nach der Mauser können vermehrt Sekundaeier anfallen. Die Salmonellenimpfung über Wasser muss wiederholt werden. Die Kosten der Mauser inklusive der Nachimpfungen gibt Surm mit etwa 2,50 bis 3,00 Euro pro Tierplatz an.
Entscheidung für oder gegen die Legepause
Um die höheren Tier-Anschaffungskosten rentabel zu gestalten, die nicht zuletzt durch OKT (OhneKükenTöten) verursacht werden, müssen Herden nach Surms Meinung länger gehalten werden. Für braune Tiere bedeutet das teilweise über 90 Wochen und für weiße Tiere 95 bis 100 Wochen. In der 50. Legewoche sollte nach Betrachtung der Herde die Entscheidung für oder gegen die Mauser in Zusammenarbeit mit der Beratung und dem veterinärmedizinischen Personal getroffen werden. Auch der Eierhandel und die Vermarktung sollten in die Überlegungen einbezogen werden. Wird von einer Legepause abgesehen, muss die Calciumversorgung der Tiere weiterhin optimal gesteuert werden, da der Stoffwechsel der Tiere und somit auch die Verwertung des aufgenommenen Calciums abnimmt, wodurch auch die Schalen-Qualität der Eier schlechter wird – in Folge ergibt sich ein hoher Sekunda-Anteil respektive Industrieware.
Die Mauser passt nicht zu jeder Herde
Surm fasst zusammen, dass eine Mauser weder zu jeder Herde noch zu jedem Betrieb passt und es eine individuelle Abwägung darstellt, was die beste Lösung für den eigenen Betrieb sei. Er empfiehlt, ständigen Kontakt mit dem Berater oder der Beraterin zu halten und nur gute sowie gesunde Herden zu mausern – Herden mit guten Tiergewichten und guter Uniformität. In der Mauser kann eine Salmonellen-Nachimpfung erfolgen und auch Bio-Herden können auf diese Weise konventionell entwurmt werden, aber während der Mauser muss die Herde immer gut im Blick behalten werden.
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