Gute Stimmung in der Geflügelbranche

30 Juni 2023
Masthuhn
Hähnchen

Züchtung, Vermarktung, Politik, Tierernährung und -gesundheit: Beim Broiler-Symposium „Federweiser“ tauschten sich vergangene Woche in Holdorf im Landkreis Vechta rund 120 Teilnehmende zu den aktuellen Entwicklungen in der Geflügelbranche aus.

Hähnchenbranche - Gewinnerbranche

Die hohen Haltungsstandards in der deutschen Tierhaltung seien Fluch und Segen zugleich, sagte zu Beginn seines Vortrags Felix Wesjohann, Geschäftsführer der Brüterei Weser-Ems. Zwar stellten die im internationalen Vergleich hohen Standards einen Wettbewerbsnachteil dar, sie hätten jedoch den Vorteil, dass die deutschen Hähnchenmäster dadurch weniger austauschbar würden. Die Hähnchenbranche sei die große Gewinnerin der Entwicklungen der letzten Jahre, so Felix Wesjohann. Denn in den vergangenen Jahren sei der EU-Geflügelfleischmarkt stetig gewachsen und auch die Prognosen bis zum Jahr 2030 sagten ein weiteres Wachstum voraus.
Dem zunehmenden Trend hin zur vegetarischen Ernährung sieht Felix Wesjohann gelassen entgegen. Zwar werde die Anzahl der Flexitarier, also der Menschen, die nur gelegentlich Fleisch essen, in Zukunft größer werden, aber: „Wenn Flexitarier Fleisch essen, dann meist Geflügelfleisch.“

Angebotsgetriebene Märkte

Bernd Schmitz, Geschäftsführer der Agravis Futtermittel GmbH sprach in seinem Vortrag über die Konsequenzen für die Tierernährung durch die Veränderung der Rohwarenströme. „Die Wetterentwicklungen in den nächsten zwei Monaten werden massiv auf die Getreide-Weltversorgungslage und die Preise am Futtermittelmarkt wirken. Für die Märkte 2023/24 lässt sich aber jetzt schon vermuten: Sie werden eher angebotsgetrieben sein als über Nachfrageüberhänge funktionieren“, sagte Schmitz. Weitere aktuelle Themen in der Geflügelfütterung seien die GVO-freie Fütterung, die EU-Entwaldungsverordnung, der Aufbau von Systemen zur Bewertung von Umweltwirkungen der Futtermittel sowie die Teller-Trog-Debatte.

Eine Herkunftskennzeichnung muss her

Stefan Teepker, erster Vorsitzender des Bundesverbands bäuerlicher Hähnchenerzeuger, forderte von der Politik in seinem Vortrag nicht nur eine Haltungskennzeichnung, sondern auch eine Herkunftskennzeichnung. „Diese fordern wir schon seit Jahren und mit den Grünen hatten wir die Hoffnung, dass es nun auch endlich so weit kommt.“ Diese Hoffnung habe sich aktuell jedoch wieder zerschlagen. „Es soll eventuell bald etwas vonseiten der EU kommen – aber wann oder was genau, das wissen wir nicht.“

Trotz guter Zukunftsaussichten gebe es jedoch auch Schwierigkeiten in der Branche, sagte Teepker. „Wir stehen aktuell zwischen den günstigen Importen aus Osteuropa und den Forderungen unserer Kundinnen und Kunden nach mehr Tierwohl.“ Deshalb brauche es weiterhin eine gemeinsame, strategische Zusammenarbeit innerhalb der gesamten Branche. Trotz aller Herausforderungen ist sich Stefan Teepker jedoch sicher: „Wir sind als Hähnchenhalter im richtigen Markt unterwegs.“

Land und Forst / Leonie Jost
Bild: Agravis

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