Immer häufiger sieht man Geflügelausläufe, in denen Gehölzstreifen Schutz und Deckung für die Tiere bieten. Auf einer Bioland-Tagung gab es Tipps für Anlage und Pflege solcher Agroforst-Systeme.
Agroforst: Auch Legehennen lieben „Waldbaden“
Jede Legehennenhalterin und jeder Legehennenhalter mit Freiland kennt das Problem: Die Tiere nutzen nur den stallnahen Bereich des Auslaufs, die weiter entfernten Bereiche bleiben verwaist. Abhilfe können Gehölzstreifen im Auslauf schaffen. Solche Agroforst-Systeme sieht man hierzulande inzwischen häufiger. Unter dem Begriff „Agroforst“ versteht man eine Kombination von Land- und Forstwirtschaft.
Pappel-Hackschnitzel als Einstreu nutzen
Allerdings ist es in der konventionellen Freilandhaltung von Legehennen nach wie vor so, dass es keine wirtschaftliche Nutzung der Gehölzstreifen geben darf. In der Öko-Freilandhaltung gibt es diese Beschränkung nicht. Konventionelle Betriebe dürfen aber das Holz im Auslauf selbst nutzen, etwa als Hackschnitzel für die Heizung oder als Einstreu im stallnahen Bereich. Bei Letzterem wird eine Auswaschung von Stickstoff und eine Anreicherung von Phosphor vermieden, wenn die Hackschnitzel regelmäßig abgefahren werden. Die Hennen koten bekanntlich bevorzugt im stallnahen Bereich.
Tobias Hoppe ist Agroforst-Experte beim Bioland-Verband. Das Anlegen von Gehölzstreifen ist unkompliziert, so Hoppe. Sie bieten den Legehennen Schutz und Deckung vor Greifvögeln, aber auch vor der Witterung: Im Sommer vor Sonneneinstrahlung, in den kälteren Jahreszeiten vor starkem Wind.
Genutzt werden für die Gehölzstreifen können verschiedene Pflanzen. Am häufigsten findet man hierzulande kurzumtriebsfähige Pflanzen, vor allem Pappeln, aber auch Weiden oder bestimmte Erlenarten eignen sich. Das Kennzeichen der Kurzumtriebsplantage (KUP) ist, dass die Gehölze regelmäßig am Stock geschnitten werden und dann wieder neu austreiben.
In Ökobetrieben Doppelnutzung erlaubt
Gerade auch im Sinne von Biodiversität empfehlen sich laut Tobias Hoppe auch andere Forst- oder Heckengehölze für den Geflügelauslauf. Möglich ist ebenfalls eine Anpflanzung von Obst- und Nusskulturen. Im Ökobereich könnten Letztere eine zusätzliche Einkommensquelle für den Betrieb sein. Zu beachten bei Obstbäumen oder Nusssträuchern ist, dass sie regelmäßig und fachmännisch geschnitten werden müssen, der Arbeitsaufwand ist also höher.
Am weitesten verbreitet hierzulande als KUP in Geflügelausläufen ist die Pappel. Sie ist, so der Bioland-Berater, einfach zu handhaben und bietet schon ab dem 2. Jahr einen guten Schutz vor Greifvögeln und eine gute Verteilung der Tiere über die Fläche.
Mobilstallbetreiberinnen und -betreiber mit Wechselausläufen können ihre Gehölzstreifen so anlegen, dass sie auch ihrem Stall im Sommer Schatten bieten. Bei festen Ställen bietet sich oft eine sternförmige Anpflanzung der Gehölzreihen an. Nach Praxiserfahrungen sollte bei sternförmiger Anlage der Grünstreifen zwischen den Pappelpflanzungen nicht breiter als neun bis maximal zwölf Meter breit sein. Sonst nutzen die Hühner diese Bereiche nicht, weil sie keine Deckung geben.
Ein Hektar Auslauf mit Pappeln bringt 2.000 Liter HeizölInteressant ist heute eine energetische Nutzung von Pappel-Gehölzstreifen im Geflügelauslauf: Bei 60 % Pappelanpflanzung auf der Fläche erzeugt ein Hektar Auslauffläche rund 4 t Trockenmassezuwachs pro Jahr. Das entspricht - bei Nutzung als Hackschnitzel - einem Heizäquivalent von ca. 2.000 Liter Heizöl. Beim Pappelschnitt alle acht Jahre könnte man also umgerechnet 16.000 Liter Heizöl pro Hektar gewinnen. Pappeln im Geflügelauslauf sollten nach etwa viermaliger Ernte neu angelegt werden. |
Pappeln alle sechs bis zehn Jahre schneiden
Pappelanpflanzungen brauchen eine Bewirtschaftung. Will man das anfallende Grüngut zu Hackschnitzeln verarbeiten und thermisch oder als Einstreu nutzen, sollten die Pappeln alle sechs bis zehn Jahre geschnitten werden. Für Ökobetriebe eine Alternative: Bei der üblichen Ernte alle sechs bis zehn Jahren lässt man einige Pappeln stehen, die sogenannten Überbehälter werden nur aufgeastet und können nach ca. 20 bis 25 Jahren als Industriestammholz verkauft werden.
Bei Pappeln als KUP kann mit einem Zuwachs von acht bis zwölf Tonnen Trockenmasse pro Hektar und Jahr gerechnet werden. Bei einer KUP im Geflügelauslauf ist nicht die gesamte Fläche bepflanzt, der Trockenmassezuwachs ist entsprechend geringer.
Gehölzreihen kosten 3.000 Euro pro Hektar
Die Anpflanzung einer Pappel-KUP ist gut per Pflanzmaschine möglich und erfolgt im Frühjahr. Verwendet man längere Pappelruten (1,20/1,50/1,70 Meter) können die Hühner den bepflanzten Auslauf sofort nutzen. Anders sieht es aus bei Verwendung kleinerer Stecklinge von 0,20 bis 0,30 Meter aus: Diese müssen zunächst eingezäunt werden. Mit einer Pflanzmaschine können an einem Tag 5.000 bis 6.000 Stecklinge gesetzt werden. Benötigt werden etwa 800 bis 1.200 Stecklinge je Hektar. Als Faustzahl für die Kosten nannte Tobias Hoppe rund 3.000 Euro je Hektar für Pflanzen und Pflanzung.
In neuen Pappelpflanzungen sollte das Unkraut um die Baumstreifen im ersten Jahr entfernt werden. Sind die Hühner im Auslauf, ist eine Unkrautregulierung in der Regel nicht mehr nötig. Eine Bewässerung ist nur bei sehr großer Trockenheit im ersten Jahr nötig. Es gibt auch Pappelarten, die trockenheitstolerant sind.
Die Ernte des Pappelholzes ist mit einem stärkeren Freischneider oder mit Forsttechnik möglich. Vor der weiteren Verarbeitung sollte das Schnittgut ein Jahr zum Trocknen liegen bleiben.
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