Auch in Belgien protestieren die Landwirte gegen die Agrarpolitik. In den vergangenen Tagen blockierten Bauern in vielen Städten, darunter Brüssel und Gent, mit ihren Traktoren die Straßen. Weitere Aktionen sind für die laufende Woche geplant. Ursachen für den Unmut der Branche sind unter anderem der voraussichtlich weiter zunehmende bürokratische Aufwand und Investitionsdruck durch die Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie sowie das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (NRL).
Zuletzt stand vor allem die Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie durch die flämische Regierung in der Kritik. Nach der Verabschiedung des Stickstoffdekrets in der vergangenen Woche hat sich die Enttäuschung unter den Landwirten in Handlungsbereitschaft verwandelt. Die Landwirte fühlen sich von der Politik nicht respektiert und sind frustriert. Die Politik überschwemme die Bauern mit einem Tsunami von Vorschriften und Papierkram, der sie von ihren Feldern oder Ställen fernhalte, so die Bauern.
Das dafür vom Parlament verabschiedete Stickstoffgesetz gebe dem Berufsstand nicht die notwendige Rechtssicherheit, hieß es. Die Bauernverbände Algemeen Boerensyndicaat (ABS) und Boerenbond (BB) kündigten an, dagegen beim Verfassungsgericht zu klagen. Ferner müsse die Branche ständig mit Billigimporten konkurrieren, die in Drittländern zu viel niedrigeren Standards hergestellt würden.
Verkehrsblockaden
Viele aktive Bauern haben in den letzten Tagen große Störungen auf den belgischen Autobahnen verursacht, unter anderem auf dem Ring um Brüssel. Auch in Flandern gibt es Protestaktionen. So blockierten wütende Bauern in Turnhout kürzlich ein Verteilzentrum des Discounters Aldi.
Wie aus dem am Montag (29.1.) vorgestellten flämischen Agrarbericht hervorgeht, bewerteten die flämischen Landwirte ihre Stimmung im Herbst 2023 auf einer Skala von 1 bis 10 im Durchschnitt mit 6,5; zehn Jahre zuvor hatte die Marke noch bei 7,5 gelegen. Damit waren die Bauern im Mittel weniger zufrieden als die gesamte flämische Bevölkerung, für die zuletzt ein Durchschnittswert von 7,3 ermittelt wurde. Dass es um die Psyche vieler Landwirte nicht gut bestellt ist, zeigt auch der starke Anstieg der Meldungen bei der Hilfsorganisation Boeren op een Kruispunt (Bauern am Scheideweg): 2022 gab es dort 302 Einzelmeldungen; das waren etwa doppelt so viele wie 2020.
Reagieren
Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.