COPA: Mit starkem Agrarkommissar Ernährung sichern

04 Juli 2024
Gesellschaft
Copa_Agrarkommissar

Die Präsidentin des europäischen Bauernverbandes COPA, Christiane Lambert, fordert einen „starken“ Agrarkommissar in der nächsten EU-Kommission. Sie betont die steigende Bedeutung von Ernährungssicherheit und Landwirtschaft.

Die Französin Christiane Lambert ist die erste Frau an der Spitze des größten Bauernverbandes der EU, COPA („Comité des organisations professionnelles agricoles“). Ihr Mandat begann 2019 im ersten Jahr der Pandemie, setzte sich mit dem Ausbruch eines Krieges in Europa und mit den Protesten der Landwirte auf dem ganzen Kontinent fort.

In einem Interview mit dem EU-Nachrichtendienst Euractiv sagte Christiane Lambert jetzt, dass die EU-Politiker 2019 nur von Umwelt gesprochen hätten und dachten, dass die Ernährungssicherheit kein Problem sei. Nach der Pandemie und nach der russischen Invasion in der Ukraine habe es eine Umkehr gegeben: Alle EU-Regierungen sehen Ernährungssicherheit und die Lebensmittelproduktion nun als genauso wichtig an wie die Umwelt.

Ernährungssicherheit auf der strategischen EU-Agenda

Das Comeback der Ernährungssicherheit spiegelt sich auch in der strategischen Agenda 2024-29 wider, die von den Staats- und Regierungschefs der EU am 28. Juni besiegelt wurde.

Aufgrund dieses Perspektivwechsels forderte Lambert „einen starken Agrarkommissar“ für die kommende Amtszeit. „Wir möchten, dass er Vizepräsident der Kommission wird“, jemand, der für die Lebensmittelversorgungskette zuständig ist, denn diese müsse jetzt stärker berücksichtigt werden.

Zu den Themen dabei gehört auch die Frage des Gleichgewichts der Marktmacht in der Lebensmittelversorgungskette. Die EU hat 2019 eine Richtlinie zum Schutz des Einkommens der Landwirte verabschiedet. Das Einkommen der Landwirte betrage „nur 60 Prozent des Durchschnitts“ und die Richtlinie gehe „nicht weit genug“, so Lambert. In vielen Ländern, fügte sie hinzu, verpflichten sich die Akteure der Lebensmittelkette, die Produktionskosten zu berücksichtigen. Sie wollten die Landwirte mit „einem guten Preis“ entlohnen. Lambert forderte jedoch Regelungen auf EU-Ebene.

Schutz für die EU-Produktion, nicht Protektionismus

Auf die Frage, ob die Betonung der Lebensmittelsicherheit und -souveränität nicht in Protektionismus ausarten könnte, antwortete Lambert: „Wenn man von Souveränität spricht, bedeutet das, dass man eine politische Entscheidung braucht, die besagt, dass die Landwirtschaft wichtig ist“.

Lambert lehnt nicht nur Protektionismus ab, sondern hat auch kein Verständnis für Nationalismus. „Europa ist der notwendige Horizont für die Landwirte“, sagte sie. „Wenn wir nur nationalistische Parteien nebeneinander haben, ist das eine Addition von egoistischen Menschen. Und das macht keine geeinte Familie.“

Lambert wird im September diesen Jahres nach vier Jahren ihr Amt als COPA-Präsidentin abgeben. Der Verband hat 60 Mitgliedsorganisationen aus EU-Ländern sowie 36 Partnerorganisationen aus anderen europäischen Ländern wie Island, Norwegen, der Schweiz und der Türkei. Insgesamt vertritt COPA mehrere Millionen Landwirte in der EU.

Geflügelnews
Bild: AdobeStock_TingYi

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