Ein Ingenieur der Luft- und Raumfahrtechnik hat eine neue Technik entwickelt, um Angriffe von Raubvögeln zu vermindern. Sie werden mit Lichtblitzen und aufblasbaren Puppen vergrämt. Erste Ergebnisse sind erfolgversprechend.
Mit Luft- und Raumfahrttechnik erfolgreich beim Kampf gegen Raubvögel
Wir alle wissen, dass viele Verluste in der Freilandhaltung von Geflügel auf Angriffe durch Raubvögel zurückzuführen sind. In manchen Herden betragen sie bis zu 10 Prozent. Mit verschiedenen Methoden wird deshalb versucht, die Raubvögel vom Auslauf, fernzuhalten. Doch diese sind sehr intelligent. Sie lernen schnell und passen sich dementsprechend rasch an eine kontinuierliche Vergrämung an. Auf der anderen Seite darf die Sicherheit und das Wohlergehen des Tierbestandes durch Abwehrmethoden gegen Raubvögel nicht gefährdet werden.
Was also tun, wenn wir die Vögel nicht bejagen dürfen? Wie kann man mit intelligenten Systemen Raubvögel erkennen und im Idealfall auch vergrämen? Könnte man vielleicht mit Hilfe künstlicher Intelligenz den Himmel beobachten und Vergrämungsmaßnahmen einleiten? Axel Hilckmann, Ökogeflügel-Berater bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, stellte hierzu auf dem diesjährigen Ankumer Bio-Legehennenforum die Idee von Ingenieur Jan Cordes vor. Dieser stammt ursprünglich von einem landwirtschaftlichen Betrieb und arbeitet heute beim Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik. Dort beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit der künstlichen Intelligenz und der Sicherheit von autonomen Fahrzeugen.
Den Suchflug mit Lichtstrahlen stören
Um Raubvögel zu vergrämen, fütterte Jan Cordes einen Computer mit Daten von Raubvögeln. Er schoss dazu unzählige Bilder von Raubvögeln und speiste diese in ein Programm ein. Seine Idee: Wenn sich ein Greifer dem Auslauf nähert, soll das Programm aus der Vielzahl der eingegebenen Daten und mit Hilfe einer Kamera den Raubvogelschatten orten können und es soll erkennen, wenn dieser in den Suchflug übergeht. Befindet sich der Habicht oder Bussard im Suchflug, soll die Kamera reagieren und über ein im Hühnerauslauf positioniertes Stroboskop Lichtstrahlen auf den Raubvogel schicken. Dieser wird dadurch nicht verletzt, aber in seinem Suchflug gestört. Zusätzlich kann eine aufblasbare Puppe angeschlossen werden, die neben den Lichtstrahlen in Aktion tritt. „Das System funktioniert eigentlich ziemlich einfach“, sagt Axel Hilckmann. „Die größte Arbeit ist die Eingabe der Daten.“
Expandieren auf weitere Erprobungshöfe
Das Gerät wurde bereits im Jahr 2020 auf einem Freilandbetrieb getestet und erste Ergebnisse waren erfolgversprechend. Doch dann kam die Vogelgrippe und die Tests mussten verschoben werden, weil keine Hühner mehr in den Auslauf durften. Deshalb liegen derzeit noch keine signifikanten Daten zum Einsatz der Maschine vor. Das wird derzeit nachgeholt. Geklärt werden muss zum Beispiel noch, wie man Raubvögel vergrämen kann, die ansitzen. Denn diese Vögel kann die Maschine derzeit nur schwer erfassen.
Um mehr Daten für seine Maschine zu erhalten und um die Technik weiter zu verbessern, sucht Jan Cordes deshalb weitere Betriebe, vorzugsweise aus dem norddeutschen Raum, die an einer Erprobung der „Vergrämungs-Maschine“ interessiert sind. Melden kann man sich auch bei Axel Hilckmann.
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