Eine optimale Reinigung und Desinfektion im und am Stall sind oberste Mästerpflicht. In diesem Winter ploppten trotzdem immer mal wieder Salmonellen-Befunde auf. Da ist Spürsinn gefragt, um die Eintragsquelle zu finden.
Sherlock Holmes im Hähnchenmaststall gegen Salmonellen

Es kann auf jedem Hähnchenmastbetrieb passieren: Trotz bester Biosicherheit gibt es einen positiven Salmonellenbefund. „Das ist an sich kein großes Drama,“ gibt Anna-Maria Rempe vom Hähnchenfleischvermarkter Plukon Agri Deutschland Entwarnung. Denn im Normalfall lässt sich die Eintragsquelle „mit etwas Detektivarbeit“ rasch finden – und beseitigen. Wichtig ist nur, sagt sie, dass schnell reagiert wird, bevor sich die Salmonellen festsetzen. Und sie betont, dass Scham überhaupt nicht nötig sei: „Es gibt viele Gründe, warum und wie eine Salmonelle in den Bestand kommt. Es gibt Personen- und Fahrzeugverkehr, Salmonellen sind in der Umwelt, und, und, und. Es ist nur wichtig, einen positiven Befund auch zu kommunizieren, damit eine unbewusste Weiterverbreitung über den genannten Personenverkehr verhindert werden kann. Ein positiver Salmonellenbefund heißt nicht automatisch, dass ich meine Biosicherheit nicht im Griff habe.“
Engmaschiges Kontrollsystem
Im Gegenteil: Ohne die stetig verbesserte Biosicherheit, zusammen mit einer verbesserten Schlachthygiene, gäbe es heute sicher deutlich mehr positive Salmonellen-Befunde. Der Anteil in der Hähnchenmast liegt aktuell bei nur etwa 2 %. Vor 20 Jahren waren es 20 %.
Um zu verhindern, dass Salmonellen über Hähnchenfleisch in die Lebensmittelkette gelangen, wurde schon vor Jahren ein engmaschiges Kontrollsystem etabliert. Das Kükenpapier wird untersucht, zur Mitte der Mast werden Sockenproben im Stall genommen und am Schlachthof werden Nacken- bzw. Brusthaut sowie Blinddärme beprobt.
Werden bereits während der Mast Salmonellen im Stall festgestellt, wird die Schlachtung logistisch an das Ende des Schlachttages geplant, um eine Verschleppung im Schlachtprozess zu vermeiden.
Salmonellenbefund positiv – und nun?
Was passiert nun, wenn es einen positiven Salmonellen-Befund in einem Masthähnchenbestand gibt? „Das Erste – wir lassen den Mäster oder die Mästerin nicht im Regen stehen,“ sagt Rempe. Wenn noch möglich, wird eine längere Serviceperiode eingeplant, damit genug Zeit für eine ausführlichere Reinigung und Desinfektion ist. Dann setzt sie sich, sofern gewünscht, mit dem Betriebsleiter/der Betriebsleiterin zusammen und bespricht ein optimiertes Vorgehen in der Serviceperiode.
Oft mit dabei ist Heinz Pruisken, Geflügelspezialberater in Sachen Biosicherheit bei Agravis. Auch Pruisken betont, dass eine ausreichend lange Servicezeit Voraussetzung ist, den Salmonellen im Stall beizukommen: „Wenn möglich, sollten es mindestens 14 Tage sein!“
„Man muss sie nur finden, das ist das Kunststück“, fügt Pruisken hinzu. Es gibt viele Vektoren im Stall, die für Keime ein ideales Habitat darstellen. Man erwische sie leider nicht immer sofort. Sie können sich in Ritzen, in der Decke oder im Boden zurückziehen, dann braucht es auch mal zwei oder drei Durchgänge, bis alle Salmonellen eliminiert sind.

Pruisken, der deutschlandweit Schulungen zum Thema Biosicherheit bei Mästergruppen durchführt, betont, wie wichtig ein entsprechendes Problembewusstsein ist. Es kann ggf. um viel Geld gehen. Schwerer als die Abzüge der Vermarkter bei positiven Salmonellen-Befunden wiegen etwa im Geflügelpestfall Leistungskürzungen von Tierseuchenkasse oder Versicherung, wenn es Mängel in der Biosicherheit gibt. Im Fall von Salmonellen kommen für den Vermarkter die beschriebenen Einschränkungen hinzu.
Betriebsindividuelles Hygiene-Konzept erstellen
Das betriebsindividuelle Hygiene-Konzept, das Rempe und Pruisken bei einem positiven Salmonellenbefund - oft noch zusammen mit dem Tierarzt - erstellen, umfasst mehrere Bereiche:
- Personalhygiene
- Schadnager- und Insektenbekämpfung
- Futter- und Tränkehygiene
- Schwarz-Weiß-Trennung
- Arbeitsgeräte im Stall
- Stallumfeld
- Kadaverlagerung/-abholung
Pruisken nennt ein paar Beispiele: Auch wenn sich in Sachen Tränkehygiene viel getan hat, gibt es oft noch Optimierungspotenzial. Um dem Biofilm, in dem auch Salmonellen sein können, zu Leibe zu rücken, ist immer zunächst eine alkalische Reinigung angesagt: „Der pH-Wert des Reinigungsmittels muss um 13,5 liegen, um die Organik in den Tränkebahnen zu entfernen. Erst dann kommt das Desinfizieren.“ Gute Erfahrungen hat er mit einem Druckluft-Spülgerät gemacht, das hartnäckige Beläge in den Leitungen entfernt. Bei Ställen in Wohnhausnähe kommt das Tränkwasser oft von dort. Diese Zuleitung vergessen viele. Da muss die Reinigung schon beim Wohnhaus beginnen.
Insekten, u. a. Getreideschimmelkäfer in der Einstreu, können Überträger von Salmonellen sein. Beim Ausstallen, wenn der Stall nicht mehr geheizt wird, krabbeln sie an den Stallwänden hoch und verstecken sich u. a. im Deckenbereich und Rissen. Ein Besprühen der Wände mit einem entsprechenden Insektizid schon vor Ausstallen kann das Problem lösen. Darauf zu achten ist, dass die Hähnchen damit nicht in Berührung kommen. „Ich werde oft gefragt, ob die zum Teil tiefen Risse im Stallboden ein Problem sind,“ erzählt Pruisken. „Das sind sie nicht! Auch wenn sie bis zu 20 cm tief sind - mit dem Hochdruckreiniger und passenden Mitteln erreicht man sie trotzdem.“ Wenn Risse im Boden geschlossen oder versiegelt werden, sollte dies von einer Fachfirma durchgeführt werden, fügt Anna- Maria Rempe hinzu.
Die richtige Reihenfolge beim Reinigen und Desinfizieren
Im Blick hat Pruisken auch immer die Arbeitsgänge beim Reinigen und Desinfizieren: Zuerst muss der Stall eingeweicht und sauber gewaschen werden. Anschließend kommt ein alkalisches Reinigungsmittel - pH-Wert mindestens 12,5 – zum Einsatz, das Fett und Eiweiß löst. Erst dann können Desinfektionsmittel wirksam werden. Gerade im Winter ist darauf zu achten, dass keine Mittel mit Kältefehler eingesetzt werden. Die Erfahrung zeigt, dass eine Verteilung des Desinfektionsmittels über die Sprühkühlung nicht die ideale Methode ist, sagen die beiden Fachleute.
Ob das neue Hygienekonzept für einen Betrieb mit Salmonellenbefunden erfolgreich ist, wissen Anna-Maria Rempe und Heinz Pruisken nach der ersten Serviceperiode. Rempe besitzt eine umfangreiche Checkliste, auf der die Stellen gekennzeichnet sind, wo im leeren, gereinigten und desinfizierten Stall Abklatsch- und Tupferproben genommen werden. Diese Checkliste arbeitet sie akribisch ab. Auch sie kann viele Beispiele nennen, was oft vergessen wird beim Reinigen und Desinfizieren – Kabelbäume, Kabelstränge, Steckdosen, an die man nicht ran mag, Futtertopfaufhängungen, Gummilitze an der Unterseite des Tores, der Besen oder der Hochdruckreiniger selbst.
Erfolgsquote von 90 Prozent
Stolz ist sie jedoch, dass sie eine „Erfolgsquote“ von 90 % aufweisen kann, wo nach der ersten Serviceperiode die Salmonellen bereits wieder weg sind. „Manchmal klappt es aber eben nicht – dann muss man dranbleiben und nach der nächsten Runde nachlegen“, sagt sie. Aufgeben ist keine Alternative.
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