Die Energiepreise sind nach dem „Ukraine-Schock“ wieder deutlich gesunken. Sie bleiben dennoch wesentlicher Kostenfaktor in der Geflügelmast. Ställe werden oft mit günstiger Abwärme eines Biogas-BHKW versorgt. Dank KWK-Zuschlag rechnet sich ein BHKW auch ohne Biogas.
Blockheizkraftwerke (BHKW) erzeugen Strom und Wärme direkt vor Ort, also dezentral. Dadurch werden CO2-Emissionen gespart und deshalb wird die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) beim BHKW schon seit Jahren durch den KWK-Zuschlag gefördert. Interessant für die Tierhaltung sind BHKW da, wo viel Wärme benötigt wird wie in der Ferkelerzeugung oder in der Geflügelmast.
Mehrteilige Förderung für Kraft-Wärme-Kopplung
Wie sieht die Förderung für ein gasbetriebenes BHKW genau aus? Das weiß Josef Berges, langjähriger Geschäftsführer der GfE, Gesellschaft für Energieeffizienz mbH, Ahaus (Nordrhein-Westfalen). Sein Unternehmen hat sich auf Planung, Einbau und Wartung von BHKW spezialisiert. Das KWK-Förderpaket beinhaltet:
- Einspeisevergütung je KWh: 16 Cent plus aktueller Börsenpreis Strom
- Vergütung für Eigenverbrauch Strom je KWh: 8 Cent
- Energiesteuererstattung für Gas zum Betreiben des BHKW
„Die Einspeisevergütung ist nach oben gedeckelt, sie wird für maximal 30.000 Volllaststunden des BHKW gezahlt“, erklärt Josef Berges. Die Lebensdauer moderner BHKW sieht er aber bei deutlich mehr als 30.000 Volllaststunden. Deshalb ist ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb auch nach Ablauf der Förderung gegeben – bei sinnvoller Größe der Anlage. Als Einspeisevergütung würde man nach den 30.000 Volllaststunden nur noch den Börsenpreis für Strom bekommen, aber auch dieser deckt in der Regel die Stromgestehungskosten im BHKW ab. „Die Wirtschaftlichkeit hängt grundsätzlich natürlich von den aktuellen Preisen für Gas und Strom ab“, so der BHKW-Fachmann.
Amortisation vor Auslauf Förderung
Wann hat sich die Investition in ein BHKW amortisiert? In der Ferkelerzeugung schnell, weil die Wärme ganzjährig benötigt wird und schon oft wassergeführte Ferkelnestheizungen vorhanden sind. Das spart Investitionskosten. In der Hähnchenmast dauert es etwas länger, auch weil meist noch eine neue Wärmeverteilung im Stall benötigt wird.
Philipp Beckhove ist Hähnchenmäster im westfälischen Senden. Von seinen vier Ställen mit je 40.000 Plätzen (Schwermast mit Vorfangen) werden zwei Ställe seit dem vergangenen Jahr über ein BHKW mit Wärme und Strom versorgt. Vorher wurde jeder Stall mit je zwei RGA-Kanonen a 100 kW beheizt.
„Nachteil der Kanonen ist, dass sie nicht regelbar sind und dass die Wärmeverteilung im Stall nicht so optimal war“, erzählt der Hähnchenmäster. Es gab vor allem im Winter zum Beispiel immer mal wieder nasse Stellen an den Außenwänden.
Auch Vorteile fürs Stallmanagement
Sein BHKW verfügt über 50 kW elektrischer und ca. 100 kW Wärme-Leistung. Zur Wärmeverteilung sind Twin-Rohre an den beiden Außen-Längsseiten der angeschlossenen Ställe verlegt. Das erfolgte mit sehr viel Eigenarbeit, die Kosten hielten sich so mit ca. 10.000 Euro pro Stall in Grenzen. Die Vorteile des BHKW für Philipp Beckhove:
- bessere Wärmeverteilung
- bessere Wärmesteuerung
- besseres Stallklima
- mehr Produktionssicherheit
- Zusatzeinnahmen BHKW
Seine Rechnung sieht so aus: Benötigt werden für die beiden Ställe ca. 450.000 bis 480.000 KWh Wärme, davon liefern ein Großteil die neue BHKW Anlage. Bei diesem Wärmebedarf sind es ca. 4.000 Volllaststunden pro Jahr. Beim Aufheizen und in der ersten Woche laufen die Kanonen mit, ca. ab der zweiten Mastwoche reicht die Wärme des BHKW. Bei 4.000 Volllaststunden im Jahr läuft die Förderung über 7,5 Jahre. Eine Amortisation seiner Investition wird er bereits nach ca. vier Jahren erreicht haben. Im Kasten ist eine Beispielrechnung aufgeführt.
Die Rechnung, die Josef Berges mit potenziellen Kunden macht, geht so: Welche Energiekosten hat ein Hähnchenmaststall ohne BHKW und welche hat er mit BHKW, wie hoch ist das Invest und wann hat es sich amortisiert? Entscheidend dabei ist u.a. die richtige Dimensionierung der Anlage.
Oft auch Umrüstung auf Wasserstoff möglich
Josef Berges berichtet, dass, das Interesse an BHKW-Anlagen nach wie vor sehr groß ist. Bei den heute am Markt angebotenen gasbetriebenen BHKW ist eine Beimischung von Wasserstoff oder oft auch eine Umrüstung auf Wasserstoff als Brennstoff möglich. Das macht sie zukunftsfähig.
Problematisch sind aber aktuell die extrem langen Bearbeitungszeiten bei der Prüfung der Netzverträglichkeit durch den regionalen Stromnetzbetreiber. Dies ist bei jeder Eigenerzeugungsanlage der erste Schritt. Die Einspeisezusage sollte in der Regel spätestens acht Wochen nach Anfrage vorliegen. Dieses wird aber nur noch in seltenen Fällen erreicht. Auch für ein ggf. noch nötiges Trafo gibt es lange Wartezeiten. Zudem speisen viele Betriebe bereits aus Photovoltaik-Anlagen ein. Hier muss das BHKW mit seinen Zählern ins Gesamtsystem eingebunden werden.
Gaspreis wieder besser kalkulierbar
Josef Berges berichtet von großem Interesse bei landwirtschaftlichen Kunden mit Tierhaltung, seitdem der „Unsicherheitsfaktor“ Gaspreis (zum Betreiben des BHKW) wieder etwas stabiler und längerfristiger kalkulierbar ist. Klar dürfte allen sein, dass Energie längerfristiger teurer wird. Energiekosten sparen über das KWK-geförderte BHKW ist da eine mögliche Option.
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