Hähnchenmast: Energiesparen im Stall funktioniert

22 Dezember 2022
Masthuhn
Eine Plane teilt einen Hähnchenstall

Für viele Hähnchenmäster bedeuten die stark gestiegenen Energiepreise eine erhebliche Verteuerung der Produktion. Wer für die ersten 14 Tage der Mast nur die Hälfte des Stalles nutzt, kann eine Menge Gas sparen.

Thomas Korte öffnet vorsichtig die Plane, mit der er seinen Hähnchenmaststall in der Mitte durchgeteilt hat. Die eine Woche alten Küken befinden sich nur in der hinteren Hälfte des Stalles – und auch nur die hintere Hälfte wird beheizt. Dort sind es wohlige 34 °C, die Küken sind hier munter unterwegs. Im vorderen Teil des Stalles, der nicht beheizt wird, liegt die Temperatur bei geschätzt etwa 12 °C - draußen bewegt sie sich um den Gefrierpunkt.

Korte mästet im emsländischen Surwold in vier Ställen Hähnchen. Zwei neuere Ställe werden von der eigenen Biogasanlage mit Wärme versorgt. Dort sind Fußbodenheizungen eingebaut. Aber zwei ältere Ställe direkt auf dem Hof für 20.500 bzw. 21.500 Tiere werden mit Gas beheizt – momentan bekanntlich eine teure Angelegenheit.

„Unser Vermarkter hatte schon im Frühjahr/Sommer mit den Mästern diskutiert, was man den sich abzeichnenden hohen Gaspreisen entgegensetzen kann. Die Idee, den Stall für die ersten Tage der Mast durchzuteilen und nur eine Hälfte zu nutzen, war dabei aufgekommen,“ erzählt er. Dem standen neben Fragen der praktischen Umsetzung auch rechtliche Vorgaben im Wege, wie etwa die vorgeschriebene Zahl an Tränken und Futterstellen.

Korte, der zum Vorstand des Landesverbandes der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW) gehört, und seine Mitstreiter im Verband konnten erreichen, dass das Land Niedersachsen per Erlass die angedachte Praxis des Stallteilens erlaubte. „Alle sind gefordert, Energie zu sparen, wo es möglich ist,“ betont Korte und lobt die pragmatische Entscheidung des Landes. Der Erlass besagt, dass Hähnchenküken die ersten 14 Tage nach Einstellung aus Gründen der Energiekosteneinsparung mit reduzierter Tränke- und Futterstellenzahl gehalten werden dürfen. Ein Blick in den durchgeteilten Stall von Korte zeigt, dass ausreichend Wasser- und Futterstellen da sind, nirgendwo gibt es Gedränge.

Zwei Testdurchgänge schon im Sommer

Um zu schauen, ob das Ganze auch praktikabel ist, startete Korte im Sommer zwei Testdurchgänge. Für das Abtrennen der Stallhälfte nutzt er eine Folie, die ansonsten als Wetterdach für Biogas-Gärbehälter genutzt wird. Sie ist strapazierfähiger als LWK-Plane. LKW-Plane eignet sich ansonsten auch für die temporäre Abtrennung im Stall. Korte hat die Folie passend für seine Stallmaße zugeschnitten und zur Aufhängung mit Ösen versehen. An der Stalldecke wurden entsprechend Haken montiert.

Der Folienvorhang besteht aus zwei Teilen, die sich in der Mitte überlappen. Durch diese Öffnung werden die Eintagsküken nach dem Aufheizen in die hintere Stallhälfte gebracht. Korte musste in einem Stall eine der drei Gaskanonen um etwa 6 m versetzen, damit für den zu beheizenden Stallteil zwei Gaskanonen da sind. Die verbleibende Gaskanone im vorderen Stallteil wurde abgeklemmt – ebenso der Temperaturfühler. Die Zuluftklappen in der ungenutzten Stallhälfte setzte Korte mit Winkeln fest.

Thomas Korte testete schon im Sommer probeweise das Durchteilen des Stalles für die ersten 14 Tage der Mast, jetzt läuft der erste „echte“ Winterdurchgang, das System funktioniert.
Der Stall von Kortes wird zum Einstallen neuer Küken zunächst in der Mitte abgetrennt, ab Tag 11 wird der Folienvorhang stückweise geöffnet, um dann auch die vordere Stallhälfte mit aufzuheizen.
Auch bei Nutzung nur einer Stallhälfte zum Start der Mast verteilen sich die Küken gut auf der vorhandenen Stallfläche. Durch das Abtrennen werden erhebliche Gasmengen gespart.
In der unbelegten Stallhälfte bilden sich durch Kondenswasser feuchte Stellen entlang der Außenwand. Um Schimmel vorzubeugen, wird Korte die Einstreu hier zunächst wegschieben.
In der unbelegten Stallhälfte laufen die Futtertröge einmal voll, das ist aus hygienischer Sicht kein Problem, so Korte.
Die Zuluftöffnungen im vorderen Stallteil sind mechanisch verschlossen, die Winkel können später einfach wieder entfernt werden.

Eingestreut werden Kortes Ställe schon seit längerem mit Strohpellets, die sich aufgrund ihrer Saugfähigkeit bewährt haben. Der gesamte Stall wird wie üblich eingestreut, auch die Futtertröge laufen im unbelegten Stallteil voll. „Das ist kein Problem,“ sagt er. Das Futter ist trocken und zeigt keine Anzeichen von Verderbnis. In seinen Testdurchgängen im Sommer brauchten die Küken drei bis fünf Tage, um sich nach Öffnen des Vorhangs im ganzen Stall zu verteilen.

Problem: Bildung von Kondenswasser

Für Thomas Korte heißt das, dass er im jetzigen Durchgang ab Tag 11 damit beginnt, die unbelegte Stallhälfte aufzuheizen. Dazu öffnet er den „Vorhang“ zunächst an beiden Seiten nur etwas, bevor er ganz weggenommen wird. Das Tränkwasser, das vorne dann 14 Tage in der Leitung gestanden hat, lässt er einmal ablaufen und spült mit einem Hygienezusatz durch. Jetzt im Winter hat sich gezeigt, dass es an den Außenwänden in der unbelegten, kalten Stallhälfte Kondenswasserbildung gab. Das verursachte Schimmel auf den Strohpellets direkt an der Wand. „Das müssen wir jetzt entfernen. Die Kondenswasserbildung kann man nicht verhindern. Im nächsten Durchgang werden wir im unbeheizten Stallteil die Einstreu an den Außenwänden vor dem Einstallen wegschieben, damit sollte das Problem Schimmel dann erledigt sein“, sagt der Mäster.

In den Probedurchgängen im Sommer betrug die Gasersparnis ca. 30 %. Dies ist eine Schätzgröße anhand der Laufzeiten der Gaskanonen, die aufgezeichnet werden. Jetzt im Winter wird die absolute Ersparnis noch deutlich höher sein, da absolut mehr Gas pro Durchgang gebraucht wird. Angesichts der geringen Anschaffungskosten und der Arbeitszeit, die er für das Teilen des Stalles investieren muss, ist das Ganze auf jeden Fall ein lohnenswertes Geschäft, so Korte.

Gut findet er außerdem, dass eben auch deutlich Energie gespart werden kann. „Da sind heute alle gefordert, Möglichkeiten zu finden und zu nutzen, im privaten genauso wie im gewerblichen oder industriellen Bereich,“ betont er. Die deutsche Geflügelbranche sieht sich dabei in der besonderen Verantwortung, einen wesentlichen Teil der nationalen Ernährungssicherheit zu garantieren. Der NGW hat allein für die niedersächsische Geflügelwirtschaft, einschließlich der Geflügelfutterherstellung, einen Jahresbedarf von rd. 1,74 Mio. Megawattstunden (MWh) Gas ermittelt.

Gasbedarf der Geflügelbranche ermittelt

Über den Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft wurden für die deutsche Geflügelwirtschaft insgesamt rund 2,75 Mio. MWh berechnet. Diese Zahlen wurden der Bundesnetzagentur bereits im Sommer mitgeteilt, um auch bei möglichen Engpässen in der Versorgung die Geflügelwirtschaft mit Gas versorgt zu wissen, berichtet Korte. Dabei sind die Produktionsschritte über die Brütereien, die Aufzucht, die Mast und Legehennenhaltung sowie die Schlachtung und Verarbeitung eng miteinander verzahnt. Energiebedingte Störungen würden sich unmittelbar auf den Gesamtbereich auswirken. Schon mit dem Beginn des Brutvorgangs bestehe aus Tierschutzgründen die Verpflichtung, das Tier bis zur ordnungsgemäßen Schlachtung zu führen, gibt Korte zu bedenken.

Land und Forst / Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Land und Forst / Christa Diekmann-Lenartz

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