Niederlande: Verschwindet der Freilandsektor?

02 März 2022
Niederlande
NVP-Vorsitzender Bart-Jan Oplaat

Für niederländische Legehennenhalter mit Freilandhaltung stellt sich angesichts immer neuer Vogelgrippefälle die Frage, wie (und ob ) sie ihren Betriebszweig in Zukunft weiterführen wollen. Derzeit müssen viele Betriebe mit großen finanziellen Einbußen rechnen, weil sie die 16-Wochenfrist überschreiten, innerhalb derer Freilandeier als solche vermarktet werden dürfen, auch wenn aufgrund der Klassischen Geflügelpest eine Stallhaltungspflicht besteht. Nach der 16-Wochenfrist ist dürfen sie ihre Eier nur noch unter der Bezeichnung „aus Bodenhaltung“ vermarkten und erhalten dafür nach Angaben des Niederländischen Verbands der Geflügelhalter NVP (Nederlandse Vakbond Pluimveehouders) circa drei Cent weniger pro Ei.

10000 Euro weniger pro Woche
Der NVP-Vorsitzende Bart-Jan Oplaat rechnet vor: „Ein durchschnittlicher Freiland-Legehennenbetrieb in den Niederlanden hält 55.000 Freilandhühner. Legt man eine Leistung von 90 Prozent zugrunde, legen die Tiere täglich 49.500 Eier. Bekommt der Erzeuger dafür 3 Cent weniger, kostet ihn das knapp 1.500 Euro am Tag und mehr als 10.000 Euro in der Woche. Das hält kein Legehennenhalter lange durch, zumal viele Landwirte aufgrund der Vogelgrippe bereits im vergangenen Jahr finanzielle Einbußen hinnehmen mussten.” Die NVP vertritt die Auffassung, dass Legehennenhalter nicht das Opfer staatlicher Maßnahmen wie der Stallhaltungspflicht werden sollten. Die Landwirte hätten in die Freilandhaltung investiert, um die Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen. Der NVP-Vorsitzende Oplaat befürchtet, dass der Freilandsektor aus den Niederlanden verschwindet, wenn für ihn keine Lösung gefunden wird. Denn auch an Alternativen mangelt es. „Für die Umstellung auf Bio gibt es bereits eine Warteliste; es gibt einfach genug Bio-Eier am Markt. Außerdem kann man nicht so einfach auf Bio umstellen. Dieser Prozess dauert zwei Jahre und die Landwirte müssen ihn vorfinanzieren. Das ist finanziell nicht attraktiv.“

Neue Regelung anstatt 16-Wochenfrist
Beim Agrarratstreffen in Brüssel brachte unterdessen der niederländische Landwirtschaftsminister Henk Staghouwer die Situation der Legehennenhalter zur Sprache und plädierte dafür, die 16-Wochenfrist für Freilandeier in Zukunft so lange außer Kraft zu setzen, bis eine Risikoanalyse zum Ergebnis kommt, dass die Stallhaltungspflicht aufgehoben werden kann.

Geflügelnews
Bild: Geflügelnews

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