Die niederländische Rabobank beurteilt regelmäßig die Aussichten sowohl der niederländischen als auch der europäischen Masthähnchenhalter. Ihre Einschätzung im ersten Geflügel-Quartalsbericht des Jahres 2023 lautet: Aufgrund der Vogelgrippe in Europa und Lateinamerika und der hohen Kosten bleibt das Geflügelangebot weltweit knapp, während die Nachfrage nach Geflügel so hoch ist wie nie zuvor. Dennoch gibt es Herausforderungen für Geflügelhalter.
Rabobank: Überdurchschnittliches Jahr 2023 für Masthähnchenhalter
Die Situation in der niederländischen Hähnchenmast hat sich nach den Angaben der Rabobank im vergangenen Jahr deutlich verändert, weil viele Betriebe auf das Beter-Leven-Konzept umgestellt haben. Infolgedessen ging das niederländische Angebot an Masthähnchen und Geflügel zurück. Auch im Jahr 2023 werde es noch mehrere Umstellungen geben, um die verbleibenden Einzelhändler zu beliefern, wenn diese ebenfalls umstellen. Aufgrund der positiven Marktaussichten erwarten wir für die niederländische Hähnchenmast ein überdurchschnittlich gutes Jahr 2023", so Jeroen van den Hurk, Geflügelspezialist bei der Rabobank.
Vogelgrippe in Lateinamerika wird sich in Europa auswirken
Ein großes Problem für den Geflügelhandel sei derzeit die Ausbreitung der Vogelgrippe in Lateinamerika. Die meisten Länder in dieser Region seien inzwischen von der Vogelgrippe betroffen, und Argentinien und Chile (die auch nach Europa exportieren) seien vorübergehend ausgestiegen. "Die große Frage ist, ob auch Brasilien betroffen sein wird", sagt Van den Hurk. "Wenn Brasilien von der Vogelgrippe betroffen ist, vor allem in den südlichen Bundesstaaten, wo mehr als 60 Prozent der Produktion angesiedelt sind, könnte dies große Auswirkungen auf den weltweiten Handel mit Geflügel und die Versorgung Europas haben", so Van den Hurk. Je nach Anzahl und Ort der Ausbrüche könnte dies zu hohen Hähnchenpreisen und einer eingeschränkten Verfügbarkeit auf dem Weltmarkt führen, insbesondere bei Brustfleisch und ganzen Hähnchen. Dies wird sich auch auf den europäischen Markt auswirken, mit wahrscheinlich höheren Preisen und mehr Möglichkeiten für Exporte aus Europa.
Aussichten für den europäischen Geflügelmarkt recht positiv
Die Aussichten für den europäischen Geflügelmarkt bleiben nach Aussagen des Rabobank-Experten recht positiv, obwohl das zunehmende Angebot die Preise und Margen unter Druck setzen wird. Dies liege auch an den anhaltend hohen Futtermittelpreisen.
Die Produktion in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden sei im letzten Jahr zurückgegangen, während die Produktion in Polen im vierten Quartal 2022 höher war. Dieser Trend setze sich in der ersten Hälfte des Jahres 2023 fort, wobei insbesondere das Angebot aus Polen hoch sei. Außerdem seien viele polnische Erzeuger inzwischen voll ausgelastet und führen neue Expansionsprogramme durch. Darüber hinaus erwartet die Rabobank, dass weiterhin viel Hähnchenfleisch aus der Ukraine in die EU gelangen wird.
"Der Schlüssel für die Erzeuger wird darin liegen, das Angebot so weit wie möglich im Gleichgewicht mit dem Markt zu halten", sagt Van den Hurk. Dies sei besonders in den europäischen Sommermonaten wichtig, wenn das Risiko der Vogelgrippe geringer ist und die Erzeuger dazu neigen, ihre Produktion auszuweiten.
Ukrainekrieg und Inflation
Laut Rabobank wird es im weiteren Verlauf des Jahres auch neue Risiken für die Inflation der Gestehungskosten und insbesondere der Energiepreise geben. Dies hängt jedoch vor allem von der Entwicklung des Krieges in der Ukraine ab und davon, ob Europa seine Energieversorgung wieder aufstocken muss.
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