Annette Alpers, gelernte Landwirtin und seit vielen Jahren für die Naturland Beratung tätig, verschaffte dem Publikum des Ankumer Biolegehennen Forums Mitte Juni 2023 einen Überblick über die Themen, die Bio-Legehennen-Haltung in den letzten 12 Monaten beschäftigte.
Eiermarkt
Die Eierpreise ab Packstelle sind deutlich gestiegen, allerdings haben auch die Kosten für Bio-Futter stark angezogen. Bioland ist eine Kooperation mit Lidl eingegangen, Naturland hat mit Aldi und REWE ein »Kompetenzzentrum Landwirtschaft« gegründet, das die Erzeuger besser einbeziehen soll. Die Regionalsiegel sollen wieder stärker verwendet werden, um auf diese Weise mehr die Aufmerksamkeit der Verbrauchenden auf sich ziehen.
Küken töten?
Aktuell ist die Aufzucht von Öko-Bruderhähnen die einzige Lösung für Verbandsmitglieder des Naturland-Verbandes. Die Naturland-Richtlinie schreibe vor, dass ab dem Schlupf 1. Oktober 2021 zu jeder Naturland-Henne ein Bruderhahn ökologisch aufgezogen werden muss. Die Futterverwertung der Bruderhähne habe sich von 1:5 auf 1:3 verbessert und erziele damit einen ähnlichen Wert wie ihn Bioschweine erreichten, so Alpers. Die Erzeugerbetriebe wünschten sich eine Schlachtung nach 10 Wochen mit maximal 1.300 g Lebendgewicht. Da wenige Verwertungsbetriebe Schlachtungen bei so leichten Tieren durchführen könnten, gebe es nur folgende Möglichkeiten der Verwertung: Die Eiermacher GmbH aus Österreich, die Linex Handelsgesellschaft mbH aus Münster, die Dabe Geflügelschlachterei aus Cloppenburg, die Schlachtung bei Geti Wilba und die Schlachtung in Polen.
Letzteres sei bedingt durch den deutlich niedrigeren Mindestlohn eigentlich keine gute Lösung. Es würden von den weiterverarbeitenden Betrieben lediglich Schlachtung und Transport, nicht aber die Erzeugung bezahlt – die trage der Legehennenhalter. Eine weitere Schwierigkeit der Bruderhahnaufzucht ist nach Annette Alpers der Umstand, dass dieses Fleisch in Konkurrenz zu Verarbeitungsfleisch aus der Geflügelmast steht. Die In-Ovo-Geschlechtsbestimmung sei hier wesentlich preiswerter und vermeide Futter-Verschwendungen. Allerdings sei diese Technik für kleinere Brütereien sehr teuer. Die Tierschutzvereine lehnten die In-Ovo-Geschlechtsbestimmung nur teilweise ab, womit eine Diskussion grundsätzlich möglich wäre.
Annette Alpers betont allerdings, dass die In-Ovo-Geschlechtsbestimmung auch der Kundschaft erklärt werden muss. Dazu komme, dass sich Wertschöpfungsketten und Produktentwicklung auf die Vorgabe der Aufzucht von Bruderhähnen eingelassen und die Produkt-Packer Verpackungen mit Bruderhahn-Werbung gekauft hätten, mit welcher sich die Eier vom allgemeinen Markt abhöben. Naturland will auf alle Fälle dranbleiben.
Photovoltaik (PV) im Öko-Auslauf
Annette Alpers beschreibt PV-Anlagen im Hühnerauslauf als Win-Win-Situation, weil kein zusätzlicher Flächenverbrauch stattfindet, landwirtschaftliche Betriebe an der Energiewende teilnehmen und eine höhere Wertschöpfung erzielbar ist. Den Tieren bieten die PV-Module Schutz vor Wetter- und Klima-Extremen und vor Beutegreifern, die bis zu 7 bis 10 % Verlust im Bestand verursachen können. Auch die Umwelt profitiere, da die Hühner sich durch das Aufstellen von PV-Modulen im gesamten Auslauf verteilen und nicht für punktuelle Nährstoffbelastungen sorgen.
Der Umgang mit PV-Anlagen im Auslauf ist von Land zu Land unterschiedlich. In Niedersachsen gibt es beispielsweise ein Orientierungspapier, das zusammen mit dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), dem NGW (Niedersächsische Geflügelwirtschaft) sowie anderen Akteuren erstellt wurde und zu dem Schluss kommt, dass grundsätzlich nichts gegen Photovoltaik im Öko-Auslauf spricht, solange die Anlage gut gemacht ist. Der Auslauf muss in der Vegetationszeit 50 % Vegetationsdecke aufweisen und mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt werden. Interessierte Betriebe sollen beim LAVES einen eindeutigen Plan mit PV im Auslauf vorlegen – das ist bisher noch nicht geschehen. Der größte Hinderungsgrund seien die avifaunistischen Gutachten (avifaunistisch = die Gesamtheit aller in einer Region vorkommenden Vogelarten). Außerdem seien solche Vorhaben nicht mehr wirtschaftlich.
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