Beim Ceres Award 2023 belegte ein österreichischer Geflügelbetrieb den zweiten Platz in der Kategorie „Geflügelhalter des Jahres 2023“– der Geflügelbetrieb von Leopold und Sonja Holzmann, der in einer beeindruckend schönen Berglandschaft im oberösterreichischen Mühlviertel liegt. Der Betrieb zieht seine Junghennen selbst auf und konnte seine Wertschöpfung mit Hilfe der betriebseigenen Teigwarenherstellung steigern. Auch seine Energie erzeugt er selbst.
Sonja Holzmann erinnert sich noch gut daran, wie ihre Schwiegereltern in den achtziger Jahren mit der Geflügelhaltung begonnen haben. Die Hühner, ein paar hundert an der Zahl, saßen damals aber noch in Käfigen. Später dann war der Betrieb Holzmann einer der ersten in Österreich, der auf Bodenhaltung umgestellt hatte und die Zahl der Tiere über die vielen Jahren kontinuierlich auf heute 30 000 steigerte.
Sanddornplantage spendet Schutz und Schatten
Aufgrund der großen Nachfrage nach Freilandeiern wurde vor geraumer Zeit ein zusätzlicher Stall für zweimal 4 000 Legehennen im Freilauf errichtet. Hier können die Tiere über den Scharrraum ins angrenzende Grünland gelangen, wo sie zwischen einer Sanddornplantage auch Unterschlupf etwa vor Raubvögeln und Schatten finden.
„Es war anfangs eine schwierige Zeit“, schildert Sonja Holzmann, weil zum Start der Freilandhaltung gerade die Corona-Krise ausgebrochen war. Die Betriebsleiterin hat Produktion und Management studiert, was sie am Betrieb gut einsetzen kann.
Insellage in den Bergen
Eine Besonderheit des Geflügelhofs Holzmann betrifft seine Lage: Etwa 700 Meter über dem Meeresspiegel befindet er sich inmitten eines Bergbauerngebietes, „wo rundherum Rinderhalter zuhause sind“. Niemand würde hier wohl einen Betrieb mit Geflügelhaltung vermuten – und Leopold Holzmann spricht denn auch von einer „Insellage“, die in seinen Augen große Vorteile bringt. Die Gefahr einer Seuchenansteckung sei hier oben gering, „weil wir in der Gegend weit und breit die einzigen Geflügelhalter sind“. Als Beweisführt er an, „dass wir seit über zehn Jahren keinen einzigen Antibiotikaeinsatzmehr hatten“. Seit geraumer Zeit ziehen die Holzmanns ihre Legehennen selbst auf, beziehen dazu Eintagsküken von einer Brüterei und ersparen damit Junghennen einen langen Transportweg. „Damit wir über das Jahr hinweg konstant Eierliefern können, halten wir verschiedene Altersgruppen“, betont das Betriebsleiterpaar.
Als Sonja und Leopold Holzmann vor etwa acht Jahren den Hof übernahmen, standen im Stall noch 22 Milchkühe plus Nachzucht. Schnell stellten die Landwirte fest, dass die Milchproduktion für ihren Betrieb ein Auslaufmodell war, der Arbeits- und Zeitaufwand im Anbindestall in keinem Verhältnis zur Wirtschaftlichkeit stand. „Wir hätten viel Geld in einen Laufstall investieren müssen“, so Leopold Holzmann.
Doch ganz mochte sich das Junglandwirtepaar noch nicht von den Rindern trennen und stieg 2017 von der Milchproduktion vorübergehend auf die Kalbinnenaufzucht um. Paralleldazu aber wurde der Legehennenbestand weiter aufgestockt. Schließlich beschloss man nach reiflicher Überlegung vor drei Jahren komplett von den Rindern zu trennen, weil die Arbeitsbelastung und der Druck zu groß wurden. „Wir wollten uns voll auf die Geflügelhaltung konzentrieren“, erzählt Betriebsleiter Holzmann. „Es war arbeitstechnisch nicht machbar.“
Hausgemachte Nudeln mit AMA-Gütesiegel
Ein weiteres Einkommensstandbein ist die Nudelproduktion, die im Laufe der Jahre kontinuierlich ausgebaut wurde. Dazu tätigte man Investitionen etwa in Verarbeitungs-, Trocknungs- und Verpackungsanlagen. Die Produktionspalette umfasst das gesamte Sortiment: von kurz bis lang, einfarbig oder bunt bis hin zu Klassikern und ausgefallenen Formen. Und Sonja Holzmann ist stolz darauf, „dass unsere Nudeln österreichweit die einzigen mit AMA-Gütesiegel sind“. Sowohl die Eier als auch die Teigwaren finden Abnehmer hauptsächlich in den Supermärkten, Gastronomie, Bäckereien und Großküchen, wobei kleinere Mengen auch direkt im Hofladen vermarktet werden. Entsprechende Auslieferungen werden hauptsächlich innerhalb Oberösterreichs getätigt.
Energieautark mit Hackschnitzeln und Photovoltaik
Zum Geschäftsmodell gehört auch, die Energie etwa für Betrieb, Wohnhaus, Nudelproduktion und Heutrocknungsanlage selbst zu erzeugen. Ziel war es, als regionaler Geflügelhaltungsbetrieb möglichst energieautark zu sein und nachhaltig zu wirtschaften, betont der Betriebsleiter. „Inzwischen produzieren wir so viel Strom, dass wir zwei Drittel davon verkaufen können“, erläutert er und betont, dass in absehbarer Zeit der Fuhrpark nur noch elektrisch fahren soll; eine Ladesäule steht schon bereit. Der Strom- und Wärmebedarf wird inzwischen komplett klimaneutral erzeugt, wozu eine Hackschnitzelanlage, eine Photovoltaikanlage und eine Biogasanlage beitragen, die mit Hühnermistgefüttert wird. Außerdem ist der Betrieb, in dem acht Mitarbeiterbeschäftigt sind, Hackschnitzelzulieferer des Fernwärmenetzwerks „Bioenergie Königswiese-Reichenau“.
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