Wie funktioniert die moderne Pekingenten-Zucht?

10 August 2023
Ente
Enten

Beim Online-Seminar „Aktuelle Entwicklungen in der Zucht von Pekingenten“ gab Dr. Hans-Heinrich Thiele den Zuhörern einen Einblick in die Mechanismen der professionellen Pekingenten-Zucht.

Was will der Markt?

Dr. Thiele stellte dar, dass der Hauptanteil des weltweiten Produktionsvolumens von 4,3 Millionen Tonnen in Asien produziert wird (3.628.825 t). Nur ein kleiner Teil von etwa einer halben Million Tonnen entfällt auf Europa. Nichtsdestotrotz hat der europäische Markt klar definierte Anforderungen an die Pekingente: So soll diese eine hohe Wachstumsleistung, einen guten Fleischansatz und eine hervorragende Wirtschaftlichkeit (Futtereffektivität) aufweisen. Die perfekte Pekingente wiegt nach einer kurzen Mastzeit von 38 bis 42 Tagen, in der sie etwa 80 g pro Tag zugelegt hat, etwa 3.200 g, verfügt über 18 bis 20 % Brustmuskel (inkl. Brusthaut), erlaubt 72 % Ausschlachtung und hat 1,8 bis 2,0 kg Futter pro kg Körpergewicht gefressen. Die bratfertige Pekingente sollte 2.300 bis 2.500 g auf die Waage bringen. Selbstredend ist auch eine geringe Mortalität anzustreben und sie sollte ein tierartgerechtes Verhalten zeigen.

Der pro Kopfverbrauch stagniert in Europa bei etwa 700 bis 800 g, was nach Aussagen von Dr. Thiele damit zusammenhängt, dass in Europa Enten meist gebraten werden. Die Schlachtung, die vor dem Endgewicht erfolge, senke die Fleischqualität in der Pfanne, weshalb der Verbrauch nicht steige. In der asiatischen Küche werden die Enten eher gekocht, weshalb dort ein schwereres Schlachtkörpergewicht erwünscht sei; zusätzlich werde dort viel mehr verwertet.

Was wünschen sich die Produzenten?

Die Produzenten haben hingegen andere Anforderungen: Ein ausgewogenes Elterntier-/Masthybrid-Paket bietet eine Legeleistung von 250 bis 300 Eiern pro Anfangsente, die zu 95 % befruchtet sind und eine Schlupffähigkeit von 80 bis 85 % aufweisen; eine Anfangsente generiert etwa 245 bis 250 Küken. Diese Tiere sollen ebenfalls sowohl eine gute Futtereffektivität als auch eine hohe Lebensfähigkeit aufweisen. Wünsche nach schwereren Tieren sind schwer umzusetzen, da fleischreichere Enten weniger Eier legen, also über eine schlechtere Reproduktionsleistung verfügen.

Welche Zuchtbetriebe für Pekingenten gibt es?

Dr. Thiele legt dar, dass es weltweit sehr wenige Pekingenten-Zuchtbetriebe gibt:

  • Cherry Valley Farms Ltd.(Großbritanien/China)
  • Grimaud Frères Sélection (Frankreich)
  • Orvia (Gourmaud Selection ,Frankreich)
  • Maple Leaf Farms Inc. (U.S.A.)
  • Gold Star Duck Production Ltd. (China)

Wie ist ein Zuchtprogramm für Pekingenten organisiert?

Aus insgesamt acht Urgroßeltern der Reinzuchtlinien entstehen vier reinrassige Großeltern-Tiere. Diese vier reinrassigen Tiere werden zu zwei Elterntieren gekreuzt, deren Kinder die Gene von vier unterschiedlichen Linien in sich tragen (4-Linien-Hybrid). Die Zuchtstämme werden weiterselektiert. Die für die Züchtung sehr wertvollen Reinzuchtlinien werden mittlerweile in verschiedenen Ställen mit Luftfilteranlagen gehalten, um Seuchen (wie Influenza) zu verhindern, die den Bestand gefährden könnten.

Selektionsparameter in der modernen Entenzucht

Bei der Selektion der Zuchtstämme werden Legeleistung (Anzahl Bruteier, Persistenz), Eigewicht, Schalenqualität, Elterntierleistung (Fruchtbarkeit, Schlupffähigkeit) und Lebensfähigkeit (Mortalität, Krankheitsresistenz) genau beobachtet, um die Tiere zu finden mit denen weitergearbeitet werden sollte. Besonders in den Vaterlinien werden Wachstumsleistung (Körpergewicht, täglicher Zuwachs), Fleischansatz (Ausbeute / Brust+Schenkel, Fettgehalt) und Futterverwertung untersucht. Neu in der modernen Entenzucht ist, auch das Verhalten der Tiere, insbesondere das Fressverhalten und die Nestgängigkeit, als Selektionsparameter zu betrachten, um tierartgerechtes Verhalten zu fördern.

Magdalena Esterer
Bild: Pixabay

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