Die jüngst registrierte Europäische Bürgerinitiative „Tierquälerei und Schlachtungen stoppen“ hat bei der polnischen Geflügelbranche scharfe Kritik ausgelöst. Sie spricht von einer „extravaganten Initiative von Pseudoökologen“. Zudem warnt sie, dass strengere Tierwohlstandards zu einem höheren CO2-Fußabdruck führen. Die künftige EU-Kommission sieht die Branche in der Pflicht, die gleichen Anforderungen an die Agrarimporte zu stellen wie an die EU-Produktion.
Scharfe Kritik an der soeben in Brüssel registrierten Europäischen Bürgerinitiative (EBI) „Tierquälerei und Schlachtungen stoppen“ übt die polnische Geflügelbranche. Für sie handelt es sich um eine „extravagante Initiative von Pseudoökologen“. Zugleich stellte der Generaldirektor des Nationalen Geflügelrates bei den Handelskammern, Dariusz Goszczyński, bei einem Pressegespräch diese Woche in Warschau klar, dass die Branche keine Probleme damit habe, über neue Lösungen rund um das Wohlbefinden der Tiere zu sprechen und daran zu arbeiten. Er gab aber zu bedenken, dass noch strengere Tierschutzstandards, die in Europa bereits die höchsten der Welt seien, zu einem höheren CO2-Fußabdruck führen würden.
Gleiche Bedingungen für alle!
„Bei alledem sehen wir jedoch einen Mangel an einem einheitlichen Vorgehen hinsichtlich der Anforderungen an die Importe“, beklagte Goszczyński. Und es kämen immer mehr Produkte aus Brasilien, Chile, Thailand und der Ukraine. „Wir wollen, dass sie die gleichen Anforderungen erfüllen, die wir erfüllen müssen“, betonte der Pole in Richtung Brüssel beziehungsweise der zukünftigen EU-Kommission.
Verweise der Kommission auf die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) lässt der Generaldirektor nicht gelten. Die Geflügelhalter fragten sich, wie sie langfristig überleben und der Konkurrenz aus Drittstaaten standhalten könnten. Er betonte, dass eine nachhaltige Produktion drei Aspekte umfasse, die soziale, die ökologische und die wirtschaftliche. Seien diese nicht ausgewogen, werde der Sinn einer nachhaltigen Produktion untergraben.
Im Rückblick auf 2023 berichtete Goszczyński indes von einem guten Jahr für die polnischen Geflügelmäster. Die Geflügelfleischproduktion stieg seinen Angaben zufolge gegenüber 2022 um 5% auf 3,27 Mio. Tonnen. Davon wurden 1,87 Mio. Tonnen exportiert, was einer Zunahme von 4% entsprach. Wertmäßig beliefen sich die Exporte im vergangenen Jahr laut dem Generaldirektor auf umgerechnet rund 5,3 Mrd. Euro.
Gefährliche Vogelgrippe
Als größte Gefahr für den Außenhandel mit Geflügelfleisch beziehungsweise die polnische Geflügelhaltung stuft Goszczyński die Vogelgrippe ein. Diese sei endemisch und unvorhersehbar. Biosicherheit sei hier natürlich äußerst wichtig, aber es sei sehr schwierig, die Krankheit gänzlich zu verhindern beziehungsweise auszurotten. Allerdings akzeptierten immer mehr Länder die Regionalisierung, sei es Japan oder die Philippinen, erklärte der Generaldirektor. Im Fall der Philippinen habe Polen für Geflügelfleisch als erstes EU-Land ein Regionalisierungsabkommen abgeschlossen.
Glücklicherweise sei Polen seit April 2024 frei vom Vogelgrippevirus, so Goszczyński weiter. Wenn es jedoch keine anerkannte Regionalisierung im Handel gebe, sei das Exportgeschäft mit einem sehr hohen Risiko belastet. Deshalb sind laut dem Vertreter der polnischen Geflügelbranche politische Gespräche darüber mit den Handelspartnern von großer Bedeutung, wie jüngst beim Besuch von Polens Präsident Andrzej Duda in Peking.
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