Neben dem Hühnerwagen, mit dem er täglich Kontrollen durchführt, und seinem unterirdischen Gebläsesystem für Futter sind die Ställe von Legehennenhalter Paul Geens voll mit eigenen Innovationen. Geens brütet bereits über seiner nächsten Idee – dem Ansäuern der Geflügeleinstreu. "Durch das Ansäuern der Geflügeleinstreu reduziert man die Ammoniakemissionen im Stall und das könnte zur Lösung des Stickstoffproblem beitragen, sagt der Landwirt.“
Paul Geens schwebt auf einer Art Achterbahn durch seine Ställe. Der Legehennenhalter aus Hoogstraten in Flandern, direkt an der niederländischen Grenze in der Nähe von Breda, hat sich den Chicken Trolley ausgedacht: Auf einem Stuhl, der an Schienen aufgehängt ist, schwebt Geens quasi zwischen seinen Hühnern hindurch. Dank des Hühnerwagens kann er die täglichen Kontrollen in seinen Ställen im Sitzen durchführen. Das verbessert seinen Arbeitskomfort.
Chicken Trolley
Als er 2010 seinen neuen Volierenstall baute, suchte Geens nach Möglichkeiten, seine Arbeit angenehmer zu gestalten. "Die Umstellung von der Batterie- auf die Freilandhaltung verbesserte zwar das Wohlergehen der Tiere, verschlechterte aber das Wohlergehen der Geflügelzüchter um einige Schritte", so Geens. Nach reiflicher Überlegung entwickelte er den Chicken Trolley.
Willie Root' Geens konzipierte das Gerät selbst und ließ es von seinen Cousins bauen, die ein Mechanisierungsunternehmen in Hoogstraten betreiben. "Inklusive der Schiene kostete mich das System etwa 60.000 Euro pro Stall inklusive Mehrwertsteuer", sagt Geens. Mittlerweile arbeitet der Flame in drei seiner vier Ställe mit dem Gerät.
Am Prototyp von 2010 nahm er die notwendigen Anpassungen vor: "Die zweite Version hat einen schwereren Elektromotor, damit ich schneller durch den Stall fahren kann“, betont Geens. Außerdem ist das Hebesystem jetzt hydraulisch und nicht mehr elektrisch. Dadurch kann der Geflügelhalter den Wagen sanfter heben und senken. "Im Stall will ich nicht Däumchen drehen, sondern schnell hoch- und runterfahren können, um mir die Hühner aller lebenden Legehennen anzuschauen und tote Hühner aufzusammeln".
Kein Durchbruch
Geens gewann 2014 mit dem Chicken Trolley den Innovationspreis Leg als beste Neuheit für Legegeflügelhalter auf dem Geflügelsymposium in Eerstel (Nordbrabant). Trotz dieser Auszeichnung hat seine Erfindung den Durchbruch nicht geschafft. Dafür hat er eine Erklärung: "Ein Produkt zu entwickeln ist eine Sache, ein Produkt danach zu vermarkten, erfordert ganz andere Qualitäten. Meine Cousins betreiben ein Mechanisierungsunternehmen und sind im Geflügelsektor nicht zu Hause. Ich habe keine Zeit, den Chicken Trolley selbst zu vermarkten“. Außerdem könne es Jahre dauern, bis sich eine Innovation durchsetzt, weiß Geens. Seine drei Mitarbeiter jedenfalls fragen ihn regelmäßig, wie andere Legehennenhalter die täglichen Kontrollen ohne den Chicken Trolley schaffen. "Wir sind begeistert von dem höheren Arbeitskomfort und können eine Kontrollrunde schneller durchführen. Das spart uns bis zu einer halben Stunde pro Tag und Stall", sagt Geens.
Der Legehennenhalter war im vergangenen Jahr angenehm überrascht, dass seine weißen Hühner schon nach zwei Wochen nicht mehr durch den Chicken Trolley verschreckt wurden. " Jetzt sehen sie den Wagen als Teil des Systems und bleiben sehr ruhig, wenn man mit dem Wagen durch den Stall geht, während sie auffliegen, wenn man einmal durch den Stall geht." Auch die braunen Hühner bleiben ruhig, wenn der Geflügelzüchter mit dem Chicken Trolley durch seinen Stall geht, betont er.
Unterirdisches Gebläsesystem
Der Chicken Trolley ist nicht die einzige Neuheit, die sich der Erfinder Geens ausgedacht hat. So installierte er 2008 ein unterirdisches Gebläse, mit der er Futter von seiner zentralen Futterküche zu den täglichen Vorratssilos bläst, um zu verhindern, dass seine Förderschnecken verstopfen. Dazu besorgte er sich zwei Arten von PE-Rohren. Außerdem kaufte er einen großen, leistungsstarken, so genannten Axialkompressor. "Der Kompressor wurde früher in einem Kraftwerk eingesetzt, um Flugasche durch ein Transportrohr zu befördern."
Er ließ die PE-Rohre unter dem Beton, dem Bürgersteig und der Straße von der Futterküche bis zu den Vorratssilos aller drei Ställe auf seinem Grundstück verlegen. Das Gebläsesystem funktionierte jahrelang einwandfrei, bis die Zufuhr einmal verstopft war. "Man sollte nicht stärker blasen, wenn es eine Verstopfung gibt. Dann wird der Vorschub nur noch mehr blockiert. Ich habe dann ein Tyleenrohr in das Rohr geschoben, bis ich die Verstopfung erreicht habe. Da habe ich dann hineingestochen. Mit einem Staubsauger habe ich dann das Futter herausgesaugt. So habe ich die Verstopfung beseitigt."
Pannen in seiner Futterküche hat der Geflügelzüchter so gut wie nie und kann sie meist selbst beheben.
Ei-Puffer-System
Technisch versiert ist der Erfinder Geens auf jeden Fall. Im Jahr 2016 kaufte er einen zweiten Standort in Rijkevorsel (BE), etwa 10 Autominuten von seinem Heimatstandort in Hoogstraten entfernt. Hier baute er 2017 einen neuen Stall mit einem Volierensystem, in dem sich kleine Eibänder für die Systemeier befinden. An der Vorderseite des Stalles ließ Geens einen Eipuffer für die Systemeier anfertigen. "Bei vielen Volierensystemen muss man am Eierband sehr lange warten, bis alle Systemeier aus dem Stall sind. Das liegt an der Länge solcher Ställe, die manchmal mehr als 100 Meter lang sind. In meinem neuesten Stall können die Eierbänder für die Systemeier bei Bedarf kontinuierlich laufen.
Mit feinem Nebel gegen Milben
Aus dem Puffer kommen alle System-Eier auf einmal auf das Eierband, sobald die Eier aus den Legenestern abgestellt werden. So können meine Mitarbeiter die Eier schneller sortieren und haben mehr Zeit für andere Arbeiten, wie z. B. die Bekämpfung von Vogelmilben", erklärt Geens, der zur besseren Bekämpfung von Vogelmilben auch eine technische Anwendung entwickelt hat. Er erklärt, warum: "Viele Legehennenhalter lösen Kieselsäurepulver in Wasser auf und versprühen es dann mit einem Rückensprühgerät. Ein Nachteil der Rückenspritze ist, dass man nicht in alle Ecken des Stalles kommt. Um das mit Wasser vermischte Silikatpulver in alle Bereiche des Stalls zu bringen, schließe ich einen Hochdrucksprüher an einen IBC-Tank an, der mit Silikatpulver vermischtes Wasser enthält. Dann sprühen wir das gemischte Siliziumdioxidpulver mit 120 bar um den Stall herum. Das Geheimnis liegt in der Düse des Hochdruckzerstäubers. Sie versprüht einen sehr feinen Nebel. So gelangt das Silikatpulver in alle Ecken des Stalls. Dadurch ist der Milbendruck in unseren Ställen überschaubar."
Ansäuerung von Dung
Der unternehmungslustige Geflügelzüchter hat sich bereits zahlreiche Innovationen einfallen lassen und bleibt nicht untätig. So denkt er beispielsweise über Lösungen für die größten Herausforderungen des Sektors nach. "Das Stickstoffproblem bereitet vielen Viehzüchtern in Belgien, aber auch in den Niederlanden, Probleme. Eine Möglichkeit, die Ammoniak-(Stickstoff-)Emissionen aus einem Stall zu verringern, ist die Ansäuerung von Dung, findet er. Dies sei eine bewährte Methode, die in Dänemark erfolgreich eingesetzt werde. Die Ansäuerung von Gülle könne grundsätzlich mit jeder Säure erfolgen. „Man kann sie mit Schwefelsäure, aber zum Beispiel auch mit Peressigsäure behandeln. Ich traue mich aber noch nicht, die Gülle auf dem Gülletrockner mit Säure zu versetzen, weil die Säure die Beschichtung des Gülletrockners angreift. Ich bin auf der Suche nach einer Möglichkeit, wie man das machen kann", überlegt Geens. Er wird in der nächsten Zeit intensiv darüber nachdenken und hat sich dem Think Tank des flämischen Geflügelzuchtversuchsbetriebs in Geel angeschlossen. Gemeinsam mit ihnen wird Geens über (technische) Lösungen für das Stickstoffproblem nachdenken.
Um mehr über die Ammoniakbildung zu erfahren, hat Geens vor zwei Jahren ein Ammoniakmessgerät gekauft. "Ammoniakemissionen in Geflügelställen haben viel mit dem Trockenmassegehalt der Einstreu zu tun", zeigt Geens auf. "Wenn man das Messgerät in die Einstreu legt, misst man manchmal bis zu 60 ppm, während die Emissionen von trockenerem Dung nur 20 ppm betragen", sagt Geens.
Mit Innovationen vielerlei Probleme lösen
Seiner Meinung nach können Innovationen dem Geflügelsektor viel bringen: von einer höheren Arbeitszufriedenheit und einer höheren Arbeitsproduktivität bis hin zu Lösungen für große Herausforderungen. "Einfache Innovationen können große Probleme lösen. Geflügelhalter sollten daher immer die Augen für Innovationen offenhalten", sagt er.
Reagieren
Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.