Gesundheit der Hennen am Ei erkennen

28 Juli 2023
Stallmanagement
Eier

Nicht nur an den Hennen selbst, sondern auch an den Eiern lässt sich einiges über den Gesundheitszustand der Tiere ablesen. Dr. Anke Redantz hat in einem Vortrag beim Netzwerk Fokus Tierwohl berichtet, worauf zu achten ist.

Der Gesundheitszustand von Hühnern kann häufig durch Beobachtungen am Tier festgestellt werden. Doch nicht nur das Huhn selbst, sondern auch die Eier lassen Rückschlüsse auf das Wohlergehen der Tiere zu.

Was haben die Qualitätsmerkmale vom Ei mit dem Tierwohl zu tun? Wie können durch das Ei Rückschlüsse auf die Herdengesundheit und den Herdenzustand geschlossen werden? Zu diesen Fragen informierte Dr. Anke Redantz in einer Online-Veranstaltung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Netzwerks Fokus Tierwohl.

Eier als Spiegel der Hühnergesundheit: Welche Faktoren eine Rolle spielen

Tierwohl setzt sich nach einer häufig gebrauchten Definition aus drei Dimensionen zusammen: Gesundheit, Verhalten und Wohlbefinden. Durch Indikatoren kann erfasst werden, wie die Tierwohlsituation in einem Bestand aussieht. Die Legeleistung ist dabei ein Indikator, welcher sowohl längerfristig im Verlauf als auch täglich betrachtet werden kann. Bei einem Krankheitsgeschehen kann die Legeleistung abfallen.

Hatten die Hennen in der Aufzucht bereits eine Erkrankung, kann es dazu kommen, dass sie die Legespitze nicht erreichen. Die Leistung verharrt dauerhaft unterhalb der normalerweise üblichen Legeleistung. Management oder technik-bezogene Aspekte, wie bspw. ein Versorgungseinbruch von Futter und Wasser oder ein Lichtproblem, können akute, aber auch längerfristige Effekte in der Legeleistung als Folge haben.

Einflüsse auf die Eierqualität

Allgemein wird die Qualität von Eiern in die äußere und innere Qualität unterteilt. Qualitätsmerkmale betreffen morphologische, chemische, physikalische und mikrobiologische Aspekte. Einflussfaktoren auf das Tierwohl, die nachfolgend die Eiqualität beeinflussen können, sind unter anderem das Alter der Hennen, die Fütterung der Herde, das Klima im Stall sowie auch ein Pickgeschehen in der Herde.

Sind die Hennen krank oder von Parasiten befallen, kann das die Eiqualität ebenfalls beeinflussen. Erfasst werden kann die Eiqualität durch visuelle Abweichungen der Eier, Erfassung von Sekundaeiern oder durch Messung von Eiqualitätsparametern.

Die innere Eiqualität wird anhand von Parametern wie zum Beispiel der Farbe des Eiklars oder des Dotters bestimmt.

Über eine Eiermessstrecke, welche eine Waage, ein Bruchfestigkeitsmessgerät, einen Eiklarhöhenmesser, ein Dotterfarbmessgerät sowie ein Schalendickmessgerät enthalten kann, können unterschiedliche Qualitätsparameter von Eiern gemessen werden.

Bruchfestigkeit, Schalendicke, Dotterfarbe: Wichtige Qualitätsmerkmale

Die Bruchfestigkeit der Eier gehört zu den äußeren Qualitätsmerkmalen. Durch ein spezielles Gerät wird gemessen, wie viel Kraft benötigt wird, um die Eischale zu brechen. Der Richtwert liegt bei < 40 Newton. Eine schlechte Bruchfestigkeit der Schale kann auf ein Tierwohlproblem hinweisen, allerdings sollte dies immer im Kontext betrachtet werden, denn die Schalenstabilität nimmt im Laufe der Legeperiode ab.

Mit der Bruchfestigkeit geht die Schalendicke der Eier einher. Der Sollwert, welcher am Ei-Äquator gemessen wird, liegt bei 0,30 – 0,40 mm. Auch hier nimmt im Laufe der Legeperiode die Schalendicke der Eier ab. Die Bruchfestigkeit und Schalendicke können unter anderem auf das Alter der Herde, genetische Faktoren, die Fütterung der Tiere und Krankheiten wie Infektiöse Bronchitis (IB), Egg Drop Syndrom (EDS) oder Aviäre Influenza (AI) Hinweise geben.

Die Schalenfarbe des Eies ist genetisch bedingt und gibt Hinweise auf das Alter der Hennen, Krankheiten und die Haltungsform. Helle Eierschalen können auf Krankheiten, Parasiten oder den Zugang zu Sonnenlicht hinweisen. Beschädigungen der Eischale, Schmutzeier, die mit Kot oder Blut behaftet sind oder deformierte Eier können ebenfalls Rückschlüsse auf ein Tierwohlproblem geben. Diese werden aussortiert und, je nachdem wie verschmutzt die Eier sind, als Sekundaware vermarktet.

Bei Windeiern ist die kalkhaltige Eischale nicht ausreichend ausgebildet.

Deformationen – wichtiger Indikator für die Gesundheit

Deformationen können Hinweise auf eine ältere Herde geben oder auch auf die Krankheit IB zurückgeführt werden. Ist die Eischale mit Kalk behaftet, kann es unter anderem daran liegen, dass die Wasserzufuhr der Hennen unterbrochen wurde. Poldefekte (dünnschalig, raue Oberfläche, durchsichtig beim Durchleuchten) werden durch Mykoplasmen hervorgerufen, Deformationen an Polen der Eier sind ebenfalls Hinweisgeber auf Krankheiten.

Die Schalenbildung eines Eies findet nachts statt und ist der am längsten dauernde Prozess der Eibildung. Gibt es nachts Unruhe im Stall, weil beispielsweise ein fremdes Tier oder eine unbefugte Person eindringt und die Hennen Stress bekommen, kann dies zu Brüchen oder Defekten in der Eischale führen.

Hitzestress, Parasiten, Krankheiten: Ursachen für Auffälligkeiten

Zu Beginn der Legeperiode werden häufiger Windeier gelegt, das heißt, dass die kalkhaltige Eischale sich gar nicht oder lediglich in Ansätzen gebildet hat. Hierbei handelt es sich meist nicht um ein Problem mit der Kalziumversorgung, sondern um eine Störung in der Eibildung, die am Anfang der Legeperiode häufiger vorkommen kann.

Das EDS oder eine zu hohe Stalltemperatur verbunden mit starkem Hitzestress können allerdings auch dünnschalige Eier als Anzeichen haben. Findet man Eier mit Blut im Stall, sollten diese extra gesammelt und gezählt werden, um abzuschätzen, wie groß das Problem ist und wie es sich entwickelt. Ursachen hierfür können Kloakenkannibalismus oder Verletzungen der Tiere sein. Kleine Blutpunkte auf dem Ei geben Rückschlüsse auf starken Milbenbefall.

Qualitätsmerkmale von Eiern

Indikator Beschaffenheit des Eiklars

In der Eiermessstrecke kann die Höhe und Beschaffenheit von Eiklar gemessen und visuell beurteilt werden, was Hinweise auf Krankheiten oder auch Hitzestress geben kann. Einschlüsse im Ei wie Blutflecken weisen auf Störungen während der Ovulation oder auf zu wenig Vitamin A und K im Futter hin. Leiden die Tiere an einer IB, AI oder Newcastle, kann es zu wässrigem Eiklar, defekten Hagelschnüren oder beweglichen Luftkammern im Eiinhalt kommen.

Die Dotterfarbe kann mit einem Farbfächer oder einer speziellen Kamera abgeglichen werden und gibt Hinweise auf die Fütterung der Herde. Weicht die Dotterfarbe besonders stark ab, kann dies auf einen Parasitenbefall (Haarwürmer) hindeuten. Der Frischegrad, Geschmack und die Haltbarkeit sind ebenso wichtige innere Qualitätsmerkmale.

Warum Legeleistung und Eiqualität immer im Kontext betrachtet werden müssen

Legeleistung und Eiqualität (siehe Tabelle) können als Tierwohl-Indikatoren für die betriebliche Eigenkontrolle herangezogen werden und sind besonders interessant für die Tierwohl-Dimension „Gesundheit“. Sie können aber auch die anderen Dimensionen abdecken, indem sie auf Verhaltensstörungen oder Stress zurückzuführen sind.

Dabei müssen die Zusammenhänge zu Krankheiten im Hinterkopf behalten werden, allerdings sind weitere Fragen zu beachten: Welches Alter haben die Hennen? Gab es besondere Vorkommnisse in der Herde? Wie groß ist das Problem, nimmt es rasant zu oder ist eine stetige Entwicklung erkennbar? Wie ist die Sortierung der Eier und wie viel Sekundaware fällt an?

Indikatorbasiertes Herdenmanagement und die darin integrierte visuelle Beurteilung der Eiqualität kann dabei helfen, auf Tierwohlprobleme der Herde aufmerksam zu werden und Hinweise auf akute sowie längerfristige Probleme zu bekommen. Wichtig ist dabei, die Legeleistung und Eiqualität immer im Kontext zu interpretieren.

Viola Erfkämper, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Land und Forst
Bild: Redantz, Adobe_Stock_saknakorn

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