Johannes Meinderink aus der Grafschaft Bentheim mästet Hähnchen. Vergangenen Herbst stand er auf einer regionalen Landwirtschaftsmesse mit auf dem Podium bei einer Diskussion um die hohen Energiekosten. Wir haben jetzt nachgefragt, wie der Winter bei ihm gelaufen ist.
Energiekosten: „Ganz entspannt durch den Winter“
„Im Sommer und Herbst waren wir auch etwas angespannt, was der Gasmarkt macht. Aber im Nachhinein war es richtig, Ruhe zu bewahren. Nicht alle Berufskolleginnen und Berufskollegen sind so entspannt durch den Winter gekommen wie wir,“ weiß Johannes Meinderink. Der junge Landwirt bewirtschaftet zusammen mit seinen Eltern einen Betrieb nahe der niederländischen Grenze in der Grafschaft Bentheim (Niedersachsen). Haupterwerbszweig ist die Hähnchenmast mit aktuell rund 65.000 Mastplätzen.
Heiztechnisch eine Herausforderung: Zwei Louisiana-Ställe
Gemästet wird zum einen in zwei älteren Ställen, die 1992 und 2000 gebaut wurden. Es sind Louisiana-Ställe, also Offenställe. Diese Bauart war Anfang der 90er Jahr noch öfter anzutreffen in der Hähnchenmast. Heute sind sie nur noch vereinzelt in Nutzung.
Zum anderen konnte Familie Meinderink im vergangenen Jahr noch einen neuen Stall mit 30.000 Mastplätzen im Außenbereich rund 300 m von der Hofstelle entfernt bauen. Das Baugenehmigungsverfahren war langwierig, letztlich passte es aber an dem Standort emissionsmäßig. Und es gab keinen Einspruch von Anwohnern: „Eher das Gegenteil war der Fall,“ erzählt der 28-Jährige. Man kennt sich im Ort, ist integriert und die Tierhaltung als Bestandteil der Landwirtschaft ist akzeptiert. Im neuen Stall werden Hähnchen nach den Vorgaben der Initiative Tierwohl gemästet.
In den beiden älteren Ställen am Hof stehen langsam wachsende Tiere für ein Tierwohl-Programm in den benachbarten Niederlanden. Die Besatzdichte ist entsprechend reduziert. Statt der hier 50.000 genehmigten Mastplätze werden nur 35.000 Tiere gehalten.
Schon vor sechs Jahren Wärmetauscher verbaut
„Bei den älteren Ställen haben wir bereits vor einigen Jahren die Jalousien an den Längsseiten durch Sandwichplatten ersetzt. So können die Ställe zumindest etwas dichter geschlossen werden, berichtet Johannes Meinderink. Dennoch ist der Energieverbrauch, auch wegen der deutlich reduzierten Besatzdichte, hier Einiges höher als im neuen Stall. „Mit den Erfahrungen aus meinem Ausbildungsbetrieb haben wir uns vor sechs Jahren dazu entschlossen, Wärmetauscher bei den vorhandenen Ställen anzubauen“, erzählt er. Damals gab es eine Förderung für Energiespar-Maßnahmen.
Die beiden Louisiana-Ställe sind lang und relativ tief. Deshalb sorgt ein an den Wärmetauscher angeschlossenes Rohr (Durchmesser 35 cm, siehe Foto) für die gleichmäßige Verteilung der angewärmten Zuluft im Stall. Es ist an der Decke aufgehängt und läuft längs durch den kompletten Stall. Kleine Öffnungen geben die angewärmte Luft frei. Die beiden Wärmetauscher stehen jeweils mittig an der Längsseite der Ställe.
„Das war damals eine sehr gute Entscheidung“, sagt Meinderink. Der Gasverbrauch reduzierte sich – bei etwas höheren Stromkosten - um etwa die Hälfte. Außerdem sind die Ställe seitdem deutlich besser trocken zu halten und der Ammoniak-Gehalt der Stallluft liegt dadurch niedriger. „Deshalb sind Wärmetauscher in den Niederlanden auch als emissionsmindernde Maßnahme anerkannt,“ weiß Meinderink vom niederländischen Hersteller. Beheizt werden die beiden Ställe am Hof mit herkömmlichen Gaskanonen. In den ersten drei Wochen der Mast läuft die Lüftung ausschließlich über die Wärmetauscher.
Gas- und Stromeinkauf über Makler
Ein weiterer wichtiger Punkt, warum die Familie angesichts der steigenden Energiepreise im letzten Jahr ganz ruhig blieb, ist ihr „günstiger“ Tarif. Ein Energie-Makler verhandelt mit den Anbietern am Markt über Preise und Liefermengen. „Davon profitieren wir sehr,“ so Meinderink. Der Kontakt dazu entstand über die Erzeugergemeinschaft für Schlachtgeflügel Twist Bentheim.
Eine Kleinigkeit, aber sinnvoll: Im vergangenen Herbst wurden in den beiden älteren Ställen die Temperatur- und Raumfeuchte-Fühler überprüft und teils ausgetauscht, sie arbeiteten nicht mehr genau.
Meßventilator im neuen Stall sinnvoll
Im neugebauten Stall sind bisher sieben Durchgänge – sehr gut - gelaufen. Ob hier auch ein Wärmetauscher nachgerüstet wird, haben Meinderinks noch nicht entschieden, der neue Stall ist sehr gut wärmegedämmt. Hier gab es im letzten Herbst lediglich ein „Feintuning“ des Klima-Computers mithilfe des Stalleinrichters. Auch hier ist die Devise, um Heizkosten zu sparen und trotzdem ein optimales Stallklima für die Tiere zu gewährleisten: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig lüften.“ Optimiert wird die Feinabstimmung durch einen Messventilator im Abluftturm, den sie hier eingebaut haben.
„Den haben wir in den älteren Ställen natürlich nicht. Aber mein Vater arbeitet seit Jahrzehnten mit den Ställen, wir wissen sehr genau, wie sie laufen, an welchen Stellen wann nachjustiert werden muss. Das funktioniert mindestens genauso gut,“ lacht Johannes Meinderink.
Reagieren
Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.