„Als Vorreiter profitiere ich von dem höheren Preis“
11 September 2023
Niederlande
Jan Nieboer möchte ein Vorreiter sein. Deshalb wechselte er vor zwei Jahren zu 1-Stern Better Leven. "Als Vorreiter profitiert man oft von einem höheren Preis, um als Unternehmer über die Runden zu kommen", sagt er. Obwohl er mit dem Konzept zufrieden ist, gibt er auch einen Kommentar ab: "Ein Masthähnchen braucht keinen (überdachten) Auslauf."
"Ich wollte schon seit einiger Zeit auf 1-Stern-Better-Leven-Hähnchen umsteigen, weil ich wegen des höchsten Auszahlungspreises immer am oberen Ende des Marktes sein möchte", sagt Masthähnchenzüchter Jan Nieboer aus Alteveer im Südosten von Groningen (Niederlande). Der Landwirt hat auf seinem Betrieb Kapazitäten für insgesamt 76.000 Masthähnchen, der er in drei Ställen hält, die den Anforderungen des 1-Stern Beter Leven Qualitätszeichens entsprechen. Die Familie besitzt außerdem 150 Hektar Ackerland, von denen der größte Teil in ihrem Besitz ist. Hier bauen sie Weizen, Kartoffeln, Zuckerrüben und Zwiebeln an.
Spitze auf dem Markt
Bis Mitte 2015 hielt der Groninger 83.000 reguläre Masthähnchen in seinen Ställen. Nachdem die Supermärkte 2014 und 2015 auf ihre eigenen Hähnchenkonzepte umgestellt hatten, zog Nieboer mit ihnen um. Der Landwirt blickt zufrieden auf die Umstellung auf langsamer wachsende Masthähnchen im Jahr 2015 zurück: "Bei den normalen Masthähnchen hatten wir viel mehr Preisspitzen und -tiefs, wenn der Weltmarkt unter- und überversorgt war. Das hat mir nicht gefallen. Mit den langsam wachsenden Tieren habe ich jedes Jahr etwas verdient. Diese Stabilität gefällt mir viel besser."
Als die Supermärkte vor zwei Jahren ankündigten, ihre Hähnchenkonzepte einzustellen und auf Sternhähnchen umzustellen, musste Nieboer umsteigen. "Ich wollte nicht zu den normalen Masthähnchen zurückkehren. Ich mag die Preisspitzen und -einbrüche nicht. Außerdem erfordert die Pflege der langsamer wachsenden Küken weniger Zeit, so dass ich mehr Zeit für meinen Ackerbau habe. Das passt besser zu mir. Die geringere Besatzdichte erleichtert mir die Kontrollen. Auch die Ausfallrate ist geringer. Sie liegt jetzt zwischen 1 und 2 Prozent bei meinen Star-Küken. Bei unseren normalen Küken lag sie manchmal bei über 3 %, zum Beispiel aufgrund von Beinproblemen. Das liegt daran, dass die langsamer wachsenden Küken einer anderen und auch stärkeren Rasse angehören als die normalen Masthähnchenrassen", erklärt er.
Ein Überblick über den Hähnchen- und Ackerbaubetrieb von Jan und seiner Frau Tanja Nieboer, mit ihrem neuesten Haus auf der linken Seite. Die Familie baute ihren ersten Hähnchenstall (ganz rechts) 1992 und ihren zweiten 2011.
Da langsamer wachsende Küken ein besseres Gefieder haben, können sie empfindlicher auf extreme Hitze reagieren. Nieboer hat jedoch nie eine erhöhte Sterblichkeit bei seinen Star-Küken während einer Hitzeperiode festgestellt. "Die geringere Besatzdichte spielt dabei sicherlich eine Rolle. Die maximale Stallbelegung beträgt nur zehn Küken pro Quadratmeter. Das ist nur die Hälfte der Besatzdichte für normale Masthähnchen."
Weniger Wahlfreiheit
Die Entscheidung für Sternhühner hat jedoch nicht nur Vorteile. Zum Beispiel hat Nieboer jetzt viel weniger Wahlfreiheit. Der Käufer seiner Küken, der Schlachthof 2 Sisters Storteboom, hat ihm den Futtermittelhersteller und die Tierarztpraxis vorgeschrieben. Außerdem hat Nieboer nur noch die Wahl zwischen drei Brütereien. Der Groninger hatte Anfang 2017 gerade die Tierarztpraxis gewechselt, als 2 Sisters Storteboom im Mai desselben Jahres die Tierarztpraxis vorschrieb. "Damals habe ich mich darüber ziemlich geärgert. ", blickt Nieboer zurück. "Ein normaler Masthähnchenhalter kann den Futtermittelhersteller oder den Tierarzt wechseln, wenn die Dinge nicht nach Plan verlaufen. Ich kann das nicht, sondern muss das mit ihnen absprechen. Das ist ein Nachteil, aber bisher kann ich mich über meine Partner nicht beklagen." Nieboer sieht die eingeschränkte Entscheidungsfreiheit als selbstverständlich an. "Das ist eine Bedingung, das gehört dazu, wenn man an dem Konzept teilnimmt."
Einige Masthähnchenhalter-Kollegen kritisieren nicht nur die eingeschränkte Wahlfreiheit bei den Sterneküken, sondern auch deren Nachhaltigkeit: In den Jahren 2014, 2015 und 2016 stellten Supermärkte von konventionellen Hähnchen auf eigene, langsamer wachsende Hähnchenkonzepte um. Bereits acht Jahre später, in den Jahren 2022 und 2023, stand die Umstellung auf das Sternehuhn an, dessen überdachte Ausläufe vorschreibt. Die Landwirte fragen sich deshalb, wann wohl die nächste Umstellung anstehen wird und ob sich Investitionen überhaupt rentieren.
Jan Nieboer kann diese Bedenken nachvollziehen. Dennoch hat er mit seinem Schlachthof im August 2021 einen Fünfjahresvertrag über die Abnahme von Masthähnchen abgeschlossen. "Ich möchte gerne ein Vorreiter sein. Vorreiter erhalten anfangs oft einen höheren Preis, um sie zu überzeugen. Als Vorreiter profitiert man sofort von diesem höheren Preis und hat mehr Zeit, die Investition wieder hereinzuholen."
Tom Schotman
Bild:
Ellen Meinen
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