Wie Tierwohl und Fütterung bei Geflügel zusammenhängen

06 Februar 2023
Nährstoffe
fressende hennen

Wer bei der Fütterung von Geflügel sowohl tierwohlgerecht als auch wirtschaftlich effizient agieren will, muss nach dem goldenen Mittelweg suchen, sagt Dr. Julia Slama von der Agrar- und Umweltpädagogischen Hochschule Wien. Sie erläuterte in einem Vortrag im Rahmen einer Online-Veranstaltung des Netzwerkes Fokus Tierwohl die „Energie- und nährstoffangepasste Fütterung von Geflügel“ und den Zusammenhang zwischen Tierwohl und Fütterung.

Begriffsabgrenzung: Tierschutz und Tierwohl

Unter Tierschutz werden alle Aktivitäten des Menschen verstanden, die darauf abzielen, den Tieren ein artgerechtes Leben ohne Leiden, Schmerzen oder/und Schäden zu ermöglichen. Beim Tierwohl steht das Tier im Mittelpunkt der Betrachtung. Tierwohl verbindet Tiergesundheit, Tierverhalten und Emotionen miteinander. Es handelt sich hierbei um einen multidimensionalen Begriff, der in der öffentlichen Diskussion häufig mit dem Begriff der Tiergerechtheit gleichgesetzt ist. Für Tierwohl gibt es keine allgemeingültige, tierwissenschaftliche Definition, aber bis zu 80 Prozent des Tierwohls werden laut Studien durch die Tiergesundheit beeinflusst. 

Tiergesundheit

Eine zentrale Aufgabe aller Tierhaltenden ist es, die Gesundheit der Tiere zu erhalten. Bei den Einflussfaktoren auf Leistung, Tiergesundheit und Wohlergehen spielen Futter und Fütterung (Futterstruktur und -gestaltung, Rohstoffe, Rationsgestaltung, Futtermittelzusätze etc.) eine große Rolle.

Konzept der »Fünf Freiheiten«

Mit dem Konzept der »Fünf Freiheiten«, das im Jahr 1965 vom Farm Animal Welfare Council (FAWC) entwickelt wurde, kann das Tierwohl genauer beurteilt werden: 

  1. Freiheit von Hunger und Durst und Fehlernährung,
  2. Freiheit von Unbehagen durch die Umgebung,
  3. Freiheit von Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten,
  4. Freiheit von Leiden und Angst,
  5. Freiheit zum Ausleben normaler Verhaltensweisen.

 

Hohe Leistung ist kein Indiz für Tierschutz oder Tierwohl

Slama regt an, die Effekte der Fütterung vor dem Hintergrund der »Fünf Freiheiten« zu betrachten. Sie betont außerdem, dass eine hohe Leistung kein Indiz für Tierschutz oder Tierwohl sei, jedoch ein Indiz für eine gesunde Herde unter energie- und nährstoffangepasster Fütterung. Um wirtschaftlich zu arbeiten, sollte bei der Fütterung ein Mittelweg gefunden werden, der Aspekte des Tierwohls berücksichtigt und gleichzeitig kosteneffizient ist. In diesem Zusammenhang bietet sich eine Verlängerung der Legeperiode an, die geeignet ist, das Tierwohl zu steigern und durch die »Lebensleistung« gleichzeitig effizient ist.

Magdalena Esterer
Bild: Geflügelnews

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