Der Krieg gegen die Ukraine hat die Nervosität an den Agrarmärkten erhöht und einige Verbände und Unternehmen versuchen, die Marktunsicherheiten zu instrumentalisieren, um Qualitätsstandards in der landwirtschaftlichen Erzeugung zu kippen. Unter anderem wird behauptet, dass gentechnikfreie Futtermittel (Soja, Raps) bald nicht mehr verfügbar sind und die „ohne Gentechnik“-Produktion zusammenbricht. Dem widersprechen Verbände wie der Verein Donau-Soja, der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).
GVO freies Soja und Raps ausreichend verfügbar
Diese Verbände warnen vor einem unbegründeten und voreiligen Aussetzen GVO-freier Fütterung und präsentieren aktuelle Zahlen. So prognostiziert der Verein Donau-Soja, dass das Jahr 2022 EU-weit als Soja-Rekordjahr in die Geschichte eingehen dürfte. Der Soja-Anbau werde laut Voraussagen um 10 bis 15 Prozent steigen. Diese zusätzlichen Mengen könnten potenzielle Ausfälle der Ukraine (und Russlands) kompensieren.
Auch GVO-freier Raps sei 2022 in ausreichenden Mengen verfügbar, sagt der Geschäftsführer des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik, Alexander Hissting. Er verweist auf die jüngsten Ernteprognosen, zum Beispiel der EU-Kommission. Danach dürfte die diesjährige Rapsernte in Deutschland ca. 3,8 bis 4 Millionen Tonnen betragen, also 0,3 bis 0,5 Millionen Tonnen mehr als 2020. Schon damit wären mögliche Rückgänge beim Import aus der Ukraine rechnerisch kompensiert, so Hissting. Der Anteil der Importe aus der Ukraine habe zuletzt nur etwa 10 Prozent der Gesamtmenge an Rapssaat betragen, die in Deutschland verarbeitet wurde. Und aus der Ukraine sei zu hören, dass es 2022 keinen Rückgang der Exporte geben werde.
„Wir arbeiten an der Verbesserung der Transport-Logistik“
Der Berater des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums, Vitaly Kushnir, rechnet „mit Exporten von etwa 2 Millionen Tonnen Rapssaat aus der Ernte 2022 aus der Ukraine in die EU, bei einer Gesamtproduktion von etwa 2,5 Millionen Tonnen“. Damit würde die Ukraine die gleiche Menge an Rapssaat in die EU exportieren wie bisher auch. Der Export werde sich aus logistischen Gründen allerdings über eine längere Periode erstrecken als bisher, so der ukrainische Landwirtschaftsexperte. „Der Krieg gegen die Ukraine und die Blockade der Schwarzmeer-Häfen stellt die Landwirtschaft insgesamt vor enorme Herausforderungen“, so Kushnir. „Wir arbeiten permanent an einer Verbesserung der Export-Logistik per Bahn, Schiff und LKW.“ Für Soja rechne die Ukraine nach Aussagen von Kushnir mit einer Ernte von 60 bis 70 Prozent der üblichen Mengen. Von prognostizierten 1,2 Millionen Hektar ukrainischer Soja-Fläche sei auf knapp einer Million Hektar der Anbau bereits abgeschlossen.
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