Der niederländische Landwirt Ab van Kruistum zieht seine Bio-Junghennen seit über 17 Jahren problemlos auf, ohne dass ihnen die Schnäbel behandelt wurden. Sein Rezept: "Ich unternehme täglich mindestens zwei Kontrollgänge, um tote Tiere so schnell wie möglich aus dem Stall zu entfernen. Zusammen mit dem Einsatz von Picksteinen und Luzerneballen verhindere ich so das Picken", sagt er.
Eine wunderschöner Aufzuchtstall schmückt seit kurzem den Hof der Familie Van Kruistum in Woudenberg in der niederländischen Provinz Utrecht. Der nagelneue Stall beherbergt seit Anfang Juli 25.000 Bio-Junghennen. Neben den Junghennen hält die Familie auf ihrem Hof in Woudenberg 500 Kälber und 750 Mastschweine. Am Heimatstandort, ein paar Kilometer entfernt, werden weitere 38.000 Bio-Aufzuchthühner und 600 Kälber gehalten. Vater Ab (48) und seine Frau Elly van Kruistum-De Greef (47) kümmern sich um den Heimbetrieb. Sohn Evert (22) und Schwiegertochter Esmée van Kruistum-Van Enk (22) kümmern sich um den Standort Woudenberg.
Ab van Kruistum begann 2006 mit der Junghennenaufzucht und verzichtete von Anfang an auf das Kürzen der Schnäbel. Nach ersten Erfahrungen mit dem Verhalten der Tiere sieht Van Kruistum in seinen Aufzuchtställen heute kaum noch Picken. "Wir legen Picksteine und Luzerneballen in unsere Aufzuchtställe und entfernen Verlusttiere immer so schnell wie möglich. Wenn Hennen tote Artgenossen picken, sehen sie Blut glänzen. Das kann zum Picken führen. Deshalb mache ich jeden Tag mindestens zwei Kontrollgänge, um tote Vögel aus dem Stall zu entfernen", ergänztt Van Kruistum.
In der ersten Woche führt Van Kruistum mindestens vier Kontrollgänge durch seine Ställe durch. "Von einem guten Start profitiert man die ganze Runde", fügt sein Sohn hinzu. In der ersten Woche streut Ab van Kruistum täglich Futter auf Papier ein. "Den Küken darf es an nichts fehlen, damit sie von Anfang an gut wachsen", sagt er. Er bevorzugt es, wenn die Junghennen der Wachstumskurve etwas voraus sind.
Lieber braune Hühner
Van Kruistum verfügt über 17 Jahre Erfahrung in der Aufzucht von Legehennen. Während viele Züchter weiße Hühner bevorzugen, präferiert er braune Hühner. "Braune Hühner sind ruhiger als weiße", sagt er. "Wenn ich feststelle, dass die Hühner zu unruhig sind, reduziere ich die Lichtintensität im Stall um 20 bis 30 Prozent. Auf diese Weise verhindere ich das beginnende Picken.“
An extrem heißen Sommertagen mischt der Züchter Aspirin ins Trinkwasser. "Das hilft den Tieren, die Hitze besser zu ertragen. Wir hatten noch nie hohe Ausfallraten während oder nach heißen Sommertagen, auch dank des Aspirins."
Van Kruistum hat keine Nebelkühlung in seinen Ställen. Auch im neuen Aufzuchtstall hat sich die Familie nicht dafür entschieden. "Die Besatzdichte in der Aufzucht ist viel geringer als in Legehennen- oder Mastställen. Die Belüftung ist ausreichend für ein angenehmes Stallklima an heißen Sommertagen", begründet Van Kruistum seine Entscheidung. "Vielleicht ist die Nebelkühlung nützlich, wenn es draußen 40 Grad Celsius hat und die Hennen dann 16 oder 17 Wochen alt sind. Aber das passiert so gut wie nie. Im Sommer ist es selten heißer als 35 Grad. Und wenn doch, dann sind die Hühner 16 oder 17 Wochen alt.
Garantiekontrakt
Für den Kauf der Aufzuchthennen hat Van Kruistum einen Dreijahresvertrag mit der Brüterei Verbeek abgeschlossen. Darin wird ihnen ein Einkommen von 45 Wochen garantiert. Letztes Jahr, als die Nachfrage nach Bio-Aufzuchthennen aufgrund der schlechten Erträge mit Bio-Legehennen viel geringer war, hat die Familie die Vorteile eines solchen Vertrags erfahren. "Wir waren von September letzten Jahres bis Ende März dieses Jahres über sechs Monate lang unbesetzt, aber wir bekamen eine Entschädigung für 45 Wochen", sagt die Familie.
Statt 38.000 Bio-Hühnern dürfe er 50.000 Hühner aus konventioneller Aufzucht an seinem Heimatstandort in Overberg aufstellen, doch dafür gebe es kaum Nachfrage, sagt Van Kruistum. "Aufgrund der hohen Eierpreise haben nur wenige Legehennenhalter ihre Hühner ersetzt, sondern sie länger gehalten."
Trotz der schwierigen Situation für die Bio-Legehennenhaltung ist Van Kruistum nicht verzweifelt: "Die Erträge mit Bio-Eiern ziehen an, ebenso wie die Nachfrage nach Bio-Aufzuchthennen. Außerdem erwarten Marktexperten, dass die Nachfrage nach Bio-Eiern in den Niederlanden und in Deutschland in den kommenden Jahren weiter steigen wird."
Keine Wachstumspläne
In den kommenden Monaten wollen Vater und Sohn zunächst die Arbeit im neuen Aufzuchtstall erlernen. Ab van Kruistum hält sich mit weiteren Wachstumsplänen zurück. "In den vergangenen 20 Jahren habe ich meiner Frau oft gesagt, dass unser Betrieb jetzt groß genug ist. Dann haben wir jedes Mal weitere Schritte unternommen", sagt er mit einem breiten Lächeln. "Wir haben hier in Woudenberg eine Genehmigung für 1.500 Mastschweine und 800 Kälber - also 750 Schweine und 300 Kälber zusätzlich. Aber jetzt soll erst einmal der neue Aufzuchtstall gut laufen."
Mit Personal will die Familie nicht arbeiten. "Wir haben samstags einen Wochenendhelfer, das geht gut. Aber wir wollen die Arbeit mit den Tieren weiterhin als Familie machen können", sagt Van Kruistum. "Gutes Personal ist schwer zu finden. Und wenn man einen hat, der nach einer langen Einarbeitungszeit fast alles kann, geht er oft wieder. Dann ist man immer noch auf sich allein gestellt", ergänzt Evert. Sollte sein Vater einmal aufhören, hat er noch zwei Brüder, von denen einer Interesse an einer Mitarbeit im Familienbetrieb haben könnte.
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