Je länger Hennen (gut) gehalten werden, desto wirtschaftlicher ist es – und desto nachhaltiger. Zwei neue DLG-Merkblätter geben wertvolle Tipps, wie eine lange Haltungsdauer gelingt. Mitautorin Dr. Birgit Spindler sagt, wie die Aufzucht den Grundstein legt.
Noch vor wenigen Jahren war bei Legehennen eine Haltungsdauer von bis zur 70./75. Lebenswochen (LW) üblich. Prinzipiell können die heutigen Herkünfte aber länger gehalten werden – auch ohne Mauser. Die kontinuierliche Zucht auf Legepersistenz, Tiergesundheit und Vitalität sowie Schalenstabilität macht das möglich. Immer mehr Betriebe wagen denn auch eine längere Nutzung ihrer Herde. Die wirtschaftlichen Vorteile liegen auf der Hand. Junghennen sind durch das Verbot des Kükentötens oder gestiegene Aufzuchtkosten deutlich teurer geworden. Aber auch der Aspekt der Nachhaltigkeit spricht für ein längeres Hühnerleben.
Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft, DLG, hat nun zwei neue Merkblätter (492 und 493) herausgegeben, in denen Fachleute wertvolle Tipps für eine verlängerte Haltungsdauer von Legehennen geben. Die Merkblätter können kostenfrei von der DLG-Homepage heruntergeladen werden.
Nicht jede Herde kann länger gehalten werden
Auf der diesjährigen DLG-Geflügeltagung in Celle stellte Mitautorin Dr. Birgit Spindler von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover die Merkblätter vor. Deutlich sagte sie, dass nicht jede Herde geeignet ist, über 75 LW hinaus gehalten zu werden: „Das hängt wesentlich von den Kennwerten der Herde ab“, so die Wissenschaftlerin.
Dr. Birgit Spindler
Als Tierhalter müsse man genau hinschauen, weil die nachfolgende Herde schließlich ein halbes Jahr im Voraus bestellt werden muss: „Es hilft auch, sich die vorhergehenden Durchgänge anzuschauen, wie sind sie gelaufen, hätten die Hennen theoretisch länger bleiben können?“ Als Kriterien für eine gesunde, leistungsstarke Herde mit Potenzial, 100 LW zu schaffen, nannte sie:
- stabile Tiergesundheit,
- Mortalität im ersten Legejahr <6 Prozent,
- 85-90 Prozent Legeleistung/Henne in der 70. LW,
- gute Befiederung,
- geringes Auftreten von Verhaltensstörungen,
- solide Schalenstabilität (Bruchfestigkeit >35 N; Sekunda-Eier <5-6 Prozent),
- geringe Verlegerate.
Grundsätzlich zeigen Weißleger eine bessere Eignung für eine längere Nutzungsdauer. Dr. Spindler riet eher von einer induzierten Legepause ab, wenn man eine Herde länger halten will: „Das ist im Sinne von Tier- und Ressourcenschutz wünschenswert und auch möglich!“
Aufzucht legt Grundstein für längere Haltung
Der Grundstein für eine längere Haltungsdauer der Legehennen wird in der Aufzucht gelegt. Speziell hierzu gab es in Celle Hinweise. Optimale Aufzuchtbedingungen und eine enge Abstimmung zwischen Aufzüchter und Legehennenhalter sind dafür unerlässlich.
In der 1. Phase der Junghennenaufzucht (bis 5. LW) werden beim Küken schwerpunktmäßig die Organe ausgebildet, hier muss viel Arbeit investiert werden, dass die Tiere gut wachsen. Der Wechsel der Futterphasen (Kükenstarterfutter bis 2-3 LW) sollte nach Körpergewicht erfolgen, für das Öffnen der Volierenetagen ist ein gutes Management gefragt. Die Tiere müssen lernen, wo es Futter und Wasser gibt.
In der 2. Aufzuchtphase findet hauptsächlich das Wachstum von Skelett und Muskeln statt. Hier gilt es, nicht zu intensiv zu füttern, sprich die Nährstoffdichte zu reduzieren, den Rohfasergehalt aber zu erhöhen (>5 Prozent) und Grit einzusetzen: „Die Junghennen müssen jetzt trainieren, viel Futter aufzunehmen. Es bieten sich etwa drei Futterzeiten am Tag an mit langen Futterpausen dazwischen zum Leerfressen der Tröge, eventuell auch eine Blockfütterung mit zwei kurz aufeinander folgenden Fütterungen.“
Lichtprogramm ist wichtige Stellschraube
Ziel in der Aufzucht ist es, eine hohe Uniformität (>85 Prozent) zur 15./16. LW zu erreichen. Das Management (Lichtprogramm, Futterwechsel) muss sich am mittleren Gewicht orientieren. Sind zu viele Tiere noch zu leicht, sollte das Licht-Step-Up ein paar Tage nach hinten geschoben werden. Das Lichtprogramm ist, so Dr. Spindler, eine ganz wichtige Stellschraube, wenn man die Herde länger halten möchte. Dafür sollte das Eigewicht nur langsam steigen und auch eine sehr frühe Legereife (50 Prozent Legeleistung vor 20. LW) sollte vermieden werden.
Hennen, die schon in der Aufzucht Fehlverhalten wie Federpicken gezeigt haben, werden dies auch später im Legebetrieb schon bei kleineren Defiziten tun. Dann wird es kaum klappen mit der längeren Haltung. Deshalb muss in der Aufzucht Stress für die Tiere vermieden werden durch eine „gute“ Haltungsumwelt, sprich viele Aufstiegshilfen, attraktive Einstreu (gerne Stroh, wenn es hygienisch passt) und zusätzliches Beschäftigungsmaterial.
Im Sinne einer guten Gesundheitsprophylaxe sollten sich Aufzüchter und Legehennenhalter mit dem Tierarzt absprechen bezüglich Impfungen oder Parasitenbehandlung. Dann sollte das Ziel 100 LW zu schaffen sein.
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