Wie mausere ich meine Herde richtig?

22 Oktober 2022
Mobilstall
Porträt einer braunen Legehenne

Wie Legehennenhalter eine induzierte Mauser ihrer Herde richtig durchführen, erläuterte Dr. Christine Ahlers vom Geflügelgesundheitsdienst der Tierseuchenkasse Thüringen im Rahmen des Online-Seminares „Legehennen länger halten – gesund durch die Mauser kommen“, das vom Netzwerk Fokus Tierwohl veranstaltet wurde. 

Phasen der Mauser

Grundsätzlich lässt sich die Mauser durch eine Verkürzung der Lichtzeit, eine Schwächung der Lichtintensität und eine Futterverknappung (Menge oder Nährwert) auslösen. Es ist nicht zulässig, die Mauser durch absolute Dunkelheit oder kompletten Wasser- beziehungsweise Futterentzug zu induzieren. 

Das Huhn durchläuft in der Mauser zwei Phasen: Die Reduktionsphase, bis das Eierlegen möglichst vollständig eingestellt ist, und die Regenerations- oder Aufbauphase, bis das ursprüngliche Leistungsniveau wieder erreicht ist. Für die Hennen ist schon das Auslösen der Mauser mit Stress verbunden, da die Änderung des Tagesablaufs und der Hunger für Unruhe sorgen. In der Reduktionsphase leidet das Huhn unter der Stoffwechselumstellung, dem Gewichtsverlust, des schlechteren Immunsystems und dem gestiegenen Risiko von Kannibalismus in der Herde. Während der Aufbauphase werden die körpereigenen Nährstoffreserven wieder aufgebaut, die Federn wachsen, der Legeapparat regeneriert sich durch die Legepause und kann dann die Legetätigkeit wieder aufnehmen.

Nur gesunde Herden mausern

Die Mauser ist dementsprechend ein für die Henne sehr anstrengender Prozess mit einem erhöhten Infektionsrisiko, den nur gesunde Herden durchlaufen sollten. Eine gesunde Herde weist keine erhöhten Verluste auf, verfügt über eine dem Alter entsprechende Legeleistung und ein angemessenes Körpergewicht. Sie sollte auch nicht von Parasiten wie Würmern oder Milben befallen sein. Bei konventioneller Produktion kann vor Mauserbeginn eine Wurmkur durchgeführt werden, in der ökologischen Produktion muss diese in der Legepause erfolgen. Wird ein Wurmbefall durch die Untersuchung von Sammelkotproben nachgewiesen, muss zeitgleich mit der Behandlung auch der Mist entfernt werden, um eine Wiederansteckung zu verhindern.

Haltungsbedingungen im Blick behalten

Da die Herde während der Mauser geschwächt ist, ist es besonders wichtig, auf die Haltungsbedingungen zu achten: Das Stallklima muss kontrolliert werden (besonders die Temperatur im Winter), die Einstreuqualität muss hoch sein, Beschäftigungsmaterial muss wegen der erhöhten Pickgefahr vorhanden sein und der Hygiene muss besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Tiere verlieren Unmengen an Federn, die aus den Trögen entfernt werden müssen, um die Futtertechnik nicht zu behindern oder die Hennen beim Fressen zu stören. Dr. Chrsitiane Ahlers unterstreicht, dass die Federn auch nicht in die Umwelt gelangen dürfen, da sie möglicherweise mit Stallstaub, Erregern oder Milben verunreinigt sind.

Gesundheitszustand beobachten

Während der Mauser müssen intensive Tierkontrollen (besonders während der Reduktionsphase) durchgeführt und bei erhöhten Verlusten sofort tiermedizinisches Fachpersonal informiert werden. Die Futterration muss über Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente verfügen. Das Gewicht der Hennen muss kontrolliert werden: Gewichtsverlust von 20 bis 25 Prozent bei akzeptabler Uniformität sollten nicht überschritten werden, da sich die Tiere sonst nicht mehr erholen können. Es ist wichtig, dass alle Hühner fressen. Ein vollständiger Nahrungsentzug schädigt die Darmgesundheit und begünstigt die Vermehrung von Krankheitserregern, wie Campylobacter oder Salmonellen.

Impfungen planen

Impfprogramme wurden in der Regel für eine Legeperiode entwickelt. Durch die Mauser wird eine zweite Legeperiode verursacht, und für diese zweite muss zusammen mit dem tiermedizinischen Fachpersonal ein neues Impfprogramm erarbeitet werden, mit dem schon während der Mauser begonnen wird. Für die Impfung gegen die Newcastle Krankheit besteht eine Impfpflicht. Dr. Christiane Ahlers empfiehlt eine Impfung gegen Salmonella Enteritidis, da das Risiko einer Infektion ansteigt und hält eine Impfung gegen infektiöse Bronchitis für sinnvoll. Die Impfungen sollten unter Berücksichtigung der Zulassungsbedingungen in der Aufbauphase durchgeführt werden.

Unterstützung durch Ergänzungsfuttermittel

Die Rationsgestaltung muss sich auch während der Mauser nach den Bedürfnissen der Hennen richten. Vitamine und Mineralstoffe sollten nur bei Bedarf ergänzt werden. Muschelkalk oder Grit sollten zur Verdauungshilfe und gesicherten Kalziumversorgung unbegrenzt zur Verfügeng stehen und Magensteine sind ein Muss, wenn Getreidekörner eingesetzt werden.

Vor- und Nachteile der induzierten Mauser

Dr. Christiane Ahlers sieht in der induzierten Mauser den Vorteil, dass die „natürliche“ Mauser durch Synchronisation verkürzt wird. Die Hennen können länger genutzt werden, wodurch die Kosten sinken. Nach der Mauser ist ein leichter Anstieg der Legeleistung zu verbuchen und ältere Hennen legen größere Eier, außerdem verbessert sich die Eiqualität nach der Mauser. Ein Argument, das oft genannt wird, trägt Frau Dr. Ahlers nicht mit: Behandlungen mit Wartezeit können ohne Produktionsausfall durchgeführt werden. Als Haupt-Nachteil der Mauser betrachtet Dr. Ahlers den Stress für die Hennen, der sie weniger widerstandsfähig und anfälliger für Infektionen macht.

Magdalena Esterer
Bild: Geflügelnews

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