Professionelle Pekingenten-Zucht – technische Aspekte

12 August 2023
Ente
Enten

Im Rahmen des Seminars des Netzwerks Fokus Tierwohl „Aktuelle Entwicklungen in der Zucht von Pekingenten“ erläuterte der Genetiker Dr. Hans-Heinrich Thiele die technischen Aspekte der professionellen Pekingenten-Zucht.

Jedes Tier wird identifiziert

Um die Selektion zu organisieren, werden die Eier nummeriert und die Küken mit RFID-Marken gekennzeichnet. Durch diese Technik ist es mittlerweile möglich, die Tier in Bodenhaltung zu halten. In der so genannten Pedigreestruktur lebt jeweils ein Erpel mit seinen zugehörigen Enten.

Wachstum und Fleischansatz

Wachstum und Fleischansatz werden kontrolliert, indem mit Hilfe einer Ultraschall-Messeinrichtung die Brustmuskeldicke am lebenden Tier gemessen wird. Um noch genauere Ergebnisse zu erhalten, sollen diese Messungen zukünftig mit MRI (Magnet Resonance Imaging) durchführt werden, allerdings sind die Geräte teuer und die Untersuchung mit viel Arbeit verbunden.

Futterverwertung

Früher wurden die Experimentallinien in Einzelkäfigen gehalten, um die Futteraufnahme genau überwachen zu können. Die Einzelkäfige boten einen geringen Bewegungsraum, was insbesondere bei schweren Vaterlinien 30 bis 35 % Ausfälle verursachte (die Beinstabilität ließ zu wünschen übrig). Zusätzlich konnte das Sozialverhalten der Tiere in der Selektion nicht berücksichtigt werden. Thiele sieht die Zukunft in Futterstationen, die durch HDX-Transponder (die schon in der Kükenmarke enthalten sind) die Tiere identifizieren. Die Enten können sich frei bewegen und holen sich ihr Futter an Einzelfutterplätzen. Der höhenverstellbare Futterautomat identifiziert das Tier und dokumentiert mit Hilfe von Wägezellen das entnommene Futter. Plastik Begrenzungen, Übersteig-Barrieren und optische Bewegungssensoren stellen sicher, dass nur ein Tier versorgt wird.

Worüber geben die Futterautomaten-Daten Auskunft?

Der Futterautomat ermittelt nicht nur, wie viel die Ente insgesamt frisst, sondern auch wie viele Mahlzeiten sie zu sich nimmt. Auch die Dauer der Futteraufnahme wird erfasst. Je älter das Tier wird (und je größer der Magen), desto weniger Mahlzeiten benötigt es. Einige Parameter des Fressverhaltens sind hocherblich. Dazu zählen die Anzahl der Mahlzeiten pro Tag, die durchschnittliche Länge einer Mahlzeit (und damit die Fressrate g/min), die durchschnittliche tägliche Futteraufnahme und die Fresszeit pro Tag. Langsames Fressen ist artgerechter aber weniger futtereffektiv. Thiele warnt davor, „unartgerechte“ Enten zu züchten, da in seinen Augen sonst die Zuchtergebnisse ebenso problematisch werden könnten, wie sie es bei Mastbroilern schon sind.

Moderne Technologien

Thiele resümiert, dass die Erzeugung von Mastenten zum großen Teil in Asien stattfindet und dass einige wenige, weltweit tätige Unternehmen Zuchtprodukte anbieten. Die Züchtung von Mastenten wird (ähnlich wie bei anderen Mastgeflügelarten) auf vergleichbar hohem wissenschaftlichen Niveau betrieben. Pekingenten-Masthybriden werden auf optimale Wachstumsleistung, Mastendgewicht und Fleischanteil selektiert. Die Futterverwertung konnte Thiele zufolge in den letzten Jahren sehr stark verbessert werden. Moderne Prüfverfahren können neben der Selektion auf Nährstoffverwertung auch zur Beeinflussung des Fressverhaltens genutzt werden. Eine weitere Verbesserung der Mast-, Schlacht- und Reproduktionsleistung ist durch das Anwenden moderner Technologien (RFID, MRI, Genomics, KI) möglich.

Welche Probleme lassen sich mit Hilfe der Genetik lösen?

Großes Interesse zeigte das Publikum daran, welche Haltungsschwierigkeiten sich mit Hilfe der Zucht lösen lassen. So kam die Frage auf, ob Paddelveränderungen eine Frage der Genetik seien. Dr. Thiele erläuterte, dass diese Veränderungen in der Regel durch die Haltung ausgelöst würden, weshalb sie nicht zu den Selektionsparametern zählten. So verursachen Roste oft Paddelveränderungen, Ställe mit oft erneuerter Einstreu und guter Belüftung hingegen nicht. Die nächste Frage betraf die „Rückenlieger“, also Tiere die auf dem Rücken landen und nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen können. Dieses Problem trete wohl immer dann auf, wenn bei der Selektion beim Brustfleischanteil übertrieben wurde, womit das Tier ein Ungleichgewicht aufweist. Die Frage nach dem „Auseinanderwachsen“ der Tiere am Ende der Mast konnte Dr. Thiele nicht als genetisches Problemfeld sehen: Zwar seien Erpel in der Regel 200 bis 300 g schwerer als Enten, aber ein weiteres „Auseinanderwachsen“ sei wohl eher auf inhomogene Ställe zurückzuführen. So sollte sich der Tierhalter folgende Fragen stellen: Ist die Fläche ausreichend? Ist die Tränkefläche ausreichend? Ist die Temperatur überall gleich?

Magdalena Esterer
Bild: Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.

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