Europäische Union: Weiterhin umfangreiche Eier- und Geflügelfleischlieferungen aus der Ukraine

17 Oktober 2023
Eiermarkt
Europäische Union Flagge

Auf dem letzten CDG-Meeting der Europäischen Union standen die zollfreien Lieferungen aus der Ukraine im Fokus. Ein Resümee der Veranstaltung: die zollfreien Lieferungen bleiben - vorerst.

Die seit Juni 2022 bestehende Zollfreiheit für alle ukrainischen Produkte bleibt zumindest bis Juni 2024 bestehen. Einfuhren aus der Ukraine werden von der GD Trade überwacht und die monatlichen Importdaten und daraus resultierenden Schlussfolgerungen auf den Märkten beobachtet. Die Kommission kann Maßnahmen ergreifen und Zölle für bestimmte Produkte einführen, was trotz erheblichen Angebots- und Preisdrucks und Bedenken seitens der Wirtschaftsverbände bisher nicht erfolgt ist und auch nicht eintreten dürfte.

Einfuhren aus der Ukraine um 60 Prozent gestiegen

Nach Aussage der EU-Kommission wurden bis Ende EU-weit September 186.000 Tonnen Geflügelfleisch, frisch und gefroren eingeführt, was ein Plus von 60 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Das entspricht hochgerechnet einer Menge von knapp 20.000 t pro Monat. Bei Eiern ergibt sich mit 125.000 Tonnen bzw. ca. 13.000 Tonnen pro Monat ein ähnliches Bild. Womöglich ist mit einem weiteren Zuwachs zu rechnen, da man für den Export in die EU weitere Produktionsstätten plant, was auch der Kommission bekannt ist. Der Zoll für Schaleneier beträgt 30,40 € / 100 kg und für Hähnchen in ähnlicher Größenordnung.

Markt unter Druck

Seitens der Wirtschaftsbeteiligten wurde bereits erhebliche Kritik geäußert. Sowohl bei Eiern als auch bei Geflügelfleisch stoßen die zusätzlichen Lieferungen an Belastungsgrenzen, die wiederum mit Preisdruck für die EU-Produktion verbunden sind. Die zollfreien Lieferungen warten mit erheblich niedrigeren Preisen gegenüber dem Inlandsniveau auf. Eier stammen zudem aus Käfighaltung.

Zwar werden Eier nicht als Schalenware vermarktet -  dass dürfte angesichts der Kennzeichnungsvorgaben der Vermakrungsnormen kaum Abnehmer im Lebensmitteleinzelhandel finden. Dafür ergeben sich für die industrielle Verarbeitung günstige Rahmenbedingungen. Verarbeitungssware aus der laufenden Produktion gerät durch preiswerte Importe unter Preisdruck.

Ukrainische Ware wird zum Teil umetikettiert

Ein ähnliches Bild zeichnet sich am Geflügelsektor ab. Man berichtet sogar von Umetikettierungen, so dass frische Hähnen mit Herkunft EU bzw. länderspezifischen Marken angeboten werden. Das erinnert an die Anfang der 90er Jahre aufgekommenen Probleme mit der Kennzeichnung von Käfigeiern als Boden- oder Freilandhaltung.

Kritik gibt es auch aus Drittländern, insbesondere Brasilien und Thailand, Länder, für die der zollfreie Handel eine wachsende Konkurrenz darstellt. Immerhin ist die Ukraine mittlerweile nach Brasilien zweitgrößter Drittlandsanbieter.

Verbandsvertreter verweisen darauf, dass die Zollfreiheit weniger die Bauern begünstigt, sondern bestimmte Oligarchen in der Ukraine.

Die Kommission ist sich der Sorgen bewusst. Vorschläge der Verbände, den Eier- und Geflügelbereich auszuklammern, wären eine Möglichkeit. Mit solchen Maßnahmen ist aber wohl kaum zu rechnen.

Geflügelnews
Bild: Adobe_Stock_ Gina_Sanders

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