Geflügelfleischmarkt unter Druck: Nachfrage verlagert sich auf normales Hühnerfleisch

04 Oktober 2023
Absatz
Hähnchen

Der europäische Markt für Programme mit langsamer wachsenden Masthähnchen, wie zum Beispiel dem niederländischen Better Leven Programm, ist etwas unter Druck geraten. Auf vielen Märkten hat sich die Nachfrage auf normales Hähnchenfleisch verlagert. Dies teilt die niederländische Rabobank in ihrem vierteljährlichen Bericht über den Geflügelfleischmarkt mit.

Nach den Analysen der Rabobank ist der europäische Geflügelfleischmarkt in den letzten Monaten leicht unter Druck geraten. Die geringere Nachfrage im Sommer ließ den Preis für Masthähnchen sinken. Dennoch beurteilt die Bank die Aussichten für den Markt als positiv. So gibt es in Europa eine größere Nachfrage nach Geflügelfleisch. Es ist die einzige Fleischsorte in Europa, deren Nachfrage in diesem Jahr steigt.

Wettbewerb

Die reguläre Hähnchenmast in Europa steht im Wettbewerb mit einem schnell wachsenden Angebot aus Osteuropa, insbesondere ukrainischem Frischgeflügel. Die niederländischen Exporte innerhalb Europas hielten sich jedoch gut und stiegen um drei Prozent. Vor allem die Ausfuhren nach Deutschland und Frankreich nahmen zu.

Die Aussichten für den niederländischen Geflügelfleischmarkt sieht die Rabobank als gut an. In den Herbst- und Wintermonaten sei die Nachfrage nach Hähnchenfleisch generell hoch, betonen die Marktexperten. Außerdem sei den Zahlen der Brütereien und Schlachthöfe zufolge ein geringes Wachstum der Produktion zu verzeichnen. Dies sei ein gutes Zeichen dafür, dass der Markt auch in den kommenden Monaten ausgeglichen bleiben könnte, so die Bank.

Begrenztes Produktionswachstum in Europa

Der Hauptgrund für die weiterhin hohen Masthähnchenpreise ist laut Rabobank das begrenzte Produktionswachstum in Europa. Dazu gehört ein geringeres Angebot in den Niederlanden aufgrund der Einführung von Konzepten (zum Beispiel Better Leven), was dazu führt, dass in unserem Nachbarland 17 Prozent weniger Hähnchen geschlachtet werden als 2019. Die Verarbeiter spüren eine zunehmende Konkurrenz durch die wachsenden Importe von frischem Hähnchenfleisch aus der Ukraine. Dies betrifft insbesondere das Marktsegment, das Großhändler, Restaurants und Verarbeiter beliefert.

Niederlande: Einfuhren aus Drittländern angestiegen

Aufgrund des rückläufigen Angebots an Hähnchen aus den Niederlanden stiegen die Einfuhren von lebenden Hähnchen im ersten Halbjahr 2023 wieder um 8 Prozent auf 220.000 Tonnen. Dies war hauptsächlich auf eine starke Erholung des Angebots aus Deutschland um 25 Prozent auf 180.000 Tonnen zurückzuführen.

Hähnchen in Supermärkten: weniger Volumen, mehr Wert

Die Nachfrage nach frischem Hähnchenfleisch in niederländischen Supermärkten ging von Januar bis Juli im Vergleich zum Vorjahr um 9 Prozent zurück. Die Einführung der teureren Hähnchen mit dem 1-Stern-Label Beter Leven und die immer noch hohen Futterkosten spielten dabei eine Rolle. Die höheren Preise für frisches Hähnchenfleisch ließen den Umsatz im Supermarktsegment um 11 Prozent stark ansteigen. Das Volumen von Hähnchenfleisch ging stärker zurück (-9 Prozent) als das von Schweine- und Rindfleisch (-4 Prozent) und Fleischersatzprodukten (-1 Prozent). Wertmäßig wächst das Hähnchensegment jedoch schneller als diese Fleischsorten.

Die Rabobank geht davon aus, dass der Druck im Massensegment des Marktes aufgrund des weiteren Anstiegs der Importe aus der Ukraine und der Produktionsausweitung in Polen anhalten wird.

Teurere Produkte unter Druck

Der Markt für Geflügelfleisch ist weiterhin auf den Preis ausgerichtet. Sowohl die Verbraucher als auch die Kunden aus dem Einzelhandel, dem Großhandel und der Gastronomie versuchen, die Kosten zu senken. Teurere Produkte, Konzepte und Vertriebskanäle stehen daher unter Druck, während preisgünstigere Produkte an Attraktivität gewinnen. Dies kann zu Verschiebungen bei den Produktkäufen führen.

Vogelgrippe

Der wichtigste Faktor, der die Aussichten verändern könnte, ist ein möglicher Ausbruch der Vogelgrippe im Geflügelsektor in Brasilien, in einem der südlichen Bundesstaaten oder in einem anderen Exportland wie der Ukraine. Wenn dies geschieht und ein Land mit Beschränkungen in der EU oder auf den Importmärkten in Asien oder im Nahen Osten konfrontiert wird, wird dies einen Preisanstieg auf dem europäischen Brustfleischmarkt oder auf den internationalen Märkten für ganze Hähnchen, Hähnchenflügel und Hähnchenfüße zur Folge haben. Dies könnte plötzlich zu Exportmöglichkeiten für die EU führen, was indirekt den Preis in die Höhe treibt.

Futtermittelpreise gefallen

Die Futtermittelpreise sind seit dem ersten Quartal 2023 um mehr als 15 Prozent gefallen und liegen nun mehr als 20 Prozent unter dem Niveau von 2022. Die Hauptgründe dafür sind die gute Soja- und Maisernte in Brasilien, eine ausgezeichnete Maisernte in den USA und eine enttäuschende Nachfrage nach Getreide und Ölsaaten, insbesondere aus China. Dies hat einen gewissen Spielraum für die Erholung der Lagerbestände auf dem Weltmaismarkt gelassen.

Die Preise für Sojabohnen haben sich etwas stabilisiert, nachdem sie im vergangenen Jahr aufgrund des guten brasilianischen Angebots und insbesondere aufgrund der Trockenheit in den USA in den typischen Maisanbaugebieten stark gefallen waren. Der Preis für Weizen ist in den letzten Monaten weiter gesunken, trotz der Turbulenzen aufgrund der Abhängigkeit von den Schwarzmeerlieferungen in der Ukraine und Russland. Der von Russland aufgekündigte Getreidekorridor hat nicht zu höheren Preisen geführt.

Obwohl die Futtermittelpreise deutlich gesunken sind, sind sie immer noch historisch hoch. Der Spielraum für einen weiteren Rückgang der Futtermittelpreise scheint aufgrund des großen Angebots an Mais und Weizen begrenzt zu sein. Allerdings werden die Futtermittelpreise nicht mehr so stark sinken wie in den letzten Monaten, erwartet die Rabobank.

Tom Schotman
Bild: Albert Heijn

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