Jan-Steffen Grünhagen aus Ostprignitz-Ruppin (Brandenburg) möchte Bio-Masthähnchen halten. Er sieht darin einen Trend und will so den Wunsch der Verbraucher erfüllen. Aber Verbraucher denken und handeln anders als Bürger beziehungsweise Anwohner. Diese Erfahrung macht der Junglandwirt derzeit.
Warum eine Gemeinde einen neuen Bio-Stall für Geflügel bekämpft
In Dahlhausen im Norden Brandenburgs plant Junglandwirt Jan-Steffen Grünhagen zwei Bio-Hähnchenmastställe mit Platz für insgesamt rund 19.000 Masthähnchen. Der Junglandwirt will mit seinen Tieren, die er nach den hohen Bioland-Richtlinien mästen möchte, einen Discounter beliefern. Doch unter den Anwohnern regt sich Widerstand. Sowohl der Ortsbeirat als auch die Gemeindevertretung der zuständigen Gemeinde Heiligengrabe lehnen die Bio-Hähnchenmastanlage ab. Auch die Einladung des 26-Jährigen, um den Einwohnern seine Pläne vor Ort zu vorzustellen und sie doch noch von seinem Projekt zu überzeugen, brachte laut rbb24 nicht den erwünschten Durchbruch. Konkret gehe es um zwei Ställe mit je 600 m² Stallfläche und einem Grünauslauf, den die Hähnchen in den letzten Wochen vor der Schlachtung nutzen können. Jan-Steffen Grünhagen plant mit 70 Masttagen und 5 Durchgängen pro Jahr.
Anwohner fürchten Lärm, Geruch und Ungeziefer durch Biohähnchenmast
Wie rbb24 weiter berichtet, machten die Anwohner vor Ort klar, was sie an den Plänen stört. Die Biomasthähnchenanlage würde zu nah am Ort geplant. Sie befürchten Geruchsbelästigung, Krankheiten und Ungezieferplagen, die durch den Stall drohen könnten. Laut einer Anwohnerin seien es Massentierställe, die nicht zu ihrem eigentlich schönen Dorf passen würden. Eine weitere ergänzt, sie fürchte um die noch unverbrauchte Landschaft, die sie gerne als Zukunftspotenzial an die nächste Generation weitergeben würde. Junglandwirt Jan-Steffen Grünhagen geht auf die Bedenken ein, erklärt zum Beispiel, dass kaum Boden abgetragen werde und nur kleine Fundamente gesetzt würden. Er glaube auch nicht, dass es zu einer Geruchsbelästigung komme. So kämen die Masthähnchen erst ab der vierten oder fünften Woche in den Grünauslauf. Aus der Erfahrung mit anderen Ställen wisse er, dass man schon am Zaun rund um die Anlagen nichts mehr rieche.
Landwirt überarbeitet nach Forderungen Pläne für Bio-Masthähnchenställe
Die Anwohner blieben bei dem Ortstermin skeptisch. Bei früheren Bauprojekten (die nichts mit Landwirtschaft zu tun hatten) wären Versprechungen nicht eingehalten worden. Sie fühlen sich außerdem laut rbb24 von den Bauplänen der Hähnchenmastanlage überrumpelt. Erst, nachdem eine erste Entscheidung in der Gemeindevertretung gefallen sei, wäre man informiert worden. Grünhagen hat bereits auf die Kritik reagiert und seine Pläne überarbeitet. Die Ställe könnten zum Beispiel um 70 m weiter vom Ort weggerückt werden. Außerdem plane er einen Sichtschutzwall. Mehr gehe aufgrund gesetzlicher Auflagen nicht. So müssten zum Beispiel gewisse Abstände zum Wald eingehalten werden. Er wolle in den kommenden Wochen weiter mit den Anwohnern sprechen, Umweltgutachten vorlegen und so Bedenken ausräumen. Gegenüber rbb24 sagt Jan-Steffen Grünhagen, dass er in seiner Region etwas auf die Beine stellen, aber auch mit den Leuten vor Ort klarkommen wolle. Viermal habe er sich deshalb bereits den Fragen der Anwohner gestellt und er werde das auch weiterhin machen. Doch die Fronten sind verhärtet. Die Anwohner glauben nicht an eine Einigung. Das letzte Wort hat nun die Kreisverwaltung von Ostprignitz-Ruppin – sie muss in den kommenden Monaten über den Bauantrag für die Bio-Masthähnchenanlage entscheiden.
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