Geflügelpest: Den Wettlauf mit dem Virus gewinnen

24 Februar 2023
Stallmanagement
Putenstall

Zumindest bis zum Winter 2021/22 trat die Geflügelpest (AI) sehr gehäuft in geflügeldichten Regionen auf. Es gab dort viele Sekundärausbrüche, das Virus wanderte von Putenstall zu Putenstall. Das kann man heute verhindern. 

Der Leidensdruck im geflügeldichten Landkreis Cloppenburg, Niedersachsen, ist groß: Hier gab es in den letzten Wintern sehr viele Geflügelpestfälle, einem Erstausbruch folgten oft weitere Sekundärausbrüche im Umfeld – das Virus wanderte von Stall zu Stall. In erster Linie traf es Putenmastställe. Als Konsequenz erließ der Landkreis neben den üblichen Restriktionen länger andauernde Wiedereinstallungsverbote – um das Virus „auszuhungern“.

Enges Monitoring kann Sekundärausbrüche eindämmen

Auch die Wirtschaft und Fachverbände befassen sich intensiv mit dem Thema Geflügelpest - die sich zu einer Bedrohung für die gesamte Branche entwickelt hat. So wurden etwa die Fälle aus den Jahren 2020 bis 2022 in der Geflügelhochburg Cloppenburg und umliegender Region genau analysiert – welche Betriebe waren betroffen, welche Art von Ställen, wo kam es zu Sekundärausbrüchen etc.? Parallel dazu wurde im Winter 2021/22 von Seiten der Wirtschaft ein Tränkenmonitoring in Betrieben mit räumlicher Nähe zu Ausbrüchen etabliert. Die ganz wichtige Erkenntnis: Das AI-Virus konnte ein bis eineinhalb Tage vor den ersten Krankheitsanzeichen im Stall detektiert werden. Dieses frühe Erkennen konnte helfen, einen Geflügelpest-Flächenbrand zu verhindern. 

„Wir müssen schneller als die Seuche sein,“ brachte Dr. Barbara Storck es auf den Punkt. Die Familie der Geflügeltierärztin ist Inhaberin der Putenbrüterei Kartzfehn, Deutschlands größtem Unternehmen der Putenvermehrung  mit Hauptsitz im Landkreis Cloppenburg. Dr. Storck stellte das Tränkenmonitoring auf einem Fachgespräch zum Thema Geflügelpest in Kalkriese bei Osnabrück vor. Die Vorteile sind handfest:

  • Die Treffsicherheit ist groß
  • Die Handhabung ist sehr einfach
  • Die statistische Sicherheit ist hoch
  • Eine Infektion wird frühzeitig erkannt
  • Es gibt Sicherheit für Nachbarbetriebe bei AI-Ausbrüchen

Engmaschige Beprobung bringt Sicherheit für Betriebe

Gerade zum letzten Punkt betonte die Fachtierärztin, wie positiv es zu beurteilen ist, wenn der Bestand engmaschig überwacht wird: „Man muss nicht mehr jeden Morgen mit ungutem Gefühl in den Stall gehen, ob vielleicht über Nacht etwas passiert ist,“ beschrieb sie. Die große statistische Sicherheit ergibt sich daraus, dass die Tränkeproben über den gesamten Stall verteilt genommen werden. Da mindestens 100 Tiere innerhalb von zwei Stunden eine Tränke besuchen, werden sehr viele Tiere erfasst. Für einen Tupfer sind Proben von bis zu zehn Tränken möglich, im Labor können für den PCR-Test wiederum zehn Tupfer gepoolt werden. Ein PCR-Test kostet knapp 30 €. 

Bekanntlich hat sich das AI-Geschehen seit dem vergangenen Sommer geändert, da das Virus in der Wildvogelpopulation endemisch geworden ist. Geflügelpest-Ausbrüche sind nicht mehr so konzentriert auf den Landkreis Cloppenburg, sondern räumlich weitläufig verteilt. Mit dazu beigetragen, dass die Ausbrüche in der geflügelstarken Region deutlich weniger geworden sind, hat mit Sicherheit auch die verbesserte Biosicherheit – in den Betrieben und ebenso beim Handling der Ausbrüche (Schnelligkeit Tötung, Kadaver-/Misttransport etc.). Dennoch führt die niedersächsische Geflügelwirtschaft das Monitoring weiter. War anfangs ein Radius von 10 km um einen Ausbruchsbetrieb gezogen worden, in dem alle Putenbetriebe gemonitort wurden, so hat man sich nun auf einen 3-km-Radius verständigt. Finanziert wird das Monitoring von der Wirtschaft. 

Schlagkräftige Labore in Niedersachsen

Dr. Storck lobte hierbei ausdrücklich die Arbeit der Labore: „Wir haben in Niedersachsen eine sehr schlagkräftige Diagnostik. Das Monitoring kann nur erfolgreich sein, wenn auch die Labore schnell arbeiten.“  

Aktuell wird viel über eine Impfung gegen die Geflügelpest diskutiert. Wenn Impfstoffe zur Verfügung stünden und diese auch eingesetzt werden dürften, wäre auf jeden Fall ein Monitoring geimpfter Bestände nötig. Nur so könnte sichergestellt werden, dass sich unter einer „Impfdecke“ kein Feldvirus verbreitet. Auch für ein solches Impf-Monitoring könnte die Tränkenbeprobung angewandt werden. Aber das ist im Moment noch Zukunftsmusik. 

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Markus Hibbeler

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