In den Niederlanden könnte in naher Zukunft der Fall eintreten, dass Geflügelschlachthöfe weniger Geflügel schlachten. Grund ist ein Mangel an Inspektoren der nationalen Lebensmittelüberwachungsbehörde.
Niederlande: Möglicherweise bald weniger Geflügelschlachtungen
In der vergangenen Woche sandte die niederländische Behörde für Lebensmittel- und Verbrauchsgütersicherheit (NVWA) ein Schreiben an alle (Geflügel-)Schlachthöfe in den Niederlanden, in dem die Behörde darauf hinweist, dass es zu wenige NVWA-Inspektoren gibt und die NVWA keine ständige Überwachung in den Schlachthöfen mehr gewährleisten kann. Dies könne zur Folge haben, dass in einem oder mehreren Schlachthöfen möglicherweise Schlachttage ausfallen, da die Anwesenheit eines NVWA-Inspektors während der Schlachtung von Tieren in einem Schlachthof in den Niederlanden gesetzlich vorgeschrieben ist.
Der Vorsitzende des Verbandes der niederländischen geflügelverarbeitenden Industrie (Nepluvi), Gert-Jan Oplaat, bezeichnete die Situation als sehr beunruhigend und beschämend. "Ich bin wirklich schockiert darüber und sehr verärgert. Es kann nicht sein, dass die NVWA die wirtschaftliche Größe des Sektors bestimmt, weil es zu wenig NVWA-Inspektoren gibt. Die NVWA muss ihre Kapazitätsprobleme so schnell wie möglich lösen."
Oplaat ärgert sich besonders über die Situation, weil die Probleme schon seit Jahren bestehen; bereits vor 15 Jahren habe die Nepluvi auf diesen drohenden Missstand hingewiesen und im Laufe der letzten Jahren Lösungen angeboten, insbesondere zu einer effizienteren Auslastung der Arbeitszeit der Inspektoren.
Der Nepluvi-Vorsitzende ist nicht dafür, die Gesetzgebung anzupassen und statt einer ständigen Überwachung der Schlachthöfe beispielsweise Stichprobenkontrollen zuzulassen: "Ich bin für eine ständige Überwachung der Schlachthöfe. Die ständige Überwachung hält Schlachthöfe und Schlachthofmitarbeiter auf Trab. Außerdem schafft sie Vertrauen gegenüber den Käufern im Ausland."
Unkalkulierbare Folgen
Betriebsleiter Jeroen IJzerman vom Entenschlachthof Tomassen Duck-To aus Ermelo teilt die Frustration von Oplaat über die ganze Situation. "Wenn ein Schlachthof tatsächlich einen Tag oder einen halben Tag lang nicht schlachten kann, weil die NVWA zu wenig Kontrollärzte hat, sind die Folgen unabsehbar. Wenn ein Tag nicht geschlachtet wird, geht alles durcheinander. Entenhalter, aber auch Masthähnchenhalter können Auslastungsprobleme bekommen, wenn ihr Schlachthof ihre Tiere erst einen Tag oder ein paar Tage später schlachten kann. In der Entenhaltung gerät dann die gesamte Integration ins Wanken und alle Entenhalter sind betroffen.“
Schlachten bei Nacht
Gert-Jan Oplaat plädiert für mehr Flexibilität bei der NVWA. "Hähnchenschlachthöfe schlachten an heißen Sommertagen gerne nachts. Da der Sommer vor der Tür steht, haben wir die NVWA gebeten, sich dem anzuschließen. Das ist mit der NVWA aber nur sehr schwer zu vereinbaren". Oplaat findet das seltsam und ärgert sich über die starre Haltung der NVWA: "Alle Schlachthofmitarbeiter sind flexibel, aber die wenigen NVWA-Kontrollärzte sind es nicht, obwohl es für den Tierschutz besser ist, an heißen Sommertagen nachts zu schlachten."
Reagieren
Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.