Melchior Sengenhorst hält Legehennen. Auf seinem Betrieb gibt es ein paar Besonderheiten. So verfüttert der Eigenmischer mit einem hohen Anteil Mais-Ganzkornsilage, Getreide und Mais werden gecrackt, den Hühnertrockenkot pelletiert und vermarktet der Landwirt selbst.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, Melchior Sengenhorst betreibt einen sehr traditionellen Legehennenbetrieb: Er fährt an mehreren Tagen in der Woche im nördlichen Ruhrgebiet und im westlichen Münsterland feste „Eier-Touren“. Die Ware wird bis an die Haustür gebracht. Dabei liefert der Landwirt nicht nur Eier. Zum Programm gehören auch Milch, Milchprodukte und Käse, Gemüse, Wurstwaren, Schwarzbrot oder eingemachte Spezialitäten.
Er bezieht das meiste von Berufskollegen aus der Region, fertige Eintöpfe und Wurst kommen zum Beispiel von einer Fleischerei an seinem Wohnort Rosendahl, Landkreis Coesfeld (Nordrhein-Westfalen). Das Geschäft unter dem Slogan „Bauer Melchior bringt’s Dir“ läuft gut. Die Kunden können vorher auf der Homepage des Betriebes bestellen.
18.000 Legehennen in Kleingruppen
Melchior Sengenhorst hält 18.000 Legehennen in Kleingruppen, 42 Tiere sind es je Gruppe. Der Stall wurde 2009 gebaut. Drei Altersstufen befinden sich darin – damit er gleichmäßig Eier liefern kann. Diese werden ansonsten ab Hof, an Wiederverkäufer oder an Restaurants, Bäckereien etc. im Umfeld verkauft. Jeweils 6.000 Junghennen für seinen Stall zieht er selbst auf in einem Aufzuchtstall in Hofnähe.
Unzufrieden mit der öfter wechselnden Qualität des Fertigfutters, schwenkte Melchior Sengenhorst auf Eigenmischungen um. Den Anlagenbau plante er zusammen mit Bernhard Schulze Hobeling, der sich mit seinem in Münster ansässigen Unternehmen „Farm Technology“ auf Getreidetechnik spezialisiert hat und hier auf über 30 Jahre Erfahrung verweisen kann.
Im vergangenen Jahr wurde die neue Getreidelagerung nebst -annahme und komfortabler Reinigung eingebaut. Auf Letzteres legt Melchior Sengenhorst sehr großen Wert: „Darauf wird meines Erachtens oft nicht auseichend geachtet. Für eine erstklassige Futterqualität braucht es erstklassige Rohware.“
60 Prozent Feuchtmais im Futter
Der Siebreiniger wird nicht nur für das Getreide genutzt, sondern ebenso für den Feuchtmais. Der ist inzwischen Hauptbestandteil in Sengenhorsts Futter. Er setzt 60 Prozent Mais-Ganzkornsilage in der Ration ein: „Ich kaufe den Körnermais ungetrocknet direkt nach der Ernte hier in der Region. Eingelagert wird er in einem 900-t-Betonsilo.“ Die Betonhülle wirkt temperaturausgleichend und verhindert Erwärmung oder Kondensatbildung im luftdicht abgeschlossenen Silo. „Die bei der Konservierung entstehende Milchsäure wirkt sich positiv auf die Tiergesundheit aus“, weiß Melchior Sengenhorst.
Getreide, Soja und Mineralfutter werden in weiteren Zellen unter Dach gelagert. Sojaschrot verfüttert der Landwirt zu ca. 10 bis 15 Prozent, hinzu kommt Sojaöl mit 1 bis 2 Prozent. Seit einigen Wochen setzt er zudem Fleischknochenmehl mit 3 bis 4 Prozent ein: „Die Futterkosten machen einen Großteil der Produktionskosten aus, das möchte ich selbst in der Hand haben. Es geht dabei nicht nur um die Kosten, sondern auch um Inhaltsstoffe und Qualität“, sagt er.
Gute Leistungen und gute Tiergesundheit
Die ruhige Herde, geringe Verluste, eine verbesserte Futterverwertung und Tiergesundheit und eine gute Legeleistung bis zur 105. Lebenswoche sind für ihn Beleg, dass sein Futter passt. Längerfristiges Ziel sind 120 Lebenswochen.
Eine weitere Besonderheit: Vor dem Anmischen werden Mais und Getreide gecrackt. Der „Multicracker“ des Herstellers Makoba benötigt erheblich weniger Energie im Vergleich zur Hammermühle. Die Körner erwärmen sich nicht beim Cracken, zudem ist der Fein- und Staubanteil sehr gering.
Mit der Steuerung der Fütterungstechnik ist Melchior Sengenhorst einen neuen Schritt in Richtung Digitalisierung gegangen. Der Dienstleister „Temu Smart Farming“ mit Deutschlandsitz im westfälischen Stadtlohn, fertigte nicht nur die Steuerung der Fütterungsanlage, sondern entwickelte ein maßgeschneidertes Management-Tool. Futter- und Wasserverbräuche, Tiergewichte und Anzahl erzeugter Eier stehen in Echtzeit zur Verfügung und können für Produktionsentscheidungen genutzt werden.
Ein Schritt zu mehr Digitalisierung
„Ich packe in der Regel dreimal wöchentlich Eier, die Infos der Sortieranlage bekomme ich erst anschließend. Der Eierzähler von „Temu Smart Farming“ zählt die Eier, wenn sie aus dem Stall kommen, diese Meldung habe ich sofort“, sagt Melchior Sengenhorst. In der Weiterentwicklung wird die KI-gestützte Kameratechnik bald auch Größe und Gewicht der Eier sowie Verschmutzungen oder Beschädigungen erkennen. Hieran arbeitetet der weltweit tätige Hersteller derzeit intensiv. Zugriff auf sein Management-Tool hat der Landwirt auch vom Handy oder Tablet aus. Auch die Stallklima-Steuerung könnte eingebunden werden.
Der anfallende Kot der Hühner wird bereits im Stall über einen Tunnel getrocknet. Der Stall ist mit einem Wärmetauscher ausgestattet: „Es geht mir in erster Linie darum, dass der Stall trocken ist. Ich fahre ihn auch im Winter bei 21 °C, das hat sich bewährt, es gibt keine Ammoniakbelastung oder Feuchtigkeit im Stall.“ Den getrockneten Hühnerkot pelletiert der Hennenhalter selbst und kümmert sich ebenfalls um die Vermarktung. In Big Bags verpackt, geht der Großteil der HTK-Pellets an Berufskollegen. Daneben verkauft er aber auch in 25-kg-Abpackungen vor Ort. Hier sieht er noch Wachstumspotential: „Gärtnern ist in.“
Stallneubau Freiland-Rundstall im nächsten Jahr
Vorrangiges Projekt ist aber erst einmal der neue Stall, den der Landwirt seit acht Jahren plant und für den nun endlich die Baugenehmigung vorliegt. Im kommenden Jahr soll in Hofnähe ein Freilauf-Rundstall nach niederländischem Vorbild entstehen. Und auch der Umbau des bisherigen Stalls steht an – Ende 2025 ist die Kleingruppenhaltung bekanntlich nicht mehr erlaubt. Es bleibt spannend bei Legehennenhalter Sengenhorst.
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