Herdenschutzhund im Auslauf: Sicher geschützt vor Beutegreifern

15 Oktober 2024
Legehenne
Hirtenhunde mit Menschen und Hennen im Hintergrund

Familie Eits aus dem Landkreis Cuxhaven hat neben rund 19.200 Legehennen auch zwei Pyrenäenberghunde, die mit den Hennen zusammen im Auslauf leben. Wir haben uns angeschaut, wie das funktioniert.

Christoph Eits erinnert sich mit Grauen. „Die Tierverluste durch Greifvögel waren immens. Wir haben viele Eichen rund um unseren Auslauf und jeden Morgen um halb zehn saßen schon die Bussarde, Habichte und auch ein Seeadlerpaar bereit, um sich ihr Frühstück zu greifen“, erzählt der Landwirt. „Das war ein furchtbares Gefühl, wenn die Luken vom Stall morgens aufgingen und ich wusste, ich schicke die Tiere zum Sterben nach draußen.“ Auch tagsüber seien Greifvögel über dem Auslauf gekreist und jeden Tag habe er tote Hennen einsammeln müssen, erzählt Christoph Eits.

Durch seinen Futtermittelberater habe er vor etwa drei Jahren von einer Landwirtin aus Hessen gehört, die ihre Legehennen zusammen mit Herdenschutzhunden hält und die, wie es das Schicksal wollte, gerade Hundewelpen abzugeben hatte. Die kleinen Pyrenäenberghunde waren bereits im Legehennenauslauf geboren worden und kannten nichts anderes als ein gemeinsames Leben mit einer Herde Hennen. Ideal also für Familie Eits. Im Mai 2021 sind Christoph und Stefanie Eits mit einem Pferdeanhänger nach Hessen gefahren, um die vier Monate alten Welpen, Bud und Spencer, abzuholen. Zu Hause angekommen, sind die Hunde direkt in ein Gartenhaus im Legehennenauslauf eingezogen.

Ausbildung der Hunde

In den darauffolgenden Monaten hat Stefanie Eits viel Zeit damit verbracht, die Hunde auszubilden und sie mit dem fast neun Hektar großen Auslauf bekannt zu machen. Zu Beginn wurde um die Hütte herum noch ein Zaun aufgestellt, damit sich Hunde und Hennen langsam aneinander gewöhnen konnten. „Das erste Jahr war wirklich aufwändig“, sagt Stefanie Eits, die eigentlich als Chemielaborantin arbeitet. „Ich bin jeden Tag mit den Kindern zum Auslauf gegangen, habe die Hunde an eine lange Leine genommen und bin mit ihnen über das Gelände gelaufen. Das hat auch nur so gut geklappt, weil ich in Elternzeit war und deshalb Zeit hatte.“

Anders als bei ihren Vorbesitzern, durften die Hunde in ihrem neuen Zuhause von Beginn an nicht in den Hühnerstall. Auch das musste erst einmal gelernt werden. Zwar haben Pyrenäenberghunde keinen Jagdtrieb, aber wie alle jungen Hunde einen ausgeprägten Spieltrieb. Daher sei es auch vereinzelt vorgekommen, dass eine Henne gefressen wurde. Das passiere auch heute noch hin und wieder, sei jedoch eine absolute Ausnahme.  

Das Wissen darüber, wie junge Herdenschutzhunde ausgebildet werden, hat sich Stefanie Eits überwiegend selbst beigebracht. „Wir hatten vorher einen Kaukasischen Schäferhund, der auch ein sehr guter Wachhund war. Wir hatten also schon Erfahrungen mit Hunden. Von einem Hundetrainer haben wir uns vorab zu den Herdenschutzhunden beraten lassen“, sagt sie. „Es ist wichtig zu wissen, dass diese Hunde Arbeitshunde sind und keine Haushunde. Sie sind sehr selbstständig und lassen sich auch kaum erziehen.“

Die Herdenschutzhunde Bud und Spencer ruhen vor ihrer Hütte im Auslauf.

Sobald Autos, fremde Menschen oder andere Hunde in der Nähe des Auslaufs zusehen oder zuhören sind, beginnen Bud und Spencer zu bellen und zum Zaun zu laufen.  „Ich würde keiner fremden Person raten, ohne uns den Auslauf zu betreten“, sagt Christoph Eits. Sobald die Hunde jedoch mit den Menschen vertraut sind, sei es  auch für Berater oder Mitarbeiter kein Problem, sich alleine im Hennenauslauf aufzuhalten.

Täglich Zeit einplanen

Jeden Morgen nach dem Füttern der Hunde nimmt sich Christoph Eits eine Viertelstunde Zeit für sie. „Das fordern sie auch ein“, sagt der Landwirt. „Aber nachdem ich mich eine Weile mit ihnen beschäftigt haben, ziehen sie los und durchstreifen das Gelände.“

Neben Zeit für Streicheleinheiten brauchen die Hunde auch Futter und regelmäßige Tierarztbesuche. „Die Kosten für das Futter sollten nicht unterschätzt werden“, sagt Stefanie Eits. „Wir kaufen für unsere Hunde sehr gutes Futter, was entsprechend kostet. Aber sie sind ja quasi unsere Mitarbeiter und die wollen wir gut behandeln.“ Für die Tierarztbesuche hat sich Familie Eits extra auf die Suche nach einem Tierarzt gemacht, der die Hunde im Auslauf behandelt. Sie sind es nicht gewohnt, mit dem Auto zu fahren und an einem anderen Ort als dem Auslauf zu sein.

Die Tierverluste haben sich durch die Hunde massiv reduziert. „Damit hätten wir selbst nicht gerechnet“, sagt Christoph Eits. „Aber seitdem wir die Hunde haben, habe ich keinen Fuchs mehr in der Nähe vom Auslauf gesehen und auch die Greifvögel waren schlagartig verschwunden.“

Pappeln bieten Schutz

Neben den Hunden bieten den Hennen auch 12.000 Pappeln Schutz vor Greifvögeln. Vor zwei Jahren wurden sie gesteckt und sind inzwischen zu meterhohen Bäumen gewachsen. Die Kombination aus Hunden und Pappeln sei ideal, sagt der Landwirt. Aber noch ein weiterer Faktor sei zu beachten: der Zaun.  

Ein Herdenschutzhund durchstreift den Auslauf.

Sichere Umzäunung

Christoph Eits ist erst vor fünf Jahren in die Legehennenhaltung eingestiegen. Im April 2019 war der Stallneubau fertig und die ersten Hennen konnten einziehen. Vorher wurde der Auslauf jedoch 1,60 m hoch eingezäunt. Zusätzlich wurde der Zaun ein Stück in die Erde eingegraben und von außen mit drei Stromlitzen abgesichert.

Das große Gelände und die feste Umzäunung mache die Haltung der Hunde vergleichsweise einfach, ist sich Christoph Eits sicher. „Für Betriebe mit Mobilställen, die regelmäßig ihre Zäune versetzen müssen, ist es sicherlich schwieriger, so große Hunde zu halten.“

Heute kommt es nur noch selten vor, dass ein Greifvogel eine Henne schlägt. Und selbst dann, kommen die Hunde zum Einsatz. „Risse bedeuten tote Hennen, und tote Hennen bedeuten Aas und somit auch Krankheitserreger“, sagt Christoph Eits. Sobald ein Hund ein totes Huhn entdeckt, setze er sich davor und passe auf, dass keine anderen Hühner beginnen, daran zu picken. „Der Herdenschutz ist also auch aus hygienischen Gründen von Vorteil“, sagt der Landwirt. 

Die Legehennen und die Hunde vertragen sich sehr gut miteinander.

Stefanie und Christoph Eits sind von der Arbeit mit den Herdenschutzhunden überzeugt. Und auch ihre beiden Kinder verbringen gerne Zeit mit den Hunden im Auslauf, um sie zu streicheln und zu bürsten.

Und wie gefällt es den Hühnern? „Die haben überhaupt keine Angst vor den Hunden und gewöhnen sich total schnell an sie“, sagt Stefanie Eits. „Manchmal sehe ich sogar, wie ein Hund entspannt in der Sonne döst und sich ein Huhn auf ihn draufgesetzt hat.“ 

Land und Forst / Leonie Jost
Bild: Kristoffer Finn

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