Die Getreideernte in Deutschland hat begonnen. Aufgrund des feucht-warmen Wetters ist die Gefahr von Pilzbefall regional deutlich erhöht. Das gilt nicht nur für die Körner, sondern ebenso für das Stroh. Soll es als Einstreu im Geflügelstall genutzt werden, ist Vorsicht geboten.
In der Geflügelhaltung kommt als Einstreumaterial hierzulande immer noch überwiegend Stroh zum Einsatz – sei es als Langstroh, gehäckselt oder in Form von Strohpellets oder -granulat. Ist das Stroh mit Keimen und Schimmelpilzen belastet, führt dies auch zu einer Belastung der Tierbestände.
Pilzbefall sieht man nicht unbedingt
Wer als Geflügelhalter über entsprechende Ackerflächen verfügt und sein eigenes Stroh als Einstreu nutzen will, muss dieses Jahr ein wachsames Auge haben: „Die Wintergerste sieht zum Beispiel teilweise richtig gut aus, das Stroh ist goldgelb, dennoch sollte man sich des aktuell erhöhten Schimmelpilz-Risikos bewusst sein“, sagt Ansgar Sommer, Produktmanager bei Agravis. Ein Pilzbefall ist keineswegs immer mit bloßem Auge zu erkennen. Ein konkreter Hinweis auf starken Befall kann sein, wenn Stroh sehr “staubt“, es kann sich dabei um Pilzsporen handeln.
Verantwortlich für das erhöhte Schimmelpilz-Risiko ist das feucht-warme Wetter der vergangenen Wochen mit immer wieder Regen. Das sind ideale Wachstumsbedingungen für Pilzarten wie Fusarium oder Alternaria. Sie kommen grundsätzlich auf jedem Feld vor. Bei Temperaturen von über 20 °C und einer Luftfeuchtigkeit von über 15 Prozent wird deren Wachstum stark beschleunigt. Befallen sind nicht nur die Getreidekörner, sondern auch die Restpflanze.
Strohschwaden wenn nötig wenden
Durch die großen Arbeitsbreiten der Mähdrescher sind auch die Strohschwade entsprechend dick. Diese trocknen nicht so schnell durch. Liegt die Restfeuchte bei über 14 Prozent, ist die Gefahr einer Pilzvermehrung im Lager erhöht. „Nach Möglichkeit sollten die Strohschwaden gelüftet oder gewendet werden“, empfiehlt Ansgar Sommer. Knappe Zeitfenster lassen dies aber nicht immer zu.
Auch im Lager können sich beim Stroh bei ungünstigen Bedingungen Schimmelpilze vermehren. Typische Vertreter sind hier zum Beispiel die Aspergillus-Arten und Penicillium. Diese können auch nachträglich Pilzsporen bilden, die als Staub wahrgenommen werden und die Tiere belasten. Auch Hefen können Verderbsanzeiger sein. Das Stroh sollte daher immer möglichst trocken gelagert werden, zum Beispiel unter Vlies. Auch der direkte Kontakt mit dem Erdboden sollte vermieden werden.
Mykotoxine auch für Geflügel schädlich
Die Stoffwechselprodukte der Schimmelpilze, die Mykotoxine, sind giftig. Sie können beim Geflügel oft unspezifische, seltener auch typische gesundheitliche Probleme verursachen. Zu den unspezifischen Symptomen gehören ein Leistungsabfall (Zunahmen/Legeleistung) oder eine Schwächung des Immunsystems.
Um sicher zu sein, dass das Stroh eine gute Qualität hat, empfiehlt Ansgar Sommer immer eine Untersuchung auf die mikrobiologische, hygienische Beschaffenheit in einem Labor. Wer seine Strohqualität absichern möchte, kann dies über den Einsatz eines Konservierungsmittels machen, das direkt an der Presse eindosiert werden kann.
Zusammengefasst die Tipps von Ansgar Sommer:
- Stroh möglichst ausreichend abtrocknen lassen,
- Schwaden ggf. nochmals lüften,
- Stroh analysieren lassen,
- Stroh konservieren.
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