Vogelgrippe mit Kameras und fluoreszierender Substanz aufspüren

22 April 2023
Stallmanagement
Forscherin

Die Vogelgrippe ist ein unsichtbarer Feind: Wie dringt die Vogelgrippe immer wieder in Geflügelbetriebe ein? Die Geflügelforscherin Francisca Velkers von der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Utrecht erforscht die Einschleppung der Vogelgrippe mit Hilfe von Kameras und einer fluoreszierenden Substanz.

Warum haben Geflügelhalter trotz aller Vorsichtsmaßnahmen immer wieder mit Ausbrüchen der Vogelgrippe zu kämpfen? Diese Frage stellt sich die Forscherin Francisca Velkers täglich. Gemeinsam mit Wissenschaftlern von Wageningen Bioveterinary Research und Royal GD untersucht sie, wie die Vogelgrippe in die Ställe gelangt. Das schreibt die Fakultät für Veterinärmedizin der Universität Utrecht in einem Artikel auf ihrer Website.

Duschen, Hände waschen und Stiefel wechseln. Trotz grundlegender Hygieneregeln, die die Verbreitung von Infektionskrankheiten eindämmen sollen, gelangt die Vogelgrippe immer wieder in die Ställe. "Manchmal gibt es Verdachtsmomente für die Ursache", sagt Francisca Velkers. "Zum Beispiel durch die Luftzufuhr, aber es bleibt oft eine Vermutung."

Um die Ursache herauszufinden, forscht Velkers bei einigen betroffenen Geflügelhaltern mit Kameras und fluoreszierender Substanz. "Wir ahmen einen Haufen Vogelkot mit fluoreszierender Substanz nach. Das bringen wir an verschiedenen Stellen rund um die Geflügelställe an. So können wir zum Beispiel feststellen, ob Schädlinge das Virus ins Haus bringen. Bei einem Test sahen wir Mäusefüße auf Regalen in der Nähe des Futtermittellagers aufleuchten. Wir wissen also, dass die Schädlinge einen Weg ins Innere gefunden haben. Wir testen auch, ob Tierhalter das Virus mit den Rädern einer Schubkarre oder mit ihren Stiefeln in den Stall bringen. Wir untersuchen auch die Dachrinnen. Kot von Wildvögeln auf dem Dach könnte möglicherweise durch Regenspritzer in der Nähe der Lüftungsanlage in einen Stall gelangen."

Kameras aufgehängt

Auch menschliches Versagen kann bei der Verbreitung der Vogelgrippe eine Rolle spielen. "Deshalb bringen wir fluoreszierende Stoffe an, die nur unter UV-Licht leuchten, und hängen Kameras im Hygieneschrank auf", erklärt Velkers. "Das heimliche Aufhängen von Kameras ist nicht erlaubt, deshalb weisen wir natürlich darauf hin. Am Anfang sind sich alle der Kameras bewusst, aber wir hoffen, dass die Leute mit der Zeit ihr normales Verhalten ablegen. Das zeigt, inwieweit sie sich an die Hygieneprotokolle halten."

Dass die Protokolle den Tierhaltern viel abverlangen, weiß Velkers. "Sie müssen sich ständig umziehen und manchmal mehrmals am Tag duschen, was zeitaufwendig und intensiv ist. Es ist verständlich, dass die Leute denken: 'Ich lasse mal eine Zeit aus', aber das kann große Folgen haben."




"Wir müssen die Rolle von Insekten, wie Fliegen und Käfern, genauer untersuchen."

Unsichtbare Wege

Legehennenhalter Theo Bos aus Barneveld (GD) kann über die Vogelgrippe sprechen. Sein Betrieb in Barneveld wurde wegen infizierter Hühner gekeult. "Es ist schrecklich. Ich habe kurz die Stalltür geöffnet, aber ich konnte nicht auf all die toten Hühner schauen". Das Virus stammte von Wildvögeln, die auf dem Dach des Stalls saßen. Wie das Virus in den Stall gelangte, weiß Bos nicht.

Das gilt für viele Tierhalter, und genau deshalb will Velkers die unsichtbaren Wege sichtbar machen. "Kommt das Virus hauptsächlich über die Hygieneschleuse? Bringen Mäuse das Virus mit, die durch ein kleines Loch eindringen? Gibt es Wege, an die wir noch nicht gedacht haben? Mit dieser Forschung hoffen wir, ein Werkzeug zu entwickeln, mit dem der Tierhalter und der Tierarzt selbst arbeiten können."

Die Anspannung bleibt
"Was wir aus dieser Forschung über die Vogelgrippe lernen, kann zum Wissen über die Verbreitung anderer Infektionskrankheiten beitragen. Auch dort ist es oft unklar, wie sich die Krankheit ausbreitet. Jetzt kämpfen wir gegen einen unsichtbaren Feind", so Velkers weiter. Legehennenhalter Bos begrüßt die Forschung. "Alles, was zur Bekämpfung dieser Krankheit beiträgt, ist willkommen. Die Vogelgrippe ist schwer fassbar, man kann nicht sehen, wie das Virus eingeschleppt wird. In einem Moment ist es an der Grenze bei Maastricht und eine Woche später taucht es plötzlich 150 Kilometer entfernt auf".

Inzwischen laufen die Hühner in Bos' Ställen wieder, aber die Anspannung bleibt. "Ich erschrecke schnell, wenn ein Huhn einen dicken Kopf hat und nach Luft schnappt. Der Schreck verschwindet erst, wenn man das Huhn später wieder herumhüpfen sieht. Wir tun alles, was wir können, um die Vogelgrippe zu verhindern. Wir benutzen nur den Eingang durch die Hygieneschleuse, wechseln Stiefel und Kittel und lassen niemanden in den Stall. Das ist viel verlangt, aber wir wollen unbedingt vermeiden, dass wir selbst einen weiteren Ausbruch verursachen.

Die Geflügelforscherin Francisca Velkers untersucht die Einschleppung der Vogelgrippe mit Hilfe von Kameras und fluoreszierenden Substanzen.

Fliegen und Käfer

Velkers stimmt zu, dass die Geflügelhalter sehr auf Hygiene achten müssen. "Am Anfang wurde in den Medien manchmal berichtet, dass die Ursache für die Ausbrüche bei den Geflügelhaltern selbst zu suchen sei. Aber als ich mich nach der dritten Keulung mit demselben Geflügelzüchter zusammensetzte und er mir sagte, dass er alle vorherigen Ratschläge befolgt hatte, wusste ich nicht, was sie noch hätten tun können, um die Vogelgrippe zu verhindern. Die Geflügelzüchter sind also mit ihrem Latein am Ende. Deshalb möchte ich herausfinden, was wir übersehen haben. Neulich fragte ein Geflügelzüchter, ob Insekten eine Rolle spielen könnten. Da wurde mir klar, dass wir uns die Rolle von Insekten wie Fliegen und Käfern genauer ansehen müssen. Das werden wir jetzt gemeinsam mit Schädlingsexperten untersuchen. Wir müssen nach dem fehlenden Bindeglied suchen; nur so können wir die Vogelgrippe besser bekämpfen.

Queenie Scholtes
Bild: Bas Niemans / Universität Utrecht

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