Laut des niederländischen Schothorst Feed Research (SFR) ist die Senkung des Rohproteingehalts in Geflügelfutter eine gute Möglichkeit, die Stickstoff- und Ammoniakemissionen von Geflügelbetrieben zu reduzieren. Eine Senkung des Rohproteingehalts in Masthähnchenfutter um 10 Prozent ist ohne nachteilige Auswirkungen machbar, zeigen die SFR-Forschungen. Ein weiterer Vorteil von Futtermitteln mit niedrigerem Proteingehalt ist die geringere Abhängigkeit von importierten Proteinfutterrohstoffen wie Soja.
„Der Rohproteingehalt im Masthähnchenfutter könnte um 10 Prozent gesenkt werden"
"Wenn wir die Menge an Rohprotein reduzieren, müssen wir sicherstellen, dass der Aminosäurebedarf der Tiere gedeckt ist", betont Roger Davin, Geflügelforscher beim Schothorst Feed Research: "Die Tiere brauchen Aminosäuren, nicht Rohprotein."
Eiweißverdauung
Eiweiß wird im Magen-Darm-Trakt verdaut und die dabei entstehenden Aminosäuren werden von der Darmwand absorbiert, ins Blut aufgenommen und transportiert. Ein Teil des Rohproteins aus der Nahrung wird jedoch nicht verdaut und dieser Teil kann von Mikroben im Darm fermentiert werden, wobei giftige Stoffwechselprodukte und Ammoniak freigesetzt werden. Diese Stoffe sind für die Gesundheit des Tieres schädlich. Unverdaute Proteine und Ammoniak werden mit dem Urin und den Fäkalien ausgeschieden, was zu einer Stickstoffbelastung der Umwelt führt.
Die Stickstoffausscheidung kann durch die Verwendung von Rohstoffen mit hohem Aminosäuregehalt, hoch verdaulichen essenziellen und nicht-essenziellen Aminosäuren und einem idealen Aminosäureprofil verringert werden. Darüber hinaus muss die Zusammensetzung des Futters dem Bedarf der Tiere an verdaulichen Aminosäuren entsprechen. Außerdem muss das verdaute Eiweiß effizient verwertet werden.
Reduktion von 10 Prozent im Masthähnchenfutter machbar
"Unsere Forschung bei SFR zeigt, dass der Rohproteingehalt in Futtermitteln für Masthähnchen und Legehennen ohne negative Auswirkungen auf die Produktionseffizienz oder die Tiergesundheit reduziert werden kann", erklärt Davin. "Dosis-Wirkungs-Studien zeigen, wie niedrig wir gehen können, ohne die Gesundheit und Leistung der Tiere zu beeinträchtigen.
Eine Senkung des Rohproteingehalts in Masthähnchenfuttermitteln um 10 Prozent ist machbar. Dafür wird weniger Soja benötigt. Um den Bedarf an Aminosäuren dennoch zu decken, wird der Gehalt an einigen spezifischen freien Aminosäuren erhöht, um eine gute Leistung und einen guten Gesundheitszustand der Tiere zu gewährleisten.
In der Wachstums- und Ausmastphase führen niedrigere Rohproteingehalte (20 Gramm weniger Rohprotein pro Kilogramm Futter) in Masthähnchenfutter zu ähnlichem oder sogar besserem Wachstum, Futtereffizienz und geringerer Sterblichkeit, so Davin. Diese Strategie führt auch zu einer geringeren Stickstoffausscheidung pro Kilogramm Gewichtszunahme.
Auswirkungen eines niedrigeren Rohproteingehalts
"Ein niedriger Rohproteingehalt im Futter wirkt sich auch positiv auf die Tiergesundheit aus. Wir beobachten eine bessere Einstreuqualität und ein geringeres Auftreten von Fußballenverletzungen", sagt Davin.
Eine Folge von Futtermitteln mit niedrigem Rohproteingehalt ist, dass weniger Energie für den Proteinabbau benötigt wird und daher mehr Energie für den Muskelaufbau und/oder die Fettzunahme zur Verfügung steht. "In unseren Studien haben wir festgestellt, dass Masthähnchen mit niedrigem Rohproteinanteil im Futter mehr Bauchfett angesetzt haben. Dies scheint mit dem höheren Anteil an Stärke im Verhältnis zum Fett zusammenzuhängen. Bei Legehennen können Futtermittel mit niedrigem Rohprotein, mehr Stärke und weniger Fett die Eierproduktion beeinträchtigen".
Ein geringerer Sojagehalt kann zu einem geringeren Kaliumgehalt im Futter und damit zu einer reduzierten Elektrolytbilanz (dEB) führen. Dieser Effekt erfordert besondere Aufmerksamkeit, insbesondere in Zeiten von Hitzestress, betont Davin. Ein weiteres Problem besteht darin, dass ein zu hoher Gehalt an freien Aminosäuren im Futter die Aufnahme im Verdauungstrakt beeinträchtigen kann.
Schwerpunkt: ideales Aminosäurenprofil
Es liegt auf der Hand, dass für eine erfolgreiche Reduzierung des Proteingehalts in Geflügelfuttermitteln ernährungswissenschaftliches Fachwissen erforderlich ist. "Der Schwerpunkt sollte auf dem idealen Aminosäureprofil für die jeweilige Geflügelart und das jeweilige Produktionsstadium liegen", sagt Davin. Ein sorgfältig ausgewogenes Aminosäureprofil mit den richtigen Mengen an essenziellen und nicht-essenziellen Aminosäuren ist der Schlüssel zu Geflügelfutter, das eine hohe Leistungsfähigkeit der Tiere bei guter Darmgesundheit und geringer Stickstoffemission ermöglicht.
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