Weiße Eier haben nur Pluspunkte
Der Anteil der weißen Legehennen in den Niederlanden ist in den letzten Jahren rasch von einem Drittel auf zwei Drittel gestiegen.
Der Anteil der weißen Legehennen in den Niederlanden ist in den letzten Jahren rasch von einem Drittel auf zwei Drittel gestiegen. Dieser Trend setzt ist übrigens nicht nur in den Niederlanden festzustellen, sondern in immer mehr Ländern Europas, natürlich auch in Deutschland. "Die Nachfrage nach weißen Eiern wir in Europa weiter steigen," prognostiziert Peter van Horne vom Wageningen Economic Research. Die Begründung: Weiße Eier sind besser für die Umwelt.
In Deutschland sind billige Eier gewünscht
Das braune Freilandei dominierte jahrzehntelang die europäischen Supermarktregale. In den letzten Jahren ist jedoch eine Trendwende eingetreten. So finden sich beispielsweise in den niederländischen Supermarktregalen immer mehr weiße Eier. Dieser Umschwung ist auch bei der Einstallung von Junghennen zu beobachten. "Der Anteil der braunen Legehennen in den Niederlanden ist in den letzten zehn Jahren von zwei Dritteln auf ein Drittel gesunken", sagt der Geflügelökonom Peter van Horne vom Wageningen Economic Research. Diese rasche Umstellung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der deutsche Markt von braunen auf weiße Eier umgestellt hat, weiß er. "Die deutschen Käufer verlangen die billigsten Eier, unabhängig von der Farbe. Dann landet man automatisch bei weißen Eiern."
Kipster heizte an
Van Horne zufolge wurde die steigende Nachfrage nach weißen Eiern in den Niederlanden in den letzten Jahren durch Kipster angeheizt. "In seiner Kampagne behauptete Kipster, das nachhaltigste Ei der Welt zu haben. Ihre Eier sind weiß. Dank dieser Kampagne und dem Verkauf von weißen Eiern bei Lidl wurde dem weißen Ei und seiner Nachhaltigkeit mehr Aufmerksamkeit zuteil", erklärt Van Horne.
Der Geflügelökonom ist der Meinung, dass die Geflügelindustrie und der Einzelhandel zusammenarbeiten sollten, um zu versuchen, die Einstellung der Verbraucher zu ändern. "Vor langer Zeit kamen weiße Eier hauptsächlich aus Käfighaltung und braune Eier wurden als Freilandhaltung vermarktet. Dem Verbraucher wurde gesagt, dass der Tierschutz bei Hühnern aus Freilandhaltung viel besser sei. Dies hat sich bei vielen Verbrauchern eingeprägt. Nun müsse man die Verbraucher von den Vorteilen weißer Eier überzeugen, meint Van Horne. Nach seiner Ansicht haben weiße Eier auch für den Eiererzeuger Vorteile. Im Durchschnitt kämen weiße Hennen besser in das Volierensystem hinein und fänden die Nester besser. „Außerdem halten sie mehr Abstand zueinander, was zu weniger Picken führt".
Der niederländische Legehennenhalter Hugo Bens sagt: "Weiße Hennen kommen leichter in das Volierensystem".
Länger gehalten
Weiße Hennen werden im Durchschnitt 10 bis 15 Wochen länger gehalten als braune, so Van Horne. "Während braune Hennen höchstens 80 bis 85 Wochen alt werden, sind es bei einigen Weißleger-Herkünften sogar 90 bis 95 Wochen. Dadurch legen die Tiere mehr Eier und ihr Selbstkostenpreis ist niedriger."
"Länger halten, das ist der Weg, den wir gehen müssen", meint Van Horne. "Heutzutage muss alles nachhaltiger sein", erklärt er. Die Mauser verlängert die Legezeit noch weiter. In der Mauserzeit gibt es sechs, sieben Wochen lang nur wenige Eier. "Aber danach kann man die Hennen noch 25 bis 30 Wochen lang halten und viele Eier pro Henne sammeln. Vor allem wenn der Junghennenpreis hoch ist, sollte man die Hennen länger halten und sie eventuell mausern lassen. Ob sich die Mauser lohnt, hängt von den Anschaffungskosten der Henne sowie von den Eier- und Futterpreisen ab."
Mehr Fortschritt bei Weiß
Van Horne ist erstaunt, dass es von Land zu Land große Unterschiede zwischen der Haltung von weißen und braunen Hennen gibt: "Legehennenhalter in Skandinavien halten zum Beispiel nur weiße Hennen, während es in Spanien und Frankreich fast nur braune Hennen gibt, ebenso wie in England." Er fragt sich, warum das so ist. Van Horne vermutet, dass es mit den Gewohnheiten zu tun hat, fügt aber sogleich hinzu: "In England findet gerade die erste Umstellung auf weiße Freilandhühner statt."
"In den Niederlanden und in Deutschland wird die Nachfrage nach weißen Eiern weiter zunehmen“, sagt der Experte. In England hat diese Umstellung gerade erst begonnen, und ich bin gespannt, ob es auch in Frankreich und Spanien eine Trendwende geben wird. Ich gehe davon aus, denn es ist wirtschaftlich sinnvoll, mehr nachhaltige Eier zu verkaufen."
In belgischen Supermärkten wie auch im niederländischen Einzelhandel gibt es immer mehr weiße Eier.
Europäische Trendwende
Teun van de Braak, Produktmanager für Legehennen beim Züchtungsunternehmen Hendrix Genetics, bestätigt Van Hornes Geschichte. "Nicht nur in den Niederlanden, sondern in immer mehr Ländern Europas nimmt der Anteil weißer Legehennen im Vergleich zu braunen zu, da weiße Eier umweltfreundlicher sind als braune", fügt er hinzu.
"In der Tat ist der CO2-Fußabdruck von weißen Eiern um 4 bis 7 Prozent geringer als der von braunen Eiern - je nach Haltungssystem und Futterzusammensetzung. Immer mehr Supermärkte nutzen diese Tatsache als Verkaufsargument, um mehr weiße Eier zu verkaufen. In Bezug auf den Nährwert und den Geschmack gibt es keinen Unterschied zwischen den beiden, aber mit dem CO2-Fußabdruck haben sie jetzt ein Verkaufsargument, um mehr weiße Eier zu verkaufen. Immer mehr Verbraucher sind dafür sensibilisiert, was in den nordwesteuropäischen Ländern zu einer Umstellung von braunen auf weiße Eier führt."
Weiße Eier werden kontinuierlich aufgefüllt
"Albert Heijn hat in den Niederlanden zwar immer noch viele braune Eier in den Regalen, aber es werden jetzt mehr weiße verkauft", so Van de Braak. "Wenn man vor dem Regal steht, scheinen braune Eier in der Überzahl zu sein, aber Albert Heijn füllt die unteren Regale ständig mit weißen Eiern auf."
In Dänemark gab es jahrelang hauptsächlich braune Legehennen. "Jetzt sind etwa 95 Prozent der Legehennen in Dänemark weiß. Das ist bemerkenswert", so Van de Braak weiter. "In Deutschland ist diese Umstellung ebenfalls auf dem Vormarsch, während im Vereinigten Königreich die Umstellung von braunen auf weiße Hennen erst vor fünf Jahren begann, aber stetig voranschreitet."
Auch die belgischen Supermärkte konzentrieren sich zunehmend auf den Verkauf von weißen Eiern. Allerdings sind die Verbraucher dafür noch nicht sehr empfänglich. Van de Braak schließt auch eine Trendwende in Frankreich und Spanien nicht aus - Länder, in denen heute noch hauptsächlich braune Eier verkauft werden. "Dort gibt es einen deutlich wachsenden Markt für weiße Eier, die für die Verarbeitung verwendet werden. Es gibt also nur wenige braune Eier in Nudeln."
Auch außerhalb Europas
Auch in außereuropäischen Ländern scheint eine Umstellung auf weiße Eier bevorzustehen, da sich die Einzelhändler zunehmend für den Kohlenstoff-Fußabdruck von Eiern - auch Carbon Footprint genannt - interessieren. Hendrix Genetics erhält beispielsweise auch Anfragen von australischen Einzelhändlern zu diesem Thema.
"In den westlichen Ländern wird zunehmend auf den Kohlenstoff-Fußabdruck geachtet. Außerdem gibt es heute immer bessere Instrumente und Berechnungen, um den Kohlenstoff-Fußabdruck pro Ei zu ermitteln. Jetzt sind braune Legehennen weltweit noch knapp in der Mehrheit, aber es wird nicht mehr lange dauern, bis der Kipppunkt erreicht ist und die Mehrheit weiß ist."
Van Horne ist näher an seinem Heimatland als Van de Braak: "Die niederländischen Eierverarbeiter bevorzugen weiße Eier gegenüber braunen Eiern, weil der Trockenmasseanteil von Eiweiß und Eigelb in weißen Eiern etwas höher ist als in braunen Eiern. Aus einem Kilo weißer Eier erhalten sie daher mehr getrocknete Eiprodukte als aus einem Kilo brauner Eier", erklärt er.
Die niederländischen Legehennenhalter reagieren nach Ansicht des Geflügelwirtschaftlers gut auf die höhere Nachfrage nach weißen Eiern. "Viele Legehennenhalter bevorzugen weiße Hennen gegenüber braunen, weil sie leichter in das Volierensystem einsteigen, die Nester besser finden und es weniger wahrscheinlich ist, dass sie picken." Van Horne will jedoch nichts vorschreiben: "Manche Geflügelhalter können mit braunen Hennen besser umgehen als mit weißen. Jeder Legehennenhalter sollte das tun, was zu ihm passt, und je nachdem und je nach Marktlage die Entscheidung treffen, ob er weiße oder braune Hühner aufstellt", schließt er.
Tom Schotman, Geflügelnews
Bild:
Natasja Beverloo, Ellen Meinen, Tom Schotman
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