Das Bundeslandwirtschaftsministerium hält trotz scharfer Kritik aus der Geflügelwirtschaft an seinem Vorhaben fest, Mindestanforderungen für die Haltung von Mastputen festzulegen. Um eine tiergerechte Haltung von Mastputen in der Praxis sicherzustellen, reichten die zuletzt 2013 angepassten freiwilligen Eckwerte der Branche nicht aus, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion. Unter den gegenwärtigen Bedingungen träten bei der Haltung und Mast von Puten nach wie vor gesundheitliche Probleme und tierschutzrelevante Verhaltensstörungen wie Federpicken oder Kannibalismus auf.
Bundesregierung hält an Mindestanforderungen für die Putenhaltung fest
Deshalb will die Bundesregierung bestehende Lücken in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung schließen und das vorliegenden Eckpunktepapier der Putenbanche zu „Mindestanforderungen an das Halten von Mastputen“ als Grundlage für den Einstieg in die fachliche Diskussion mit den beteiligten Kreisen und als Basis für die Vorbereitung der geplanten Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung nutzen.
Zeitpunkt von EU-Vorgaben für die Putenhaltung unklar
Auch auf europäischer Ebene setze sich die Bundesregierung nachdrücklich für eine Aufnahme von Tierschutzmindestanforderungen an das Halten landwirtschaftlicher Tiere ein, für die es bisher noch keine spezifischen Anforderungen gibt, heißt es in dem Antwortschreiben auf die kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion. So sei das Anliegen harmonisierter spezifischer Regelungen zur Haltung von Mastputen bereits auf verschiedenen Ebenen und umfassend an die Dienststellen der Europäischen Kommission herangetragen worden. In den ersten, für Ende 2023 vorgesehenen Brüsseler Entwürfen seien aber noch keine Vorgaben an die Haltung von Mastputen beabsichtigt. Insofern sei nicht absehbar, wann entsprechende Entwürfe für harmonisierte EU-Vorgaben zu erwarten seien.
Das Ende der Putenhaltung in Deutschland
Das Bundeslandwirtschaftsministerium bringe mit seinem Eckpunktepapier Haltungsstandards ins Spiel, die jeder fachlichen und praxisbezogenen Grundlage entbehren, kritisierte die Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP), Bettina Gräfin von Spee, im Interview mit Geflügelnews das Vorhaben der Bundesregierung. Durch die massive Auflagenflut und den deutschen Alleingang würden deutsche Putenbetriebe ihrer Wettbewerbsfähigkeit beraubt. In der vorliegenden Form bedeute das Papier das Ende der Putenhaltung in Deutschland. In der Folge werde die Erzeugung in andere EU-Länder oder auch in Drittstaaten mit niedrigeren Haltungsstandards abwandern und das Fleisch anschließend importiert.
Zum Jahreswechsel 2022 /2023 hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium Eckpunkte für eine tiergerechtere Haltung der Mastputen vorgelegt. Das Papier sieht Regeln für einen Sachkundenachweis, die Versorgung der Tiere mit Futter und Wasser, das Stallklima, die Besatzdichte und Mindestkontrollen vor.
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