Photovoltaik im Auslauf: In Österreich geht es los

05 Dezember 2023
Österreich
PV Hennenauslauf Österreich

Ab dem 1. Dezember dieses Jahres gelten die geänderten Eier-Vermarktungsnormen der EU. Dann ist eine Doppelnutzung des Auslaufs, etwa mit Photovoltaik, erlaubt. In Österreich hat man schon vorgearbeitet.

Auch in unserem Nachbarland Österreich haben Legehennenhalter auf den 1. Dezember gewartet. Ab dann gelten in der EU die geänderten Eier-Vermarktungsnormen. Das Verbot der Doppelnutzung von Auslaufflächen in der konventionellen Geflügel-Freilandhaltung wird damit aufgehoben.

Die ersten PV-Anlagen werden errichtet

Anton Koller ist Geflügelreferent bei der Landwirtschaftskammer Steiermark. Er rechnet mit großem Interesse der Hennenhalter speziell an der Errichtung von Photovoltaik (PV) in ihren Ausläufen. Über den aktuellen Stand in Österreich berichtete er auf dem 3. Hessischen Geflügelkolloquium. In Österreich gibt es bereits Genehmigungen für Photovoltaikanlagen auf 110 Hektar Geflügelausläufen. Mit der Errichtung der Anlagen werde jetzt begonnen.  

Welches Potenzial in der Kombination Hennenauslauf plus Photovoltaik allein in Österreich liegt, rechnete der Berater vor: Im Alpenland gibt es rund 4.100 Hektar Auslaufflächen von Freiland-Geflügelhaltungen. Natürlich ist nicht jede Fläche für eine Bestückung mit Photovoltaik geeignet, etwa weil sich dort Streuobstwiesen oder Wald (in Österreich erlaubt) befinden oder weil es eine Nord- oder Hanglage ist.

Aber auf einer Fläche von zum Beispiel vier Hektar können bei einer 60prozentigen Belegung etwa 4,1 MW installiert werden. Der zu erwartende Jahresertrag von 4,3 Millionen kWh könnte 1.230 Haushalte stromtechnisch versorgen.

Hohe CO2-Einsparung positiv für das Image

„Die CO2-Einsparung liegt in diesem Beispiel bei fast 2,5 Millionen Kilogramm pro Jahr“, sprach Anton Koller ein wichtiges Thema an. Die Erzeugung von Solarstrom auf Geflügelausläufen wird sich seines Erachtens sehr positiv auf das Image der Branche auswirken – zumal es hier keine Konkurrenz in der Flächennutzung gibt.

Die Vorteile für die Tiere liegen ohnehin auf der Hand: Die stallfernen Bereiche werden viel besser genutzt, der Nährstoffeintrag verteilt sich besser über die gesamte Fläche. Ebenso wird die Parasitenbelastung im stallnahen Bereich geringer. Die PV-Paneele bieten Schatten im Sommer und Schutz vor Beutegreifern.

Eine Beobachtung aus einer Testanlage war, dass sich die Vegetation mittel- bis langfristig ändert, die Artenvielfalt beim Bewuchs nehme durch die teilweise Beschattung zu und in Folge auch die Artenvielfalt der Fauna.

Anlagen müssen tierschutzgeprüft sein

In Österreich müssen technische Anlagen, Geräte oder Bauteile für die Tierhaltung hinsichtlich ihrer Eignung bezüglich des Tierschutzes positiv beurteilt werden. Das ist auch für Photovoltaik-Paneele im Geflügelauslauf bereits geschehen. Insbesondere auf Verletzungssicherheit wird hier geachtet, es darf keine scharfen Ecken oder spitzen Kanten geben, keine Drahtseile oder Netze, in denen Tiere sich verfangen könnten etc.

Gütesiegel mit eigenen Kriterien zu PV bei Geflügel

In Österreich wurden bezüglich PV in Geflügelausläufen bereits Gespräche mit Siegelgebern oder dem Finanzministerium geführt und Kontrollstellen eingebunden. Das österreichische Gütesiegel AMA schreibt zum Beispiel vor, dass maximal 60 Prozent der Fläche mit Paneelen bestückt sein dürfen. Daneben muss im Auslauf pro Henne mindestens 10 cm Hecke angepflanzt werden, etwa in Form von Leitalleen zwischen den Paneelen. Zwischen den Paneelen sollen 2 cm Zwischenfugen dafür sorgen, dass das Wasser auf die Fläche unter den Paneelen ablaufen kann. Die PV-Elemente müssen für die Eierproduktion mit AMA-Siegel mindestens 80 cm hoch sein.

Die Flächen bleiben cross-compliance-fähig, so Anton Koller, solange ein Grünbewuchs da ist. Hierdurch wird auch der nötige Entzug von Stickstoff und Phosphor von der Fläche sichergestellt.  

In Österreich hat die Landwirtschaftskammer Modellverträge ausgearbeitet, damit bei einer Verpachtung der Flächen für Photovoltaik die Rechte des Landwirts gewahrt werden. Wie auch in Deutschland, sind Photovoltaikanlagen von den zuständigen kommunalen Behörden zu genehmigen.

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: tierschutzkonform.at

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