Kostet Putenfleisch bald 2,40 Euro pro Kilo mehr?

08 März 2023
Pute
Putenhahn

„Die Puten-Pläne der Bundesregierung machen heimisches Fleisch fast unbezahlbar und sie torpedieren die Tierwohl-Fortschritte in deutschen Putenställen!“ Das moniert der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG). Die Folgen der geplanten gesetzlichen Haltungsanforderungen für die Putenmast würden deutsche Verbraucher schmerzhaft zu spüren bekommen, so der Verband. Aktuelle Berechnungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hätten ergeben, dass der Preis für die Putenbrust um bis zu 2,40 Euro pro Kilo steigen werde, wenn die Pläne der Regierung umgesetzt werden.

Dabei gehöre Putenfleisch laut Marktforschungsinstitut GfK mit einem Monatsdurchschnittspreis von fast 11 Euro pro Kilo (Stand Dezember 22) seit längerem zu den hochpreisigen Fleischgerichten. Das liege vor allem daran, dass heimische Betriebe mit den „Bundeseinheitlichen Eckwerten“ sowie den Anforderungen der Initiative Tierwohl (ITW) freiwillig zu Tierwohl-Standards produzieren, die zu den höchsten weltweit zählen und entsprechend hohe Erzeugungskosten verursachten.

Bald kein Putenfleisch mehr auf dem Teller?

Das Eckpunktepapier des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) sehe demgegenüber nochmals drastisch reduzierte Besatzdichten von 35 beziehungsweise 40 Kilogramm Lebendgewicht pro Quadratmeter verfügbarer Fläche vor. „Damit setzt die Politik aufs Spiel, was unsere Produzenten für Tierwohl und Nachhaltigkeit erreicht haben“, sagt Bettina Gräfin von Spee, Vorsitzende des Verband Deutscher Putenerzeuger (VDP) und Präsidiumsmitglied beim ZDG. „So wird die Versorgung der Bevölkerung mit einem hochwertigen Lebensmittel aus verantwortungsvoller heimischer Produktion gefährdet!“

61.000 Euro Verlust pro Mastdurchgang

Die zusätzlichen Auflagen würden heimisches Tierwohl-Fleisch nicht nur endgültig zum Luxusgut machen, sondern das Aus für die heimische Putenhaltung bedeuten, so der ZDG: Laut Landwirtschaftskammer drohen einem durchschnittlich großen Betrieb infolge der direkten und indirekten Mehrkosten durch die BMEL-Pläne rund 61.000 Euro Verlust pro Mastdurchgang bei Hähnen und rund 35.000 Euro Verlust bei Hennen. Schon heute bleibt den Produzenten pro Mastdurchgang nicht viel Ertrag: Bei Hähnen sind es durchschnittlich rund 4500 Euro, bei Hennen rund 560 Euro.

*Zur Erläuterung: Tabellenspalte „Eckpunkte 12/22“: direkte ökonomische Auswirkungen geringerer Besatzdichten (u.a. höhere Bau- und Arbeitserledigungskosten, höherer Energiebedarf, evtl. verschlechterte Futterverwertung), Tabellenspalte „Sek. Mehrkosten“: direkte plus indirekte ökonomische Auswirkungen der BMEL-Eckpunkte (v.a. Überkapazitäten und daraus resultierende steigende Stückkosten in der Produktion, u.a. bei Brütereien, Mischfutterherstellern und Schlachthöfen; Umsatzrückgänge Stallbaufirmen und technische Ausstatter, Einbußen Veterinärwesen und Zulieferindustrie, Abbau von Arbeitsplätzen und Rückgänge Steuereinnahmen)

„Ein solches Verlustgeschäft hält kein Betrieb lange durch – und von Investitionen in noch mehr Tierwohl kann dann erst recht keine Rede mehr sein“, sagt Bettina von Spee. „Stattdessen landet auf deutschen Tellern noch mehr Putenfleisch ausländischer Billigimporteure, die häufig unter schlechteren Haltungsbedingungen produzieren.“ Deutschlands schärfste Wettbewerber sind derzeit Polen, Italien und Spanien. In Polen gilt eine einheitliche Besatzdichte von 57 Kilogramm, in Italien und Spanien gibt es keine spezifischen Regelungen.

Repräsentative Umfrage: Politik soll Billigimporte verhindern

Dass die Regierung Politik gegen den Willen der Verbraucher betreibt, zeigt auch eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag des VDP: Darin sprechen sich acht von zehn Befragten dafür aus, dass die Bundesregierung sich in der Putenmast für gleiche Tierwohl-Standards innerhalb der EU einsetzen soll. Fast ebenso viele Befragte (76 Prozent) erwarten von der Politik, dass sie heimische Bevölkerung vor Fleischimporten unklarer Haltungsstandards schützt. Beim Kauf von Putenfleisch ist rund 44 Prozent der Befragten die regionale Herkunft des Fleisches wichtig.

Verbraucherwunsch: EU-weite Standards in der Putenhaltung

Der VDP fordert die deutsche Regierung auf, diesen Verbraucherwünschen Geltung zu verschaffen und sich für EU-weite Standards in der Putenhaltung, orientiert an den bewährten deutschen Besatzdichten, einzusetzen. Nur fairer Wettbewerb gewährleistet eine zukunftsfeste heimische Produktion und die Versorgung Deutschlands mit verantwortungsvoll produziertem Geflügelfleisch. VDP-Vorsitzende von Spee: „Die Tierwohl-Verantwortung deutscher Politik endet nicht an unseren Landesgrenzen!“

Geflügelnews
Bild: Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.

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Achim Lütvogt - vor 1 Jahr
Wir betreiben seit den 70er Jahren Putenmast. Was der Gesetzgeber jetzt von den Putenmäster fordert ist unbeschreiblich. Man kann die nächste Generation, die eventuell den Betrieb in Zukunft weiter betreiben will, von der Putenmast abraten.