Deutschlands Verbraucher lieben nach wie vor Geflügelfleisch. Die Nachfrage entwickelte im vergangenen Jahr durch seine Vorzüge lebhaft. Doch trotz höherer Schlachtzahlen waren umfangreiche Importe notwendig, um den Bedarf zu decken.
Nach Hochrechnungen der MEG (Marktinfo Eier und Geflügel) wird die Bruttoeigenerzeugung an Geflügelfleisch in Deutschland für 2023 um 0,5 Prozent auf 1,66 Mio. t steigen. Die Bruttoeigenerzeugung berechnet sich aus der Nettoerzeugung zuzüglich der Ausfuhr lebender Tiere und abzüglich der Einfuhr lebender Tiere. Hintergrund sind jeweils um 0,8 Prozent höhere Schlachtzahlen bei Hähnchen und Puten. Am Entenmarkt wird von stabilen Schlachtzahlen ausgegangen.
Die MEG schätzt den Pro-Kopf-Verbrauch an Geflügelfleisch auf 19,9 kg. Das wären 6,2 Prozent mehr als noch in 2022. Bei Hähnchen und Hühnern steigt der Verbrauch voraussichtlich um 6,1 Prozent auf 14,5 kg und bei Puten um 5,3 Prozent auf 4,5 kg.
Selbstversorgungsgrad unter 100 Prozent gesunken
In Summe übertrifft der Verbrauch mit 1.680 kg die Bruttoeigenerzeugung um 25 t. Folglich reduziert sich der Selbstversorgungsgrad auf 99 Prozent. 2022 waren es noch knapp 105 Prozent. Somit war Deutschland 2023 insgesamt betrachtet auf Geflügelfleischimporte angewiesen.
Der Entenmarkt blieb mit einem Selbstversorgungsgrad von gut 22 Prozent und der Gänsemarkt mit einem Selbstversorgungsgrad von rund 50 Prozent deutlich unterversorgt.
Beim Konsumenten blieb Geflügelfleisch im abgelaufenen Jahr sehr beliebt. Laut Umfragen des Marktforschungsinstituts GfK wurden zwei Prozent mehr Geflügelfleisch im Laden gekauft als noch ein Jahr zuvor. Durch die anhaltend hohen Inflationsraten standen allerdings verstärkt preisgünstigere Teilstücke wie Schenkel im Fokus der Verbraucher. Auch Großverbraucher, zum Beispiel Kantinen, zogen Geflügelfleisch häufig anderen Fleischarten vor.
Steigende Nachfrage nach Geflügelfleisch erwartet
EU-weit werden die gute Verfügbarkeit durch Eigenproduktion und Importe sowie die geringeren Preise im Vergleich zum Vorjahr den Pro-Kopf-Verbrauch voraussichtlich um 4,3 Prozent (knapp ein Kilogramm) steigen lassen. Durch die abnehmende Inflationsrate wird für 2024 in Deutschland ein steigender Pro-Kopf-Verbrauch an Geflügelfleisch erwartet. Insbesondere gilt dies für teurere Brustfleischartikel.
Trotz des steigenden Verzehrs haben die Erzeugerpreise für Schlachthähnchen im vergangenen Jahr nachgegeben, verblieben aber auf hohem Niveau wie die Grafik zeigt.
In Niedersachsen bewegten sich die Erzeugerpreise für Hähnchen mit einem Gewicht bis zwei Kilogramm bei durchschnittlich 1,22 Euro/kg. Das war lediglich ein Cent weniger als noch 2022. Ursache für diese Entwicklung waren die im Jahresverlauf rückläufigen Preise für Futtermittel, die den Hauptteil der Produktionskosten ausmachen. In der Geflügelhochburg Weser-Ems kostete ein Hähnchen-Endmastfutter im Mittel 46,19 Euro/dt. Das waren rund 3,30 Euro beziehungsweise sieben Prozent weniger als im Jahr 2022.
Am Putenmarkt setzte der Rückgang der Erzeugerpreise erst zum Jahresende ein, da sich das Angebot durch die Aviäre Influenza (AI) auf niedrigem Niveau bewegte. Der Erzeugerpreis für Putenhähne mit 19 kg belief sich im Jahresmittel auf 1,84 Euro/kg und somit über zwölf Prozent über dem Vorjahrespreis.
EU-Importe von Geflügelfleisch auf Rekordniveau
Die EU-Mitgliedsstaaten importierten so viel Geflügelfleisch wie lange nicht mehr. In der ersten Jahreshälfte wurden 13,5 Prozent beziehungsweise 52.000 t mehr eingeführt als noch ein Jahr zuvor. Die Importmengen aus der Ukraine haben sich dabei fast verdoppelt. Aus Brasilien wurden rund acht Prozent und aus Thailand 35 Prozent mehr importiert. Für 2023 wird ein Anstieg der Importe bei zwölf Prozent liegen.
Der größte Geflügelfleisch-Produzent der EU bleibt Polen. Sowohl am Hähnchen- als auch am Putenmarkt ist Polen auf Expansionskurs. Die MEG erwartet für 2024 einen Anstieg des Marktanteils innerhalb der EU bei Hähnchen auf 24,6 Prozent und bei Puten auf 23,9 Prozent.
Nach dem massiven Ausbruchsgeschehen der Aviären Influenza im Jahr 2022 stiegen in Deutschland 2023 die Schlachtungen von Puten wieder. Dennoch bleibt die gesamte Geflügelbranche in großer Sorge wegen einer weiteren Ausbreitung.
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